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Sagen aus der Hanse

Sagen aus der Hanse

Titel: Sagen aus der Hanse
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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meine Eltern um Vergebung!« Das Mädchen tat's zitternd, aber eine Stimme antwortete ihr: »Nie und nimmermehr!« Auf den Wunsch des Grafen bat sie dann noch einmal, und wieder wurde sie abschlägig beschieden. Erst, als sie zum dritten Male bat, rief die Stimme so laut, daß das Gewölbe widerhallte: »Nun, so sei er verweset!« Das Mädchen eilte so schnell wie möglich aus der Kirche, aber als man am nächsten Morgen nach dem Grafen sah, war er in Staub zerfallen.

Der Lübecker Freiheitsbaum
    Einmal lagen die Lübecker mit den Dänen in harter Fehde. Krieg ist nicht jedermanns Sache, und so waren in der Stadt, besonders unter den Schonenfahrern, viele Bürger, die geneigt waren, sich dem Dänenkönig zu eigen zu geben. Nun gab es aber eine Prophezeiung in der Stadt: solange der große Rosenbusch an der Marienkirche grüne und blühe, solange werde Lübeck frei bleiben, und darum willigte der Rat auch nicht in einen voreiligen Friedensschluß, sondern es wurde wacker weitergefochten. Aber eines Morgens war der Rosenbaum welk und abgestorben, der doch am Abend zuvor noch so herrlich geblüht hatte, und als man zusah, hatte eine Maus ihr Nest an seine Wurzeln gelegt, und ihre Jungen hatten die Wurzeln durchgenagt und den Baum zuschanden gemacht. Bald darauf mußte sich Lübeck den Dänen ergeben.
    Als die Stadt aber wieder kaiserfrei wurde, ließ der Rat den Rosenbaum samt der Maus in der Marienkirche hinter dem Chor in Stein hauen, zum Wahrzeichen, daß oft aus kleinen Ursachen über Nacht ein großes Unglück entsteht.

Der Meerweizen
    Wenn die Bremer Schiffer nach Amsterdam fahren, kommen sie an einer Stelle vorbei, – es soll bei Harlingen sein – wo Weizen im Meer wächst; die Ähren kommen ganz goldgelb aus dem Wasser hervor, aber es sind keine Körner drin. War nämlich mal in dieser Gegend eine reiche Frau, die war so reich, daß sie gar nicht dachte, sie könne je arm werden. Da kam nun einmal einer ihrer Schiffer aus der Ostsee, der hatte Weizen geladen und sie fragte ihn, auf welcher Seite er ihn eingeladen habe, und als er ihr antwortete: »Auf dem Backbord«, sagte sie, so solle er ihn auf dem Steuerbord wieder ausschütten. Da warnte er sie denn, sie solle sich nicht versündigen, es könne ihr noch schlecht ergehen, sie aber zog einen Ring vom Finger und sagte, indem sie ihn ins Meer warf: »So wenig, als ich diesen Ring wiederbekommen kann, so wenig kann ich auch je arm werden!« und ließ den Weizen ins Meer schütten. Andern Tages schickt sie ihre Magd auf den Markt, einen Schellfisch zu kaufen, und als diese ihn zu Hause aufschneidet, so liegt der Ring drin; und da hat's denn nicht lange gewährt, so ist die Frau ganz arm geworden, so arm, daß sie zuletzt nicht mehr soviel hatte um ihre Scham zu bedecken. An der Stelle aber wo sie den Weizen ins Meer schütten lassen, wächst er noch fort bis auf den heutigen Tag.

Der Meerweizen
    Wenn die Bremer Schiffer nach Amsterdam fahren, kommen sie an einer Stelle vorbei – es soll bei Harlingen sein –, wo Weizen im Meer wächst. Die Ähren kommen ganz goldgelb aus dem Wasser hervor; aber es sind keine Körner drin.
    Es war nämlich einmal in dieser Gegend eine reiche Frau, die war so reich, daß sie gar nicht dachte, sie könne je arm werden. Eines Tages kam nun einer ihrer Schiffer von der Ostsee. Dieser hatte Weizen geladen, und die Frau fragte ihn, auf welcher Seite er ihn eingeladen habe. Als er ihr antwortete: »Auf dem Backbord«, sagte sie, so solle er ihn auf dem Steuerbord wieder ausschütten.
    Da warnte er sie, sie solle sich nicht versündigen, es könne ihr noch schlecht ergehen.
    Sie aber zog einen Ring vom Finger und sagte, indem sie ihn ins Meer warf: »So wenig ich diesen Ring wiederbekommen kann, so wenig kann ich auch je arm werden!« Dann ließ sie den Weizen ins Meer schütten. Anderntags schickte sie ihre Magd auf den Markt, einen Schellfisch zu kaufen, und als diese ihn zu Hause aufschnitt, lag der Ring drin. Da währte es denn nicht lange, und die Frau wurde ganz arm, so arm, daß sie zuletzt nicht mehr so viel hatte, um sich zu kleiden. An der Stelle aber, wo sie den Weizen hatte ins Meer schütten lassen, wächst er noch fort bis auf den heutigen Tag.

Der Nachtwächter und die Gans
    Einem Nachtwächter begegnete auf einem Kreuzweg eine Gans, so groß und schwer, wie er sie noch in seinem Leben nicht gesehen hatte. Das wird einen herrlichen Sonntagsbraten geben, dachte er, und da sich das Tier nicht greifen lassen wollte, so
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