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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Enric Balasch
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und bat den Mann zu warten. Als dieser unwillig knurrte, gab er ihm einen Fünfzig-Kuna-Schein, woraufhin er nickte. Genau genommen waren es ohnehin noch zehn Minuten bis zur Schließzeit.
    Er presste das Auge ans Okular. Jetzt stieg ein dritter Mann ins Boot. Er trug eine Tarnjacke, eine Khakihose mit Taschen auf den Knien und Springerstiefel. Als er im Boot saß, begannen die beiden anderen in Richtung auf den Anleger im alten Hafen zu rudern. Munárriz verabschiedete sich rasch von dem Wachmann und beeilte sich, weil er vor dem Boot am Anleger sein wollte.
    Es dauerte nicht lange, bis das Boot eintraf. Der Mann in der Tarnjacke sprang an Land und sagte etwas zu den beiden Seeleuten, woraufhin diese das Boot wendeten und sich daranmachten, zum Schiff zurückzurudern.
    Munárriz folgte dem Mann in sicherem Abstand, vorüber an Restaurants, in denen Touristen bei Kerzenlicht ihre Abendmahlzeit einnahmen. Der Mann schritt so rasch aus, dass es Munárriz Mühe kostete, ihn in der Menge nicht aus den Augen zu verlieren. Mit einem Mal bog er in ein steiles Gässchen ein, wo er in einem Hauseingang verschwand. Nach einigem Warten ging Munárriz zu der in der Nähe liegenden kleinen Renaissance-Kirche des heiligen Sebastian, die man in eine Kunstgalerie umgewandelt hatte.
    »Möchten Sie ein Bild kaufen?«, wurde er gefragt.
    »Nein … nein«, gab er zurück. »Ich wüsste nur gern, was für ein Gebäude das da drüben ist.« Er wies auf den Eingang, in dem der Mann verschwunden war.
    »Eins der bedeutendsten der Stadt«, teilte ihm der Mann mit. »Das Bijeli Fratri.«
    »Könnten Sie mir das übersetzen?«
    »Natürlich … Entschuldigung. Das Dominikanerkloster.«
    »Ein Dominikanerkloster?«
    »Ja. Die Straße, die dorthin führt, heißt Ulica Svetog Dominika.«
    Während er in sein Hotel zurückkehrte, fiel ihm der Hinweis des geheimnisvollen Giovanni Falcone ein, demzufolge manche Dominikanerklöster Angehörigen des Ordens von Hund und Hahn insgeheim Unterschlupf gewährten. Er musste der Sache unbedingt auf den Grund gehen. Am Empfang des Hilton erfragte er die Öffnungszeiten des Klosters für Besichtigungen und erfuhr, dass es Besuchern von neun Uhr morgens bis sechs Uhr abends offenstehe.

     
    Um fünf Uhr am nächsten Nachmittag suchte Munárriz das Dominikanerkloster auf, zahlte fünfzehn Kuna Eintritt und schloss sich einer Besuchergruppe an, für die gerade die Führung begann. Im Kreuzgang, den einheimische Steinmetze unter der Leitung des Florentiners Massa di Bartolomeo errichtet hatten, blieb die Führerin in der Nähe eines von sattem Grün umgebenen Brunnens aus dem 15. Jahrhundert stehen und berichtete: »Das erste Kloster an dieser Stelle haben im Jahre 1225 Dominikanermönche erbaut, die sich auf ihrem Weg von Italien ins Heilige Land eine Weile hier in Dubrovnik aufhielten. Es ist im Lauf der seither vergangenen achthundert Jahre immer wieder erweitert und verändert worden, vor allem im 14. und 15. Jahrhundert, als die Regierung der Republik einen Erweiterungsbau mit Wehrmauern anfügen ließ, damit die Stadt im äußersten Nordosten besser verteidigt werden konnte. Zu einer weiteren größeren Veränderung kam es nach dem Erdbeben von 1667 wie auch im 19. Jahrhundert. Schließlich«, fuhr sie mit erhobener Stimme fort, damit jeder ihre Worte mitbekam, »wurde es zwischen 1991 und 1992 im Verlauf des Krieges von siebenundzwanzig serbischen Artilleriegranaten getroffen, die schwere Schäden verursachten …«
    Während sie die Führung mit weiteren Erklärungen fortsetzte, löste sich Munárriz unauffällig von der Gruppe. Mit Hilfe eines kleinen Planes der Klosteranlage, der den Besuchern zusammen mit der Eintrittskarte ausgehändigt worden war, ging er um den Kreuzgang herum und gelangte in mehrere große Räume, in denen liturgisches Gerät und religiöse Malereien ausgestellt waren. In den Kreuzgang zurückgekehrt, hörte er erneut die Stimme der Führerin: »Das Kloster birgt beachtliche Schätze religiöser Kunst, unter anderem Gemälde der Ragusa-Schule aus der Zeit der Renaissance. Seine Bibliothek gehört zu den bedeutendsten des Landes und enthält zweihundertneununddreißig Inkunabeln. Leider muss gesagt werden, dass während der Besatzung durch Napoleons Truppen und die Österreicher im 19. Jahrhundert viele wertvolle Bücher verschwunden sind. Darüber hinaus enthält das Archiv zahlreiche von den Dominikanern zur Zeit der Republik verfasste Urkunden sowie einhundertsechsundsiebzig
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