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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman
Autoren: Anne Hertz
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mich.
    Vor dem großen Spiegel ziehe ich mein T-Shirt nach oben. O nein, tatsächlich der ausgeleierte Sport-BH! Und der Schlüpfer macht es nicht besser, das einzig Positive, was man über ihn sagen kann, ist kochfest. Mist. Was für ein Erotikkiller. Gut, Nils würde es wahrscheinlich nicht stören, aber für mich ist der Gedanke, dass er mich so sieht, unglaublich abtörnend. Das kunstseidene Mädchen. Es funktioniert wirklich. Wenn in diesem Fall auch unabsichtlich.
    Aber vielleicht ist es auch besser so und die heutige Wahl meiner Unterwäsche irgendwie Fügung? Ich werde mal eine Nacht drüber schlafen und bei Bedarf morgen in einem Dessousgeschäft vorbeischauen, wenn Nils im Frühstücksradio ist. Das dauert immerhin bis elf Uhr, bis dahin sollte ich doch etwas Schönes gefunden haben. Muss Nils eben allein ins Funkhaus marschieren, es ist ja nur zu seinem Besten. Und ich kann noch ein bisschen länger schlafen, bin morgen Abend schön fit – und morgen Nacht erst recht!
    Nils sitzt immer noch da, wo ich ihn zurückgelassen habe, und schaut mich erwartungsvoll an.
    »Und? Was machen wir jetzt?«
    »Also, versteh mich nicht falsch. Das soll wirklich kein Korb sein«, beteure ich, »aber ich für meinen Teil bin todmüde und möchte ins Bett. Allein.«
    »Autsch!« Nils seufzt. »Und das soll kein Korb sein?«
    Ich schüttle den Kopf. »Ist es wirklich nicht. Vielleicht können wir einfach ein bisschen das Tempo rausnehmen?«
    »Natürlich.« Nils nickt verständnisvoll. »Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Ich warte gerne.« Er hält kurz inne, dann grinst er. »Nee, gerne eigentlich nicht. Aber ich warte.«
    Er ist doch einfach zu niedlich! Ich gehe zu ihm und gebe ihm einen Kuss. »Danke und gute Nacht!« Dann schnappe ich mir mein Köfferchen und verziehe mich ins Schlafzimmer. Heute Nacht werde ich mit Sicherheit süß träumen.

26. Kapitel
    E in schöner BH in 75 A? Ein Riesenproblem. Wer so gebaut ist wie ich, weiß, wovon ich rede. Wobei die Bezeichnung Riesenproblem in diesem Zusammenhang schon lustig ist.
    Die Verkäuferin von Lingerie Mademoiselle schaut ratlos zwischen den verschiedenen Modellen hin und her, die sie mir bereits in die Kabine gebracht hat. »Also, die gefallen Ihnen alle nicht?«
    Natürlich gefallen die mir nicht: Sämtliche Cups sind bei diesen Modellen so stark gepolstert, dass ich automatisch auf 80 C springe. Aber wie soll ich Nils erklären, wohin mein Busen auf einmal verschwunden ist, sollten wir uns heute Nacht tatsächlich näherkommen?
    »Haben Sie etwas, was nicht so stark ausgestopft aussieht? Ich will mich schließlich nicht verkleiden.«
    »Also dann doch eher ein Sport-BH?«
    Es ist zum Verzweifeln. Keiner versteht mich!
    »Nein, eben kein Sport-BH! Es muss doch etwas zwischen diesen beiden Extremen geben! Verstehen Sie, was ich meine? Sexy, aber nicht übertrieben.«
    Die Verkäuferin schaut genervt bis zickig. »Ich fürchte, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Vielleicht schauen Sie mal in einem Kaufhaus in der Kinderabteilung? Bei den Größen für junge Mädchen? Die haben doch bestimmt ganz reizende Sachen.«
    Kinderabteilung? Was für eine Unverschämtheit! Der werde ich gleich erzählen, was ich von dem Vorschlag … Bevor ich noch zum verbalen Gegenschlag ausholen kann, klingelt irgendwo in den Untiefen meiner Handtasche das Handy. Gut, first things first: Zusammenstauchen kann ich die Alte immer noch, jetzt muss ich erst mal das Telefon finden, bevor die Mailbox anspringt. Ich wühle hektisch in der Tasche herum und bekomme es endlich zu fassen. »Hallo?«
    »Hallo Nina? Hier ist Tom. Ich muss dich ganz dringend sprechen.«
    Tom? Was will der denn? Noch mal genau erklären, warum er nicht auf mich steht? Er ist jedenfalls so ungefähr der letzte Mensch auf der Welt, mit dem ich halbnackt in einer Umkleidekabine stehend telefonieren möchte.
    »Du, es ist gerade ganz schlecht. Ich ruf dich an, wenn ich wieder in Hamburg bin«, will ich ihn kurzerhand abwürgen.
    »Nein, warte doch mal! Es ist wirklich wichtig!«
    »Wie ich schon sagte: Es ist gerade ganz schlecht«, sage ich noch einmal nachdrücklich. »Falls es etwas Berufliches ist – mach einen Termin bei Frau Smit. Falls es etwas Privates ist – ich will es nicht wissen.«
    »He, Nina, ich verstehe ja, dass du sauer auf mich bist. Aber ich würde dich nicht stören, wenn es nicht so wichtig wäre. Es geht um Dwaine.«
    Ich seufze. Mann, ist der hartnäckig. »Also gut. Ich rufe dich gleich
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