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Sagen aus Franken

Sagen aus Franken

Titel: Sagen aus Franken
Autoren: unbekannter Verfasser
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unterhielt er sich mit anderen Bürgern und ging endlich, als ob er die Mütze ganz vergessen hätte, ins Nebenzimmer.
    Keiner der Bürger durfte den Saal verlassen. Die Wache hatte strengsten Befehl, darauf zu achten. Kaiser Rudolf nahm im Nebenzimmer die Mütze ab, rief seinen zuverlässigsten Diener und schickte ihn mit der Mütze in das Haus des Wirts. Dort musste er der Wirtin die Mütze ihres Mannes zeigen und sagen:
    »Schickt doch eurem Mann rasch durch mich den geblümten Geldsack, er braucht ihn sehr notwendig.« Die Frau kannte die Mütze ihres Mannes sogleich und glaubte, dass der Bote von ihm komme. Ohne Bedenken übergab sie ihm den Geldsack. Der Kaiser liess den Kaufmann rufen und zeigte ihm den Sack. Der erkannte ihn auf den ersten Blick und konnte ihn und sein Geld so richtig beschreiben, dass der Kaiser sicher war: das war der wahre Besitzer des Geldes!
    Dann kehrte der Kaiser zu seinen Gästen zurück. Er unterhielt sich mit ihnen und besonders mit den Wirt freundlich und lange Zeit. Darüber freute sich der eitle Wirt und sein Gesicht strahlte vor Stolz. Da plötzlich wurde der Kaiser sehr ernst und sprach von der Klage des Kaufmanns. Scharf blickte er dem Wirt in die Augen, so dass er bald rot, bald blass wurde in seinem schlechten Gewissen. Aber immer noch rief er: »Ich weiss nichts von einem geblümten Geldsack; ich hab kein Geld bekommen!« Aber seine Stimme war nicht mehr so frech, sondern zitterte ein wenig. Da liess ihm der Kaiser den Geldsack vor Augen halten und gleichzeitig trat von der anderen Seite der Kaufmann aus dem Nebenzimmer herein. Da erschrak der Wirt und sah sich entdeckt. Er stürzte dem Kaiser zu Füssen und bat um Gnade. Der Kaiser war auch gnädig; er strafte den Dieb nicht, wie es sonst üblich war, mit dem Tode, sondern er befahl ihm, ein grosse Summe Geldes zu zahlen.
    Der Kaufmann aber bekam seinen geblümten Geldsack mit seinem Vermögen zurück; er reiste fröhlich weiter und rühmte, wohin er immer kam, den weisen, gerechten und hilfsbereiten Kaiser Rudolf.

Der Kaiser und der Landstreicher
    Kaiser Rudolf von Habsburg zog einmal zur Kirche. An der Kirchentür aber trat ihm ein Bettler entgegen. Abgerissen und mager. Er faßte den Kaiser am Gewand und sagte: »He, Bruder, nicht so schnell, ich bin auch noch da!« Die Begleiter des Kaisers wollten den Bettler wegziehen aber der Kaiser sprach: »Laßt ihn!« Und zu dem Bettler gewendet: »Wie kommst du darauf, mich deinen Bruder zu heißen?« Der Bettler aber lachte: »Stammst du nicht auch, wie ich, von Eva und Adam?« Und als der Kaiser mit dem Kopf nickte fuhr er fort: »Siehst du, so sind wir also Brüder, und es ist ein schweres Unrecht, dass du in der Pracht daherkommst und jeden Tag Essen und Trinken die Fülle hast, während ich, dein armer Bruder, nur das habe, was die guten Leute mir schenken. Du kannst die Schande nur dadurch gutmachen, dass du alles, was du hast, mit mir, deinem Bruder, teilst!« Da lachte der Kaiser und sagte: »Mein Lieber, du hast recht Ich muß jetzt in die Kirche. Geh einstweilen, während ich bete, nach Haus und hol dir einen Sack!« Während der Kaiser mit seinem Gefolge in die Kirche trat, eilte der Bettler nach Hans und holte sich einen großen, weiten Sack. Er konnte ihn gar nicht groß genug finden. Und als der Kaiser wieder aus der Kirche kam, stand da der Bettler mit seinem Sack und öffnete ihn weit und breit, so gut er konnte.
Der Kaiser aber warf einen Heller hinein. Ein kleines Kupferstücklein! Und als der Bettler fragend zum Kaiser aufsah, da rief der: »Schau dich um, das sind alles deine Brüder und drüben in der Stadt und draußen in der Welt, Brüder landauf und landab! Wenn alle kämen und mit mir teilen wollten, kam auf keinen mehr als ein Heller. Und wenn dir jeder von den Brüdern einen Heller gibt, dann bist du bald so reich wie ich!«

Der Kreis aus freier Hand
    Willibald Pirckheimer saß mit Dürer in dessen Haus zusammen in einer fröhlichen Versammlung. Man redete von den Künstlern des Auslandes und von ihren sonderbaren Bräuchen. Da erzählte Pirckheimer eine Geschichte
    Vor wenigen Jahren wurde in Rom die neue Peterskirche mit Wandgemälden geschmückt. Der Papst wollte den besten Künstler beauftragen und ihn unter allen Bewerbern herausfinden. Darum schickte er einen seiner Herren bei allen berühmten Meistern in ganz Italien herum und bat, sie sollte ihm Probezeichnungen liefern. Wer die beste Zeichnung lieferte, sollte die Arbeit bekommen. Jeder
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