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Sagen aus Niederösterreich

Sagen aus Niederösterreich

Titel: Sagen aus Niederösterreich
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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er vier weitere Burgen im Umkreis an sich gebracht hatte, da führten ihm eines Tages seine Knechte einen jungen Gefangenen vor, der edler Herkunft schien, aber seinen Namen nicht verraten mochte. Auch er erlitt das Schicksal vieler Vorgänger und wurde in den grauenhaften Rosengarten hinausgestoßen, wo ihm die furchtbare Wahl seines Todes freistand. Aber der Jüngling war ein kühner und gewandter Springer und Kletterer. Mit scharfem Auge maß er die Tiefe des Sprunges, bemerkte Bäume in der Tiefe aufragen und sprang, seine Seele dem Herrn empfehlend, mutig in den schaurigen Schlund. Die Richtung des Sprunges hatte er so gewählt, daß er in eine dicke Baumkrone fiel, die er mit starker Hand erfaßte. Von hier glitt er leicht auf den Boden herab, wo die Gebeine der vor ihm Herabgestürzten und Zerschmetterten moderten und bleichten.
    Jetzt war er gerettet, eilte ins Tal hinab und tat die Lage des furchtbaren Raubnestes kund. Er sammelte die Ritter und Reisigen der benachbarten Burgen uni sich, lauerte dem Schreckenwalder auf und nahm ihn gefangen. Der schändliche Strauchritter fand seine wohlverdiente Strafe und wurde enthauptet.
    Die Burg verblieb im Besitz der Nachkommen des Ritters. Aber der letzte Schreckenwalder trieb es nicht besser als seine Vorfahren, sperrte die Donau mit einer Kette ab und raubte die Schiffe aus. Einmal nahm er einen Grafen gefangen, dem es aber gelang, mit Hilfe eines Junkers, des Sohnes der Herrin von Schwallenbach, seiner Haft zu entfliehen. Während der Graf nach Wien eilte, um dem Herzog die Schandtaten des Aggsteiners zu berichten, warf der Schreckenwalder den Junker ins Burgverlies und gab nach einiger Zeit seinen Knechten den Befehl, den Gefangenen über die Felsen des Rosengärtleins in die Tiefe zu stürzen. Schon hatte der Jüngling seinen letzten Gang angetreten, da klang leise von Schwallenbach herüber der Ton des Abendglöckleins durch die Luft. Andächtig lauschte der dem Tod Geweihte und bat seinen Henker, ihm so lange Zeit zu lassen, sein letztes Gebet zu verrichten, bis der letzte Glockenschlag in den Lüften verhallt sei. Unwillig gewährte es der Burgherr. Aber 0 Wunder! Das Glöcklein hörte nicht auf zu tönen, freilich erweichte es das harte Herz des ruchlosen Schreckenwalders nicht Fluchend über das andauernde Geläut, wollte er grimmig das Ende abwarten, um seine grausige Mordtat zu vollziehen.
    Da erhob sich Lärm in der Burg. Die Mannen des Herzogs waren, geführt von dem Feldhauptmann Georg von Stain, vor der Feste angelangt, hatten sie umzingelt, und das Raubnest fiel in die Hände der Belagerer. So unterblieb durch das Wunder des Glöckleins von Schwallenbach der Mord an dem gefangenen Junker. Der Scheck verlor alle seine Güter und fand als Bettler sein Ende im Elend.
    Der Rosengarten auf Aggstein aber lebt im Volksmund fort. Denn noch heute heißt es in der Wachau, wenn von einem Menschen die Rede ist, der aus höchster Not nur mit Leibes- und Lebensgefahr sich retten kann: Er sitzt in »Schreckenwalds Rosengärtlein« .

Zwei wunderbare Ehrentage
    Einmal ging ein Bräutigam aus dem Gölsental mit dem. Brautführer aus, um Gäste zur Hochzeit zu laden. Unterwegs trafen beide einen fremden Mann, der sie gar eigenartig anblickte. Zu dem sagte der Brautführer: »Du könntest leicht auch zur Hochzeit kommen!« Darauf nickte der Fremde.
    Am Hochzeitstag kam wirklich der eingeladene Mann, ging geradewegs auf den Bräutigam und Brautführer zu und sagte, sie hätten ihn geladen und er sei nun da. Nun blieb den beiden nichts übrig, als ihn freundlich zu empfangen und zu bewirten. Er tanzte und unterhielt sich recht gut. Als er Abschied nahm, sprach er zu dem Bräutigam: »Weil du mich zu deinem Ehrentag so freundlich empfangen hast, so lade ich dich zu meinem Ehrentag ein. Er wird in drei Tagen stattfinden. Geh nur fort, so wirst du hinkommen! Und zwar wirst du zuerst auf eine Wiese kommen, dann auf eine Heide, dann zu einem Häuschen, wo du die Musik hören und danach leicht mein Hochzeitshaus finden wirst.«
    Der junge Ehemann ging am bestimmten Tag wirklich fort, um der Einladung zu folgen. Er kam auf eine Wiese, wo erstaunlich viel Futter wuchs, aber recht mageres Vieh weidete. Dann kam er auf eine Heide, wo fast kahler Sand, aber recht fettes Vieh war. Dann kam er zu einem Häuschen, worin es gewaltig summte. Neugierig, was darin sei, machte er ein Schuberl auf, um hineinzugucken. Flugs fuhren dichte Schwärme von Bienen heraus und flogen fröhlich von
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