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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Ritter sich in der Fremde aufhielt und seine erwachsenen Kinder zurückgeblieben waren, da kamen die Tochtermänner und Schwäger samt ihren Weibern oft nach Bodman wie es nach dem Sprichwort heißt: Ist die Katze aus dem Haus, so tanzen die Mäuse.
    So kamen sie auch einmal an St. Johanns Sonnwend auf die Burg: Herr Hans von Schellenberg, Heinrich von Blumeck und Gottfried von Krähen, jeder mit seiner Frau, alle Töchter des Hauses von Bodman. Sie wurden von ihrem Bruder und Schwager Konrad von Bodman wohl empfangen. Sie waren den ganzen Abend fröhlich und ausgelassen und ahnten nicht, was für ein Unglück sie treffen sollte. Nach dem Nachtisch fingen sie an zu tanzen und hatten allerlei Kurzweil miteinander, ließen sich auch nicht durch ein starkes Gewitter, das über dem Schloß heraufgezogen war, von ihren Vergnügungen abhalten. Auch als die Diener erschienen und ihnen von feurigen Kugeln und Strahlen über dem Schloß berichteten, machte das keinen Eindruck auf sie. Sie kehrten sich nicht daran und merkten auch nichts. Mit der einbrechenden Nacht aber schlugen Blitze und feurige Kugeln in das Schloß, so daß im ganzen Haus mit einem Schlag ein Feuer ausbrach. An eine Rettung war nicht mehr zu denken, da die Flammen überall tobten. Und so wenig sie vorher jede Vorsicht beachteten, um so mehr baten sie nun Gott um Gnade und Verzeihung und ergaben sich geduldig dem Tode. Das geschah im Jahre 1307.
    Bald nach diesem Unglück kam der Ritter Hans von Bodman wieder ins Land. Er fand nur noch Trümmer der Burg vor. Er hat sie nicht mehr aufgebaut, sondern eine neue errichtet. Und von der Zeit an hat man in Bodman bis auf den heutigen Tag nicht mehr gegen den Nebel geläutet.

Das Rockenweiblein bei Schloß Eberstein im Schwarzwald
    Die hohe Felsenwand im Rücken des Schlosses Eberstein im Murgtale heißt der "Rockenfels". Darin wohnte vorzeiten in einer unterirdischen Kammer ein Bergweiblein. Es war nicht mehr jung, auch nicht schön, aber über die Maßen freundlich und dienstfertig. Oft besuchte es abends die Spinnstuben in der Gegend und erzählte den neugierig Lauschenden seltsame Geschichten, heitere und schaurige. Wo die Alte weilte, ging die Arbeit gut voran.
    Der Burgvogt, der damals auf Eberstein lebte, war ein harter und finsterer Mann. Täglich zwang er die Mägde bis in die tiefe Nacht hinein zur Arbeit und gönnte ihnen nur wenig Brot und Ruhe. Unter ihnen war auch eine junge, schmucke Dirne namens Klara, ein sehr frommes und ehrbares Kind. Der Schloßgärtner hatte schon längst die Absicht, sie zu seiner Frau zu machen, und auch die Jungfrau hatte ihm ihre Zuneigung geschenkt. Weil sie aber eine Leibeigene von Eberstein war, durfte sie ohne des Vogts Einwilligung nicht heiraten. Dieser aber wußte jedesmal, wenn ihn das Paar um seine Zustimmung bat, eine andere Ausrede, um ihr Glück zu verzögern.
    Eines Tages, als die arme Magd wieder flehend in ihn drang, nahm er sie ans Fenster und sagte höhnisch, indem er nach dem nahen Friedhof im Tale deutete: "Siehst du dort jenes grünbewachsene Grab neben dem großen Grabstein?" Klara seufzte, helle Tränen liefen ihr über die blühenden Wangen: "Ach, das ist ja das Grab meiner armen Eltern."
    "Die Nesseln gedeihen prächtig auf diesem Grabe!" fuhr der Vogt lachend fort. "Es ist davon ganz überwuchert! Nun höre mich an!
    Ich habe mir sagen lassen, man könne aus diesem Unkraut einen überaus zarten Faden spinnen, und darum mache ich dir jetzt einen Vorschlag: du sollst mir aus jenen Nesseln ein Stück Leinwand verfertigen, das gerade für zwei Hemden reicht, aber nicht größer und nicht kleiner! Das eine wird dann dein Brauthemd sein, in dem andern soll man mich einst begraben."
    Nach diesen Worten ging der Vogt, boshaft kichernd, seiner Wege. Das arme Mädchen stand voll Bestürzung da und wußte weder Rat noch Trost. In der Trauer ihres Herzens eilte sie dann hinunter zu dem Grabe ihrer Eltern und weinte. Da stand plötzlich das Bergweiblein neben ihr und fragte nach der Ursache ihres Grams. Als Klärchen der alten Frau alles erzählt hatte, verfinsterte sich das sonst so gutmütige Gesicht des Weibleins, und es sagte: "Sei nur ruhig und getrost, es soll dir schon geholfen werden!" Sprach's und riß einen Arm voll Nesseln vom Grabhügel und verschwand. Klara ging mit erleichtertem Herzen zur Ruhe.
    Kurze Zeit nachher jagte der Vogt in dem Forst über der Murg und kam zufällig auch an den Rockenfels. Dort saß das Bergweiblein am Eingang seiner
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