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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB
Autoren: Tess Gerritsen
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Lehmstraße entlang. Spuren führten nach Norden. Die Zweige, die der Arzt als Tarnung benutzt hatte, lagen am Straßenrand. Aber von dem Wagen fehlte jede Spur.
    Willy und Guy betraten die Straße, standen da und wunderten sich über Andersens Verzögerung.
    „Er weiß, dass ihr auf ihn wartet“, sagte Maitland. „Er ist schon eine Stunde überfällig.“
    Guy versetzte einem Stein einen Tritt. „Wir fahren wohl heute nicht mehr nach Hanoi zurück.“ Er blickte zu dem dunkler werdenden Himmel. „Fast schon Sonnenuntergang.“
    Maitland starrte weiterhin die Straße entlang.
    „Vielleicht hat er eine Reifenpanne“, sagte Willy. „Oder kein Benzin. Wie auch immer, Dad, heute Nacht sitzen wir bei dir fest.“ Sie hakte sich bei ihm unter. „Gehen wir zurück.“
    „Noch nicht.“ Er blickte wieder die Straße entlang. „Irgendetwas stimmt hier nicht.“
    Willy teilte plötzlich sein Unbehagen. „Du rechnestmit Ärger?“
    „Und wir sind überhaupt nicht darauf vorbereit“, sagte er grimmig.
    „Wie meinen Sie das?“ Guy wandte sich zu ihm. „Das Dorf muss doch etwas zur Verteidigung haben.“
    „Wir haben vielleicht eine funktionierende Pistole und ein paar Überbleibsel vom Krieg, die seit Jahrzehnten nicht benutzt wurden. Dazu Andersens Gewehr. Er hat es heute zurückgelassen.“
    „Wie viel Munition?“
    „Nicht genug, um …“ Maitlands Kopf ruckte hoch. Er wirbelte bei dem Geräusch eines näher kommenden Wagens herum.
    „Deckung!“, befahl Guy.
    Willy sprang bereits in die Deckung des nächsten Busches. Im selben Moment sprangen Guy und Maitland in die andere Richtung, in das Blätterwerk auf der anderen Straßenseite.
    Willy schaffte es gerade noch. Als sie im Schlamm landete, kam ein Jeep um die Kurve. Durch das Unterholz sah sie, dass er voll Soldaten war. Während er näher heran dröhnte, tauchte sie hektisch unter die Zweige, ohne sich um die Dornen zu kümmern, die ihr das Gesicht zerkratzten, und rollte sich zwischen den Blättern zusammen, um die Vorbeifahrt des Jeeps abzuwarten.
    Etwas lief über ihre Hand. Instinktiv zuckte sie und sah einen fetten schwarzen Käfer, der von ihrer Hand fiel und in der Dunkelheit verschwand. Erst als ihr Blick dem Insekt folgte, bemerkte sie das seltsame Rascheln in den Zweigen und sah, dass die Erde unter ständiger Bewegung zu erschauern schien.
    Allgütiger, sie lag in einem ganzen Nest!
    Sie würgte einen Schrei zurück und warf sich zur Seite.
    Und starrte auf eine menschliche Hand. Keine zwanzig Zentimeter von ihrer Nase entfernt. Die Finger kalkweiß und zu winkenden Klauen erstarrt.
    Selbst wenn sie hätte schreien wollen, hätte sie keinen Laut hervorgebracht. Ihre Kehle war zugeschnürt.
    Langsam wanderte ihr Blick an dem Arm entlang, folgte ihm zum Rumpf und dann unausweichlich zu dem Gesicht.
    Gunnel Andersens leblose Augen starrten sie an.

13. KAPITEL
    Der Jeep mit den Soldaten röhrte vorbei.
    Willy erstickte ihren Schrei mit ihrer Faust und kämpfte verzweifelt die Entsetzensschreie zurück, die in ihr zu explodieren drohten. Kaum war der Jeep vorbei, als sie aufsprang und zurücktaumelte. „Er isttot!“, schrie sie.
    Guy und ihr Vater tauchten neben ihr auf. Guy stützte sie.
    „Andersen!“ Sie deutete wild auf die Büsche.
    Ihr Vater schob die Zweige beiseite. „Gütiger Himmel“, flüsterte er und starrte auf die Leiche.
    Willy brach in die Knie und übergab sich.
    „Seine Kehle ist durchgeschnitten worden“, hörte sie ihren Vater sagen.
    „Saubere Arbeit, sehr professionell“, murmelte Guy.
    Willy hob langsam den Kopf. „Warum haben sie ihn getötet?“
    Ihr Vater ließ die Büsche über die Leiche zurückgleiten. „Um ihn am Reden zu hindern. Um uns abzuschneiden von …“ Er sprang plötzlich auf. „Das Dorf! Ich muss zurück!“
    Sie folgten ihm laufend und stolpernd. Die Sonne ging bereits unter. Durch die Zweige glühte der Himmel in einem furchterregenden Blutrot.
    Vor ihnen hörte sie ihren Vater „Lan! Lan!“, rufen. Als sie aus dem Dschungel kamen, sah ein Dutzend Dorfbewohner zu, wie Maitland seine Frau in die Arme zog und sie festhielt.
    „Diese Leute müssen weg von hier!“, rief Guy. „Maitland!“
    Maitland ließ seine Frau los. „Wohin sollen wir gehen? Das nächste Dorf ist zwanzig Meilen entfernt! Wir haben alte Menschen und Babys.“ Er deutete auf eine Schwangere.
    „Wir alle müssen weg!“ Guy hielt Maitland fest. „Denken Sie doch nach! Die haben Andersen getötet. Sie sind der
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