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Sagen aus Franken

Sagen aus Franken

Titel: Sagen aus Franken
Autoren: unbekannter Verfasser
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ferne Länder. Nürnberg verarmte zusehends Es fehlte sogar an Geld, den alten Schönen Brunnen auszubessern und den neuen »Peuntbrunnen«, wie er im Volksmund bald hieß, aufzustellen. Fremde Höfe wollten gar zu gern die Not der arm gewordenen Stadt ausnützen und wirklich, die Not war so groß geworden, dass der russische Zar Paul I.1797 das Kunstwerk gegen die damals bedeutende Summe von 66000 Gulden erhielt. Wohlverpackt wanderten die Bronzefiguren Neptuns und seines ganzen Hofstaates nach Rußland, wo sie im Park des kaiserlichen Schlosses Peterhof aufgestellt wurden.
    Um die Wende des letzten Jahrhunderts aber schenkte ein Bürger unserer Stadt, der Geheime Kommerzienrat Ludwig Gerngross, Nürnberg, eine Nachbildung des verkauften Brunnens. 1902 sprangen zum ersten Mal die Fontänen, ein schönes Bild inmitten der buntfarbigen Blumenstände und keineswegs den Schönen Brunnen beeinträchtigend. Und dennoch trugen in sinnloser Verblendung die Nazi später den Brunnen ab und stellten ihn auf dem Marienplatz und dann im Stadtpark auf.

Der Nußkaspar von Nürnberg
    Wenn man von Nürnberg aus nach Norden schaut, so stellt sich dem Auge das berühmte Knoblauchland dar. Dort liegen mehrere anmutige Dörfchen, die von den Nürnbergern eifrig besucht werden.
    In einer dieser Ortschaften lebte vor vielen Jahren ein Bäuerlein, 'Nußkaspar' genannt, weil auf seinen Bäumen die schönsten Nüsse wuchsen. Er trieb wie seine Nachbarn Gärtnerei und verlegte sich vorzüglich auf den Anbau von Knoblauch. Allein dem guten Mann mißglückte fast alles, was er unternahm. Bald wurde er durch bedeutende Verluste in Schulden gebracht, bald von den Nachbarn bestohlen, dann wieder vernichteten Wind und Wetter seine Garten und Feldfrüchte, oder böse Buben holten ihm die Nüsse von den Bäumen.
    Dieses andauernde Mißgeschick verdroß den Bauern endlich und nahm ihm die Lust, sich ferner zu plagen, zumal da er bemerkte, wie bei den Nachbarn alles aufs beste gedieh und ihr Wohlstand täglich zunahm. Daher wurde er nach und nach in der Ausübung seines Gewerbes lässiger, fluchte mehr als er betete, und ergab sich zuletzt dem Trunke, so daß er meistens, wenn er mit Knoblauch und anderen Gemüsen zur Stadt gefahren war, leicht an Geld, dafür aber mit schwerem Kopf nach Hause zurückkehrte. Durch diesen Lebenswandel wurde nicht nur sein Körper, sondern auch sein Vermögen so zerrüttet, daß er mehrfach Geld aufnehmen mußte, schließlich von seinen Gläubigern hart bedrängt wurde und zu ihrer Befriedigung zuletzt bald ein Grundstück, bald irgend etwas aus seinem Hausrat zu veräußern genötigt war.
    Wieder einmal war der Nußkaspar am letzten Tag des Jahres wie so oft bis zum späten Abend in der Stadt geblieben, hatte sich einen tüchtigen Rausch angetrunken und taumelte nun den Burgweg hinauf. Unweit der Stelle, wo Christus am Ölberg abgebildet ist, setzte er sich auf einen beschneiten Steinblock, um auszuruhen, und schlief ein. Die Zerrbilder getäuschter Hoffnungen umgaukelten ihn in wüsten Träumen, so daß er öfters auffuhr und gräßliche Flüche ausstieß. Eben zeigte die Glocke vom nahen Sebaldusturm den Eintritt der Geisterstunde, als er abermals in die Höhe fuhr und in einem Zustande zwischen Schlaf und Wachen zähneklappernd vor sich hinmurmelte: »Will mich Gott nicht retten, so muß mir der Teufel helfen!«
    Mit diesen Worten erwachte er, rieb sich die Augen und wollte aufstehen, allein ein gewaltiger Schrecken warf ihn auf seinen kalten Sitz zurück; vor ihm stand ein Mann in Jägertracht, der ihn anredete: »Ei, Alterchen, was treibst du hier in der frostigen Winternacht?«
    Kaspar fragte gähnend: »Wo bin ich, Herr, und was wollt Ihr von mir?«
    Darauf erwiderte der Jäger: »Ich hörte im Vorübergehen, daß du Hilfe brauchst, und ich will sie leisten, wenn es in meinen Kräften steht, aber – ich will von dir darum gebeten sein.«
    Kaspar schilderte nun unter beständigen Verwünschungen seine traurige Lage, fiel auf die Knie und rief in unbegreiflicher Herzensangst: »Ich flehe Euch fußfällig an, helft mir, helft mir, und wäret Ihr der Böse selbst; mir gleich, wenn mir nur geholfen wird; denn Gott hat mich ohnedies verlassen.«
    »Nun wohl,« entgegnete der Fremde, »wenn du mir versprichst, weder deinem Weib noch einem anderen Menschen auch nur eine Silbe davon zu verraten, so will ich dein Beschützer sein und dir helfen. Kehre getrost heim, pflücke von dem großen Nußbaum. der in der linken
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