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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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halben Bergeshöhe angestiegen, als sie plötzlich innehielt und das übrige Breisach verschonte. Über dem Windbruchtor oder Bürgerturm, neuerdings auch Hagenbachturm genannt, erschien urplötzlich an der Seitenwand eines Hauses auf einem hinteren Mauerabsatz ein heiliges Haupt nebst einer Hand. Niemand konnte sich diese Erscheinungen erklären, aber alle waren überzeugt, daß nur durch sie der Pestilenz Einhalt geboten worden war. Inzwischen sind schon einige Jahrhunderte verflossen, die Bilder aber befinden sich noch immer an der alten Stelle.

Versetzter Grenzstein
    Vor vielen Jahren lebte in Kandern ein Mann, der trotz seines Reichtums so geizig war, daß er vor Unrecht nicht zurückschreckte. Er begab sich daher einmal mitten in der Nacht auf seinen Acker und fing an, einen Grenzstein auszugraben, um ihn in ungesetzlicher Weise zu versetzen. Er hatte ein weißes Hündchen bei sich, das dieses Unrecht nicht dulden wollte und in einem fort dagegen bellte. Aber der Mann kümmerte sich nicht darum, sondern setzte den Stein, nachdem er ihn herausgegraben hatte, eine schöne Strecke weit in des Nachbarn Feld hinein. Nach einigen Tagen und weil er noch nicht genug hatte, ging er abermals um Mitternacht an die Stelle, wo jetzt der Grenzstein stand. Dort traf er einen grauen Hund, dessen Gebell ihn nicht abschreckte, grub den Stein aus und versetzte ihn noch weiter in den fremden Acker. Als er zum dritten Male den Stein versetzen wollte, bellte ihn ein schwarzer Hund an und zerriß ihn in tausend Stücke, nachdem er angefangen hatte, den Stein auszugraben.
    Als Gespenst muß der Mann nun um Mitternacht auf dem Acker umgehen. Dabei trägt er den schweren Grenzstein umher und ruft:
    Wo leg ich ihn hin
mir zum Gewinn?
    Viele Jahre war er so auf dem Acker erschienen, als einst ein Betrunkener des Weges kam und auf des Geistes Ruf antwortete: »Ei, leg ihn hin, woher du ihn genommen hast!« Da setzte das Gespenst den Stein auf den ursprünglichen Platz und war erlöst.

Warum die Schwaben dem Reich vorfechten
    Die Schwaben haben von alten Zeiten her unter allen Völkern des deutschen Reiches das Recht, dem Heer vorzustreiten; und dies verlieh Karl der Große ihrem Herzoge Gerold (Hildegardens Bruder), der in der blutigen Schlacht von Runzefal vor dem Kaiser auf das Knie fiel, und diesen Vorzug, als der Älteste im Heer, verlangte. Seitdem darf ihnen niemand vorfechten. Andere erzählen es von der Einnahme von Rom, wozu die Schwaben Karl dem Großen tapfer halfen. Noch andere von der Einnahme Mailands, wo der schwäbische Herzog das kaiserliche Banner getragen, und dadurch das Vorrecht erworben.

Welfen und Giblinger
    Herzog Friedrich von Schwaben, Conrads Sohn, überwand die Bayern unter ihrem Herzog Heinrich, und dessen Bruder Welf in dem Ries (Holz) bei Neresheim. Welf entfloh aus der Schlacht, wurde aber im nächsten Streit vor Winsperg erstochen. Und war die Krei (Schlachtgeschrei) des bayrischen Heeres: »hie Welf!« Aber der Schwaben »hier Gibling!« und ward die Krei genommen von einem Wiler, darin die Säugamme Friedrichs war; und wollte damit bezeugen, daß er durch seine Stärke, die er durch die Bauernmilch empfangen hätte, die Welfen überwinden könne.

Zauberarbeit
    Ein Schuster zu Waldangelloch hatte gewettet, er werde vom Morgen bis zum Abend ganz allein ein Paar Stiefel und ein Paar Schuhe machen. Auf sein Verlangen schlossen ihn seine Bekannten in seiner Werkstatt ein. Nach einigen Stunden schauten sie durch das Schlüsselloch, um zu sehen, was der Schuster mache. Da sahen sie ihn müßig sitzen, dafür aber vier unbekannte Männer emsig arbeiten. Sie drangen unvermutet in die Werkstatt ein, fanden aber außer dem Schuster nichts als vier Mücken unter vier Fingerhüten. Sie verließen die Werkstatt wieder, und am Abend waren Stiefel und Schuhe fertig und die Wette gewonnen.

Impressum
    Verlag: ekz.bibliotheksservice GmbH, Reutlingen
    Ebook erstellt durch epublius GmbH , Berlin
    ISBN: 978-3-95608-280-1
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