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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman
Autoren: Anne Hertz
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durchgelesen. Und da war mir klar, was für ein falsches Spiel Dwaine mit dir spielt.«
    »Und dann bist du sofort ins Auto gesprungen? Warum hast du mich nicht einfach angerufen?«
    »Am Telefon hättest du mir die ganze Geschichte wahrscheinlich nicht geglaubt. Außerdem wollte ich dich nicht eine Sekunde mit dem Typen allein lassen«, sagt er mit Nachdruck. »Weißt du, ich war mir zu neunzig Prozent sicher, dass es in dem Buch wirklich um dich geht und sich Dwaine das nicht alles nur ausgedacht hat. Aber den letzten Beweis habe ich dann bekommen, als du gesagt hast, dass du nicht im Hotel Neumann eingecheckt hast. Guck mal hier.« Er blättert noch einmal in dem Stapel Papier, dann schiebt er mir ein Blatt rüber.
    Aber wie bereite ich sie perfekt vor, die Nacht der Nächte? Ein Zufall kommt mir zur Hilfe – eine gemeinsame Dienstreise nach Chicago steht an, zur Messezeit, also sind alle Hotels so gut wie ausgebucht. Ich besorge uns eine romantische Suite mit allem Drum und Dran in einem Luxushotel, dann storniere ich unsere Einzelzimmer in der Klitsche, in der wir normalerweise abgestiegen wären. Als Shelley einchecken will, stellt sie fest, dass unsere Buchung verlorengegangen ist. Wie furchtbar! Und wie gut, dass ich als Retter in der Not sofort für Ersatz sorgen kann. Mein Lohn ist mir sicher …
    »Dieses miese Schwein! Dieses miese, miese Schwein!« Ich merke, wie mir Tränen in die Augen steigen. Tom schaut mich mitfühlend an.
    »Das ist jetzt bestimmt ziemlich schlimm für dich. Aber wenn du jemanden brauchst, der Dwaine gleich richtig auf die Schnauze haut – ich bin dein Mann!«
    Durch meine Tränen hindurch muss ich lächeln. »Danke, das ist ganz reizend von dir. Aber wenn ich so recht darüber nachdenke, dann möchte ich die Rache selbst in die Hand nehmen. Ich weiß zwar noch nicht, wie, aber da fällt mir schon was ein.«
    »Verstehe ich. Selbst ist die Frau.« Er grinst mich an. »Finde ich gut. Obwohl ich auch sehr gerne mitmachen würde. Bist du sicher, dass du gar keine Hilfe brauchst?«
    Ich nicke.
    »Oder vielleicht verklagst du ihn? In Amerika, auf mehrere Millionen Dollar Schmerzensgeld?«
    »Auch ein charmanter Gedanke. Aber ich glaube, es ist so, wie du schon sagtest – mich erkennen nur Eingeweihte. Da ist der liebe Ex-Anwalt kein Risiko eingegangen.«
    »Ja, fast schade. Also doch einen auf die Schnauze?« Tom schiebt ebenso eifrig wie spielerisch seine Ärmel hoch, und obwohl mir wirklich zum Heulen zumute ist, muss ich lachen.
    »Nein danke. Mir fällt schon etwas anderes ein.«
    »Aber dann brauchst du vielleicht wenigstens einen Beschützer?« Ich schüttele den Kopf. »Keinen Beschützer.«
    »Schade. Dann fahre ich wieder.«
    »Gut. Wobei«, ich zögere einen Moment, »vielleicht brauche ich einen Assistenten.«
    »Einen Assistenten? Zu Ihrer Verfügung, Frau Seefeld!«
    »Sehr gut, Herr Weidner. Genau so liebe ich meine Volontäre!«

27. Kapitel
    D waine steht auf der Bühne und verbeugt sich. Das Volk tobt: stehende Ovationen, der Meister hat sich heute selbst übertroffen. Männer springen von ihren Plätzen und rennen zum Bühnenrand, recken ihm ihre Hände entgegen, Dwaine klatscht sie ab wie ein Fußballspieler nach gewonnenem Match. Ein schönes Spiel.
    Ich stehe etwas weiter hinten im Saal, am Büchertisch, der aber bereits in der Pause restlos geplündert wurde. Die beiden Buchhändlerinnen, die nun mangels Ware etwas beschäftigungslos sind, betrachten die Szenerie mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu. Eine dreht sich zu mir um.
    »Sagen Sie, geht es bei dem immer so zur Sache? Das ist ja unglaublich! Einige von den Herren hier kenne ich persönlich, und sie sind kaum wiederzuerkennen. Eigentlich ganz nette, gebildete Männer – und dann machen die sich hier zum Affen.« Sie schüttelt den Kopf.
    »Ja, Herr Bosworth hat so seine eigene Philosophie. Und bei seinen Beutezügen ist ihm jedes Mittel recht. Wirklich jedes.«
    Offensichtlich kommen die letzten Worte ziemlich heftig, denn die Buchhändlerin guckt mich nun fragend an. »Haben Sie da Ihre Erfahrungen?«
    »Nein, natürlich nicht!«, versichere ich schnell. »Das ist einfach mein Eindruck aus dieser Veranstaltungsreihe.«
    »Ach, Hunde, die bellen, beißen meistens nicht«, vermutet sie. »Wahrscheinlich ist er nur ein Großmaul. Aber ein sehr erfolgreiches. Wir verkaufen sein Buch wie warme Semmeln, und die Karten für heute Abend waren auch ratzfatz weg. Der Verlagsvertreter, der gestern
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