Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman
Autoren: Anne Hertz
Vom Netzwerk:
ich grinsend zu bedenken.
    »Wahrscheinlich hast du recht. Und wer könnte es ihm verdenken. Mich hättest du mit der Nummer auch kirre gemacht.« Tom guckt über die Schulter.
    Ich schaue verlegen zu Boden.
    »Das war schon ein ziemlich perfekter Plan.«
    »Aber ohne meinen Assistenten hätte es nicht geklappt. Das mit den Rosenblättern sah super aus. Dwaine musste einfach glauben, dass das Hotel die ganze Sache vorbereitet hat. Der Schampus und sogar noch ein Massageöl, auch der Seidenschal lag an der richtigen Stelle – Tom, exzellente Vorarbeit. Schade, dass du nicht mehr mein Volontär bist. Du würdest ein Spitzenzeugnis bekommen.«
    »Danke, Chefin, danke. Am meisten Sorge hatte ich, dass Dwaine nach der Show aus irgendeinem Grund einen Blick in seinen Kleiderschrank wirft. Spätestens da wäre ihm dann aufgefallen, dass alle Sachen weg sind.«
    »Ich glaube, das Letzte, was Dwaine im Sinn hatte, als wir auf das Zimmer gekommen sind, war, in seinen Schrank zu gucken.« Wir müssen beide lachen. Mittlerweile sind wir schon fast auf der Autobahn Richtung Hamburg. Ich merke, dass die Anspannung der letzten Stunden langsam von mir abfällt.
    »Was machen wir denn jetzt mit Dwaines Sachen?«, will Tom wissen.
    »Oh, ich habe ihm einen gelben Zettel auf das Manuskript vom Sahnehäubchen geklebt. Wenn ihn das mitleidige Hotelpersonal irgendwann wieder ins Zimmer lässt, kann er dort nachlesen, dass sich seine Klamotten schon auf direktem Wege zu einem Ort befinden, an den er auch ganz schnell verschwinden sollte: per Luftfracht nach Dallas, Texas. Aber bevor sich Dwaine darüber Gedanken machen kann, muss er jetzt sowieso erst einmal eine kleine Signierstunde überstehen.«
    »Was für eine Signierstunde?«
    »Ach, ich hatte zwischendurch noch eine gute Idee, unseren schönen Plan ein wenig aufzupeppen. Ich habe die Buchhändlerinnen von heute Abend mit ein paar Gästen eingeladen, Dwaine im Hotel zu besuchen. Es war bestimmt lustig. Schade, dass ich schon gehen musste.«
    Tom schüttelt den Kopf. »Wie gemein von dir.«
    »Ich finde, verglichen mit dem, was Dwaine mit mir vorhatte, war ich noch ganz nett.«
    »Du hast recht. Eigentlich hättest du ihn noch viel mehr bloßstellen müssen. Vielleicht vor seinem Saalpublikum. Dann hätte auch die Presse davon Wind bekommen – was meinst du, wie ihn das getroffen hätte. Das hätte ihn wahrscheinlich ruiniert.«
    Ich schüttele den Kopf. »Nein. Das wäre nicht mein Stil. Ich wollte ihm klarmachen, dass das mit mir nicht läuft. Dass ich eben nicht sein Sahnehäubchen bin. Aber Dwaine ruinieren? Nein, das wollte ich nicht. Was hätte ich auch davon? Höchstens, dass Maximal-PR auch noch den großen Presseauftrag los gewesen wäre. Da hätte ich mir selbst genauso mit geschadet. Du weißt schon – Möbelhaus forever. «
    »Und wenn er sein Buch jetzt trotzdem veröffentlicht?«
    »Das ist mir egal. Denn jetzt bin ich nicht mehr Shelley. Und darauf kommt es für mich an. Soll er doch machen, was er will, das interessiert mich nicht mehr.«
    Tom scheint darauf etwas sagen zu wollen, lässt es aber. Eine Weile schweigen wir beide, dann rafft er sich doch noch auf.
    »Interessiert es dich wirklich nicht mehr? Oder vielmehr … er? Bist du nicht doch noch ein bisschen traurig?«
    Bevor ich antworte, überlege ich. Bin ich traurig? Trauere ich Dwaine hinterher? Oder, genauer gesagt, Nils? Bin ich nicht eher gekränkt? In meinem Stolz? Es ist schwer zu sagen.
    War ich wirklich in Nils verliebt? Es war schön, von einem vermeintlich netten, attraktiven Mann begehrt zu werden. Ich hatte schon Ewigkeiten nicht mehr geflirtet, und es tat meinem Selbstbewusstsein saugut. Aber der Abend mit Tom, das Essen und der Spaziergang an der Elbe waren auch wunderschön. Hätte ich mich auch so zu Dwaine hingezogen gefühlt, wenn mir Tom nicht einen Korb gegeben hätte? Ich weiß es nicht. Und je mehr ich in mich hineinhorche, desto verwirrter bin ich.
    »Hallo, Erde an Nina! Sind Sie da draußen?«
    »Äh, ja. Ich denke immer noch über deine Frage nach und kann sie nicht so einfach beantworten. Richtig traurig bin ich nicht. Glaube ich. Also, das Gefühl, das ich momentan habe, ist jedenfalls kein Liebeskummer.«
    Tom nimmt kurz seine rechte Hand vom Steuer und drückt damit meine linke. »Weißt du was? Darüber bin ich richtig froh.«
    Ich schaue ihn von der Seite an.
    »Und weißt du was: ich auch!«

Epilog
    W enn es wieder richtig Sommer wird und die Tage endlich viel länger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher