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Sagen aus der Hanse

Sagen aus der Hanse

Titel: Sagen aus der Hanse
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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zwanzig Schritt vom Weinkeller entfernt habe. Mit solchen Fährlichkeiten hatte der zu kämpfen, welcher mit der Saake zu tun hatte. Daher ist es leicht erklärlich, wie alle Welt eine solche Angst und Scheu vor dem Ungetüm hatte, daß es gemieden wurde wie die Pest und der Tod.

Die sieben Faulen
Friedrich Wagenfeld
    Als Bremen noch nicht gebaut war, befanden sich in jener Gegend nur Kohlhöfe und Ackerland. Aber die Ländereien waren nur von mittelmäßigem Ertrage; denn ein großer Teil bestand aus Sandboden, und die niedrig gelegenen Striche waren der Überschwemmung durch die Weser ausgesetzt.
    Da hielt sich denn, wenn auch der Fluß schon längst in seine Ufer zurückgetreten war, das Wasser in den Niederungen bis tief in den Sommer hinein, und giftige Dünste, ausgebrütet von den heißen Sonnenstrahlen, verpesteten die Luft. Darum wurde die ganze Gegend sehr wenig bewohnt, und nur die ärmeren Bürger, für die eine Wohnung in der eigentlichen Stadt zu teuer war, hatten sich hier angesiedelt.
    Vor vielen, vielen Jahren nun wohnte daselbst ein Mann, welcher, nach der Größe seines Grundbesitzes zu rechnen, sehr reich hätte sein müssen, der aber dennoch der ärmste unter allen seinen Nachbarn war. Denn seine Kohlstücke waren die dürrsten und sandigsten und sein Grasland fast das ganze Jahr hindurch Sumpf, so daß er nur in sehr trockenen Jahren auf eine kleine ,Heuernte rechnen durfte. Deswegen hielt er auch keine Kuh, sondern begnügte sich mit einer Ziege, obgleich ihre Milch für seinen Hausstand bei weitem nicht ausreichte.
    Es war freilich bei ihm von Gesinde keine Rede, aber sein Hausstand war nichtsdestoweniger bedeutend zu nennen. Denn er hatte sieben Söhne, einen größer und stärker als den andern. Die schlenderten den ganzen Tag umher, schauten ins Wasser und sahen nach Wind und Wetter, und wenn sie am Mittage zu Hause ankamen, hatten sie Hunger wie die Wölfe; denn nichts in der Welt schärft so sehr die Eßlust wie der Aufenthalt in freier Luft und am fließenden Wasser.

Ein Verbündeter des Teufels
    Einst fuhr ein Bremer Marktvogt mit einer Ladung Heringe von Enkhusen nach Bremen. Als er sah, daß der Wind günstig war, erkundigte er sich bei dem Schiffer, ob Taue und Segel fest wären, und als der Schiffer dies bejahte, gebot er ihm, sich nur ruhig hinzulegen: er wolle einstweilen am Steuer stehen. Der nahm das Anerbieten zu Dank an, und als der Marktvogt dem Schiffsknechte ein Gleiches zumutete, ging auch der zur Ruhe.
    Aber wie groß war die Verwunderung am folgenden Tage, als der Schiffer mit seinem Knecht aufstand und sah, wie das Schiff in der Schlachte in Bremen vor Anker lag! Eine tüchtige Fahrt in einer einzigen Nacht! Davon wurde viel gesprochen. Es war unzweifelhaft, daß der Marktvogt einen Bund mit dem Teufel habe.
    Er konnte auch die Nestel knüpfen, und als er deswegen verklagt wurde, stellte er es nicht einmal in Abrede. Da wurde er auf Geheiß des Rates der Stadt am Pranger mit Ruten gestrichen und auf ewig aus der Stadt verwiesen, bei Todesstrafe. Denn er war ein Verbündeter des Teufels und ein arger Zauberer, ohne Frage.

Hahl awer!
    Zwei Bauernburschen, denen des Glücks zu Hause nicht gedeihen wollte, kamen nach Bremen und suchten allda ihr Heil zu machen; der jüngere wurde bei einem reichen Bürger ein Gärtner und heiratete nach einiger Zeit die Tochter des alten Fährmanns am Punkendeich, dessen Nachfolger er auch wurde. Der ältere aber wurde Packknecht bei einem Kaufmann, stieg auf zum Buchhalter und zum Mann der reichen Pflegetochter, wurde reich und groß. Jedoch der Ehrgeiz ließ ihm keine Ruhe, so daß ihm Weib und Kinder und der Reichtum nicht genügten, aber da ihm sein Reichtum Ansehen verschaffte und die Stelle des Stadtrichters zufällig zu vergeben war, seine Unparteilichkeit außer Zweifel stand und sein Vermögen die sicherste Bürgschaft für seine Unbestechlichkeit zu gewähren schien, wählte man ihn in dieses Amt. Er nahm es mit Ernst und Würde wahr und niemand hatte Ursache, sich über seine Entscheidungen zu beschweren.
    Als einige Jahre hingegegangen waren, vereinigten sich die Melker auf dem Werder und forderten von dem Fährmann-Bruder eine Herabsetzung des Fährgeldes nach dem Werder. Was sie dem alten Fährmann bewilligt hätten, sei freiwillig geschehen. Da trat der Fährmann vor den Bruder Richter und überreichte ihm die Beweise, daß er in seinem Recht sei. Der Richter fürchtete aber, man könne ihn für parteiisch halten, wenn er
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