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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Enric Balasch
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Kopf. Das Gespräch hatte ihn so angestrengt, dass ihm die Augen zufielen. Er war müde, musste sich ausruhen und wieder zu Kräften kommen.

     
    Die Zuversicht des Arztes bestätigte sich nicht. Aus den drei bis vier Tagen, die er für Munárriz’ Genesung vorausgesagt hatte, wurde eine ganze Woche, da man kein Risiko eingehen wollte. Nach und nach verheilten seine Wunden. Es sollte noch eine weitere Computer-Tomographie seines Kopfes vorgenommen werden. Danach würde man ihn entlassen, wenn sich dabei keine negativen Auswirkungen seines Schädeltraumas herausstellten. Dann konnte er nach Hause zurückkehren, nach Elanchove, zu Mabel.
    Er war José Forest für seine täglichen Besuche dankbar, denn über ihrem Geplauder, den Erinnerungen an die gemeinsame Zeit an der Polizeiakademie, die sie austauschten, verging die Zeit rascher. Die Vormittage gehörten den ärztlichen Untersuchungen, dem Verbandwechsel und der Körperpflege. Wenn das erledigt war, setzte er sich in den Aufenthaltsraum des Krankenhauses und blätterte die dort ausliegenden Zeitungen und Zeitschriften durch, ohne auch nur ein Wort zu verstehen, denn es waren lauter kroatische.
    Als er in der Abendzeitung Večernji List ein Foto des brennenden Dominikanerklosters von Dubrovnik sah, vor dem zahlreiche Feuerwehrfahrzeuge standen, bat er einen der Pfleger, der Englisch sprach, ihm den Begleittext zu übersetzen. Nach kurzem Räuspern las der Mann vor: »Die Regierung der kroatischen Republik hat sich bereiterklärt, für den Wiederaufbau des Klosters Bijeli Fratri von Dubrovnik, das in der vergangenen Woche durch ein wohl aufgrund eines Defekts in der elektrischen Anlage ausgebrochenes Feuers teilweise zerstört wurde, siebeneinhalb Millionen Kuna bereitzustellen. Damit erfüllt sie ihre der UNESCO gemachte Zusage, dieses Kulturerbe der Menschheit zu erhalten. Fachleuten zufolge sind die Schäden an der Klosteranlage geringer als die während des Krieges erlittenen. Vlado Mihalić, der Leiter des kroatischen Welterbe-Komitees, hob hervor, dass dank dem schnellen Eingreifen der Feuerwehr keine Todesopfer zu beklagen waren …«
    Munárriz dankte dem Mann und sah weiterhin wie gebannt auf das Foto. Die Erinnerung an die Situation trat ihm ganz deutlich vor Augen. Er hätte Sekunde für Sekunde genau beschreiben können, was vorgefallen war: der Giftpfeil, das Verhör, die Detonation, die Schießerei, die toten Mönche … In der Meldung aber hieß es, Todesopfer seien nicht zu beklagen. Nichts von allem, was er seit jenem Abend erlebt hatte, passte zu den Ereignissen, von denen er genau wusste, dass sie stattgefunden hatten. Den Brand im Kloster hatte keineswegs ein Defekt in der elektrischen Anlage ausgelöst, wie es in dem Artikel hieß, außerdem musste jemand dafür gesorgt haben, dass die erschossenen Mönche beiseitegeschafft worden waren, ohne dass jemand etwas davon mitbekommen hatte. Eins war jetzt endgültig klar – er hatte mit Sicherheit keinen Verkehrsunfall gehabt. Er konnte sich genau an die Stimme des Mannes erinnern, der Befehle erteilt hatte, während er ihm die Fesseln durchschnitt. Er hatte sie schon einmal gehört, wenn auch nicht in so herrischer Weise.

11
     
    M abel knotete ihm den Schal zu, der ihn vor der nasskalten Luft Kantabriens schützen sollte, verabschiedete ihn mit einem Kuss und wandte sich dann ihren hausfraulichen Verrichtungen zu.
    Die Ärzte hatten ihm empfohlen, sich bis zu seiner vollständigen Wiederherstellung einige Tage zu erholen. In Elanchove hatte das Leben einen geruhsameren Rhythmus als in Barcelona. Das Meer, der Fischereihafen, die Steilküste, die salzige Brise und die herrlichen Sonnenauf- und -untergänge machten es zu einem Paradies, das er und Mabel einige Wochen lang genießen wollten, bevor sie in den Trubel der Großstadt zurückkehrten.
    Jeden Vormittag unternahm er nach dem Frühstück einen Spaziergang, um nicht ganz einzurosten. Er kaufte das Lokalblatt Diario Vasco und setzte sich im Ortskern auf eine der Bänke, von denen aus der Blick weit über das Meer schweifte.
    Ohne darauf zu achten, dass sich jemand neben ihn setzte, schlug er die Zeitung auf, um im Schein der um diese Jahreszeit kraftlosen Sonne darin zu lesen. Schließlich bot die Bank genug Platz für zwei.
    »Wie geht es Ihnen, Inspektor?«, richtete der Mann das Wort an ihn.
    Er ging nicht darauf ein und hielt den Blick fest auf seine Lektüre gerichtet. Auch diese Stimme kam ihm bekannt vor. War es nicht sogar die, die
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