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Sagen aus der Hanse

Sagen aus der Hanse

Titel: Sagen aus der Hanse
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Bürgerbrief wieder abgenommen worden war.
    Und als er nun gegen Mitternacht still und allein in der Kammer saß und bei seinem unmöglichen Unterfangen schier verzweifelte, da haben ihn Ehrsucht und Weltlust geblendet, daß er den Teufel rief, ihm beizustehen, und das Werk, dessen er allein nicht mächtig, zu vollbringen. Und der Teufel, der allemal erscheint, wenn ein junges Blut ihn nur an die Wand malt, kommt angeflogen mit Sausen und Brausen durchs Fenster herein, gehörnt, mit Pferdefüßen, ein scheußlich Ungetüm, davor ein anderer als Hans Radegast sich entsetzt hätte; aber das Wendenblut fürchtet solchen Satansspuk nicht und willigt ein, ihm seine unsterbliche Seele zu verschreiben und fortan den Namen Gottes nicht mehr zu nennen, da er ihm sonst sofort verfallen sein soll. Und als der Pakt geschlossen, setzt sich der Teufel flugs oben auf den Tisch und gebraucht Pfriemen und Pechdraht, als wäre er niemals was anderes als ein Schuster gewesen, und ehe der Hahn den Tag ankräht, ist das Stiefelpaar fertig, von braunem Leder, und nirgendwo ist eine Naht zu sehen, worauf der Teufel wieder mit Saus und Braus verschwindet.
    Und als andern Tags die Alterleute kamen und die Stiefel besahen und keine Naht daran fanden, entsetzten sie sich und mußten ihr Wort einlösen, und Hans Radegast als Meister anerkennen. Und obwohl er nun ins Amt gekommen ist, so hat's ihm doch nicht geholfen, denn als er vor dem Rat den Bürgereid leisten will, und vergißt seinen Pakt und spricht die Worte aus: »alse my Gott helpe und syn hilliges Wort«, da fällt plötzlich ein Donner und Wetter vom Himmel mit Dampf und Rauch, und Hans Radegast ist stracks nach Nennung des Namens Gottes zu Boden geschlagen und nimmer wieder aufgestanden.
    Und als die Herren des Rats sich von ihrer Bestürzung erholt und durch ihre Diener den toten Mann haben aufheben lassen, da hat er das Gesicht im Nacken gehabt und die Zunge schwarz zum Halse herausgereckt, so daß jeder mit Entsetzen gesehen, daß den wendischen Mann der Teufel geholt.
    Die ungenähten Stiefel wurden durch einen geschickten geistlichen Teufelsbanner exorzisiert und mit Weihrauch besprengt; sie haben lange Zeit hoch oben an einem Pfeiler im Dom gehangen. Als der Dom zerstört wurde, kamen sie ins Artilleriezeughaus im Bauhof, wo sie bis vor wenigen Jahrzehnten zu sehen waren.

Die Elbgeister
    Vor mehreren hundert Jahren war die Stadt Hamburg nicht wie jetzt gegen die andringenden Fluten geschützt, sondern von den Häusern bis zum Flußbett zog sich eine breite Niederung hin. Diese wurde häufig überschwemmt, namentlich im Frühjahr oder im Herbst, wenn heftige Regengüsse eintraten und Nordweststürme die Fluten aus der Nordsee in die Elbe trieben. Durch den mitgeführten Sand wurden die Niederungen nach und nach unfruchtbar.
    Von diesen Niederungen wird erzählt, daß sich die Elbgeister auf ihnen versammelten, um zu beraten, wie sie den Menschen Schaden zufügen könnten. Die Menschen waren den Elbgeistern verhaßt, weil sie durch die Schiffe in das Reich der Geister einzugreifen versuchten.
    Die Überschwemmungen währten fort. Wenn sie auch nicht viel Schaden anrichten konnten, da das Land unbebaut war, das von ihnen betroffen wurde, so ging diese Strecke den Menschen doch verloren. Da kam ein kluger Mann auf den Gedanken, den Elbgeistern diese Niederungen abzuringen. Er schlug vor, sie durch Erdwälle vor den Fluten zu schützen. Sein Vorschlag fand Beifall, und bald sah man viele Menschen beschäftigt, die schützenden Deiche aufzuwerfen.
    Die Elbgeister kamen jeden Abend und sahen sich das Beginnen der Menschen an. Sie konnten sich nicht erklären, wozu diese Arbeit dienen sollte, und spotteten darüber. Endlich waren die Deiche fertiggestellt, und getrost sahen die Bewohner einer Überschwemmung entgegen. Ein heftiger Weststurm trat ein und trieb die Wellen zu außerordentlicher Höhe.
    Aber der Deich setzte ihnen kräftigen Widerstand entgegen, und die Niederungen blieben verschont. Als die Elbgeister dies bemerkten, sahen sie sich überlistet. Sie versuchten mit heftigen Stürmen und Hochfluten das Werk der Menschen zu zerstören, aber ihr Mühen war vergeblich. Nur an einer schwachen, dem Ansturm besonders ausgesetzten Stelle gelang es. Am nächsten Morgen aber sprang der Wind nach Osten um, das Wasser lief ab, und die Bewohner konnten ihren Deich nicht nur ausbessern, sondern bedeutend verstärken.
    Von nun an begann ein fortgesetzter Kampf mit den Elbgeistern. Immer
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