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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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dieses Haus vorgedrungen sein. Dort erloschen sie wunderbarerweise. Man sah hierin eine Wirkung der Fürbitte der heiligen Agatha und errichtete aus Dankbarkeit an der Hauswand in der Zinsergasse ein Bildstöckchen der Heiligen. Mit der Zeit bildete sich der Brauch, daß die Hausbewohner an jedem Agathentag vor dem Heiligenbild für 24 Stunden eine Laterne brennen hatten. Zugleich wurde in dem Hause fleißig gebetet. Die einen beteten auf dem Speicher, die andern in der Stube, wieder andere im Keller; die Magd betete im Stall.

St. Pirmin
    AIs Pirmin die Insel Reichenau betrat, verließen die Scharen des giftigen Gewürms, als ob sie von einer unwiderstehlichen Kraft genötigt worden wären, fluchtweise die Insel. Drei Tage und drei Nächte lang war der See, durch den sie schwammen, so bedeckt von ihnen, daß kein Wasser mehr sichtbar war.

Streit zwischen Ettlingen und Frauenalb
    Als die Waldungen von Ettlingen noch bis Bernbach reichten, ließ die Bürgerschaft bei der Abtei Frauenalb einen Schweinestall bauen. Die Klosterleute fanden an diesem Gebäude verständlicherweise wenig Gefallen, und so machten sie es durch Feuer dem Erdboden gleich. Die Ettlinger blieben die Antwort nicht schuldig und vergalten gleiches mit gleichem: sie zündeten das Kloster an. Die Äbtissin wandte sich in ihrer Not an den Kaiser, der sämtliche Ratsherren zum Tode verurteilte. Die Bürgerschaft mußte zudem den ganzen Waldbezirk von Bernbach bis zur Moosalb abtreten, außerdem ward sie angehalten, den Turm, den sie im Stadtwappen führte, umzudrehen, so daß er auf die Spitze zu stehen kam. Der Kaiser ließ es sich nicht nehmen, der Vollziehung des Urteils selbst beizuwohnen. Als schon elf Ratsherren enthauptet waren, fragte er seinen Hofnarren, wie ihm denn das Köpfen gefalle. »Wenn es Weidenköpfe oder Krautköpfe wären, gefiel' es mir schon«, antwortete der Narr. Dem Kaiser gab diese Antwort zu denken, und er begnadigte den zwölften Ratsherrn. Die elf Enthaupteten wurden auf dem Richtplatz begraben, und die Grabplatten bekamen ebensoviele Kreuze, Köpfe und Schwerter eingehauen. Zu späteren Zeiten wurde aus dem Platz ein Weinberg gemacht. Die Grabplatten kamen dann außen an die Mauer beim Gutleuthaus. Der Weinberg aber erhielt den Namen »Die Kopfreben.«

Suggental
    In den reichen Gold- und Silbergruben von Suggental arbeiteten an die fünfzehnhundert Bergleute. Das Tal stand so voller Häuser, daß die Katzen von der Elz bis zum obersten Hof auf den Dachfirsten gehen konnten. Auf der heutigen Schloßmatte erhob sich ein prächtiges Schloß, in dem wie auch im Dorf üppiger Reichtum, aber auch Hoffart und Verschwendung herrschte. Um die junge Schloßgräfin bewarben sich viele Freier; allein sie wollte nur den nehmen, der im Schloß einen gläsernen Weiher anlegen würde, so daß sie aus ihrem Bett die Fische darin schwimmen sehen könnte. Ein Hauptmann der Bergleute ließ sich durch diese schwere Bedingung nicht abschrecken und führte mit großer Mühe eine Wasserleitung von der Platte auf dem Kandel bis zum Schlosse, wo er den Weiher aus Glas anlegte. Daraufhin heiratete sie ihn. Bei der Hochzeit waren Übermut und Ausgelassenheit so groß, daß sie und die Gäste ausgehöhlte Brotlaibe als Tanzschuhe benutzten.
    Währenddessen ging draußen der Pfarrer vorüber, um einen Kranken mit der »letzten Ölung« zu versehen. Als der Mesner das Glöcklein schwang, wollten einige mit dem Tanzen innehalten und niederknien, doch die Gräfin rief: »Was fragt ihr nach der Schelle, jede meiner Kühe hat auch eine!« Der Pfarrer versah den Kranken und kehrte mit dem Mesner wieder um. Der Kranke schickte bald darauf seinen Sohn ans Fenster, damit er nachsehe, ob am Himmel keine Wolke zu erblicken sei. Zuerst erschien nur eine kleine Wolke über dem Schwarzenberg, so groß wie ein Hut, dann aber wurde die Wolke so groß wie eine Wanne, dann wie ein Scheunentor. Da ließ der Vater sich geschwind auf den Luserberg tragen, denn er glaubte, Gottes Gericht breche jetzt über das Tal herein. Und wirklich hatte sich inzwischen ein kohlschwarzes Gewitter über dem Tal zusammengezogen, das sich jetzt mit grellen Blitzen und Donnerschlägen und einem ungeheuren Wolkenbruch entlud. Alle Gebäude außer der Kirche und dem obersten Hof wurden weggerissen, sämtliche Gruben zerstört, und von der ganzen Einwohnerschaft blieben nur ein alter Mann mit seinem Sohn und ein kleines Kind am Leben. Dieses Kind schwamm in seiner Wiege mitten in der Flut.
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