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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Michelsberg bei Heidelberg ist eine Vertiefung, die das Heidenloch heißt. Es soll hier früher ein heidnisches Heiligtum gewesen sein. Dieses Loch sei, wie man erzählt, der Ausgang eines unterirdischen Ganges, der von den zwei letzten Bogen des Heidelberger Schlosses aus unter dem Neckar hin bis hierher geführt worden sei.
    Einst wurde ein zum Tode Verurteilter an Stricken in den Gang gelassen, weil man ihm versprochen hatte, ihm das Leben zu schenken, wenn er glücklich wieder herauskomme. Dieser Mann erzählte nachher: Er sei alsbald zu zwei Löwen gekommen, die seien auf zwei Kisten gesessen. Und als er sich zwischen ihnen hindurchgewagt habe, hätten sie ihm kein Leid zugefügt. Darauf sei er an eine eiserne Tür und durch diese in ein geräumiges Zimmer gekommen; darin seien drei Männer mit langen Perücken gesessen. Sie hätten geschrieben und viele Pergamente vor sich gehabt. Auf die Frage, was er da wolle, habe er ihnen seine Geschichte erzählt. Sie hätten ihm geantwortet. Er solle sich Geld nehmen, so viel er möge. Übrigens sei er der letzte, der lebendig aus diesem Gang wieder heraufkomme. Das solle er oben nur sagen. Zum Zeugnis, daß er dagewesen sei, gaben sie ihm ein Stück Pergament, das mit unlesbaren Schriftzügen bedeckt war und das sich noch jetzt in der Heidelberger Bibliothek befinden soll.
    Als der Mann wieder an die Erdoberfläche kam, waren seine Haare vor Schrecken und Angst weiß geworden. Seitdem hat es niemand mehr gewagt, in den Gang hinabzusteigen.

Das hochmütige Schloßfräulein von Steinen
    In dem Schlößlein zu Steinen im Wiesental wohnten vor grauen Zeiten die Zwingherren der Gegend. Die Tochter des einen von ihnen fühlte sich so sehr über alles Irdische erhaben, daß sie nicht auf der bloßen Erde in die Kirche gehen wollte; sie ließ sich stets vom Schlößlein bis zum Kirchhof, ja über den Kirchhof selbst bis zum Gotteshaus einen Dielenweg legen, der mit Tuch und Taft bedeckt werden mußte. Aber ihr blieb das Los der Sterblichen nicht erspart: eines Tages wurde sie vom Tode dahingerafft.
    Nachdem sie gestorben und mit großem Prunk beerdigt war, stand der Sarg am nächsten Morgen außen an der Kirchhofmauer und ebenso die zwei folgenden Tage, obwohl man ihn jedesmal wieder auf dem Gottesacker in die Erde bestattet hatte. Man lud nun den Sarg auf einen zweirädrigen Wagen, spannte zwei junge schwarze Stiere davor, die noch kein Joch getragen hatten, und ließ sie laufen, wohin sie wollten. Stracks gingen die Tiere auf den Häfnetbuck, wo sie im unwegsamen Wald an einer Quelle stehenblieben. Hier nun verscharrte man den Sarg. Jetzt endlich blieb er auch im Boden.
    Das Fräulein aber findet keine Ruhe im Grab, und die Quelle heißt ihretwegen Junglernbrunnen. Bei Sonnenaufgang kommt es zum Brunnen, um sich zu waschen und zu kämmen. Aber auch Vorübergehende, die schmutzig und ungekämmt waren, hat das Fräulein schon gewaltsam in den Brunnen gezogen und dort mit derben Strichen gekämmt. Beim Schlößlein zeigte es sich bisweilen, wie die Sage erzählt, und pflegt dort im Bach ihr Weißzeug zu waschen.

Das Hornberger Schießen
    Das kleine Dorf Hornberg im Schwarzwald wollte einstmals ein großes Schießen halten, machte gewaltige Zurüstungen und lud alle Welt zu diesem Fest ein. Die Hornberger hatten wirklich auch für alles, was bei einem solchen Schießen erforderlich ist, wohl gesorgt. Nur eins hatten sie vergessen, das Pulver.
    Daher sagt, man, wenn eine mit viel Lärm angekündigte Unternehmung leer und erfolglos endet: "Das geht aus wie's Hornberger Schießen!"

Das Huttenweiblein
    Eine Bäuerin von Sölden pflegte sonn- und felertags mit Holzhippe und Hutte (Korb) auf den waldigen Schönberg zu gehen und Holz zu lesen. Wegen dieser Entheiligung muß sie seit ihrem Tode auf dem Berg und seiner Umgebung spuken. Sie wird, weil sie eine Hutte trägt, Huttenweiblein genannt. Sie ist alt und klein, stützt sich auf einen Stock und hat ein Strohhütlein auf; ihre Jacke und Handschuhe sind mit Pelz besetzt; der eine ihrer Strümpfe ist weiß, der andere rot. Sie kann sich in mancherlei Gestalten verwandeln. Häufig schreit sie: »Hu, hu, hu!« Manchmal, besonders wenn sie in den Kronen der Tannen sitzt, singt sie:
    »Heute strick ich,
morgen näh ich!«
    In ihrer Hutte hat man schon Farnkraut wahrgenommen; auch trägt sie öfters darin Leseholz, das unbewacht im Wald umherliegt, zum Verdruß der Eigentümer hinweg.
    Einer Frau aus Freiburg, die im Sternwald Himbeeren
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