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Sag niemals STIRB

Sag niemals STIRB

Titel: Sag niemals STIRB Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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uns heruntergeholt hat. Eine Bombe ging in unserem Laderaum hoch. Von unserer Seite gelegt. Wir sollten wohl sterben.“
    „Aber warum?“
    Maitland starrte in den Kreis der Hütten. „Es ist an der Zeit, dass wir mit den Ältesten sprechen.“
    Lans Baby weinte in einer Ecke der Hütte. Sie legte es an ihre Brust und wiegte es vor und zurück, lauschte jedoch aufmerksam den in den Schatten wispernden Stimmen.
    Sie alle lauschten – die Kinder, die Familien. Willy konnte nicht verstehen, was gesagt wurde, aber sieerkannte, dass die Besprechung eine erschreckende Bedeutung besaß.
    In der Mitte der Hütte saßen drei Dorfälteste – zwei Männer und eine Frau. Ihre greisenhaften Gesichter waren von den wirbelnden Schwaden der Räucherstäbchen verhüllt. Die Frau paffte an einer Zigarette, während sie auf Vietnamesisch murmelte. Sie deutete zum Himmel, dann auf Maitland.
    Guy wisperte Willy zu: „Sie sagt, es war nicht die Zeit deines Vaters zu sterben. Aber die zwei anderen Männer, der Amerikaner und der Laote, sie starben, weil das der Tod war, der ihnen ihr ganzes Leben lang vorherbestimmt war …“ Er verstummte, wie hypnotisiert von der Stimme der alten Frau, die wie Weihrauch durch die Schatten trieb.
    Einer der alten Männer sprach so leise, dass seine Stimme fast im Wispern und Rascheln der Zuhörer unterging.
    „Er widerspricht“, übersetzte Guy. „Er sagt, es war nicht das Schicksal, das den Laoten tötete.“
    Die alte Frau schüttelte heftig den Kopf. Jetzt brach eine allgemeine Debatte darüber los, wieso der Laote wirklich gestorben war. Der alte Mann, der anderer Meinung war, stand endlich auf und schob sich zu der hinteren Ecke der Hütte. Dort legte er die Matten beiseite, die den Lehmboden bedeckten,entfernte eine Schicht Erde und holte ein in Stoff gewickeltes Bündel hervor. Mit zitternden Händen zog er die ausgefransten Ränder auseinander. Ehrfurchtsvoll hob er den darin verborgenen Gegenstand hoch.
    Selbst in dem schwachen Licht der Hütte war das Schimmern von Gold unverkennbar.
    „Es ist das Medaillon“, wisperte Willy. „Von dem Lassiter uns erzählt hat.“
    „Der Laote hat es getragen“, sagte ihr Vater.
    Der alte Mann reichte Guy das Bündel. Vorsichtig hob Guy das Medaillon aus seinem Bett aus alten Tüchern. Obwohl die Oberfläche von der Explosion verschrammt war, konnte man das Muster noch erkennen: einen dreiköpfigen Drachen, die Zähne gefletscht, die Klauen kampfbereit.
    Der alte Mann flüsterte Worte der Verehrung und Bewunderung.
    „Er sah einmal ein Medaillon genau wie dieses“, sagte Maitland. „Vor Jahren in Laos. Es hing um den Hals von Prinz Souvanna.“
    Guy holte scharf Luft. „ Es ist das königliche Wappen. Dieser Passagier …“
    „… war der Halbbruder des Königs“, sagte Maitland. „Er war Prinz Lo Van.“
    Ein unbehagliches Murmeln durchlief nun dieVersammlung.
    „Ich verstehe nicht“, sagte Willy. „Warum sollte die CIA seinen Tod wollen?“
    „Es ergibt keinen Sinn“, sagte Guy. „Lo Van war neutral mit Neigung zu unserer Seite. Und er war ein aufrechter, ein anständiger Anführer. Mit unserer Rückendeckung hätte er uns ein Trittbrett in Laos ermöglicht. Das hätte die Waage in unsere Richtung ausschlagen lassen.“
    „Das sollte er auch machen“, sagte Maitland. „Diese Kiste mit Gold gehörte ihm. Sie sollte in Laos ausgeladen werden.“
    „Um eine Armee zu kaufen?“, fragte Willy.
    „Genau.“
    „Warum ihn dann ermorden? Er war auf unserer Seite …“
    „Aber die Typen, die die Maschine hochgejagt haben, waren es nicht“, sagte Guy.
    „Du meinst, die Kommunisten haben diese Bombe gelegt?“
    „Nein, jemand, der noch gefährlicher war. Einer der unseren.“
    Die Ältesten waren verstummt. Sie betrachteten ihre Gäste wie Lehrer, die einen Schüler beobachteten, der sich eine Antwort abringt.
    Erneut begann die alte Frau zu sprechen. Maitlandübersetzte.
    „Während des Krieges lebten einige von uns bei den Pathet Lao, den Kommunisten in Laos. Es gab nur wenige Verstecke, weshalb wir in Höhlen schliefen. Aber wir hatten Gärten und Hühner und Schweine, alles, was wir zum Überleben brauchten. Einmal, als ich in der Höhle noch neu war, hörte ich ein Flugzeug. Ich dachte, es wäre der Feind, die Amerikaner, und ich nahm mein Gewehr und ging ins Freie, um die Maschine abzuschießen. Aber mein Zellenkommandant hielt mich zurück. Ich konnte nicht verstehen, warum er die Maschine landen ließ. Sie hatte die

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