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Sag niemals nie

Sag niemals nie

Titel: Sag niemals nie
Autoren: India Grey
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tröstete sie ihre Freundin. „Nur dir zuliebe. Ich habe nämlich eigentlich keine Lust, zu Saskia Middletons Party zu gehen. Nun gut: Sichere uns einen Tisch auf der Terrasse und bestell schon mal die Martinis. In einer Viertelstunde bin ich da.“
    Ehe Fliss etwas erwidern konnte, schaltete Anna das Handy aus. Sie wandte sich wieder dem Brautkleid zu. Versonnen strich sie über den glatten Satin.
    Wie viel hatte sich seit jenem Sommer geändert, als sie das Leben noch für einfach gehalten hatte!
    Nichts war einfach. Nichts war so, wie sie geglaubt hatte.
    Sie selbst am allerwenigsten.
    Das Château war so ungefähr alles, was ihr von ihrem früheren Leben geblieben war. Deshalb dachte sie auch nicht daran, es kampflos aufzugeben. Entschlossen stand Anna auf und ging zur Treppe. Ihre Träume waren zerstoben, ihre Mutter war tot, ihr Glaube an sich selbst bis in die Grundfesten erschüttert …
    Unten wurde eine Tür zugeschlagen.
    Wie versteinert stand Anna da. Ein Lufthauch schien durch das Schloss zu ziehen. Dann war alles wieder still. Doch die Atmosphäre hatte sich geändert, sie war elektrisch geladen wie vor einem Sturm. Anna wurde bewusst, dass sie nicht mehr allein im Haus war.
    Einen Moment lang blieb sie reglos stehen, dann bewegte sie sich auf Zehenspitzen lautlos auf die Treppe zu.
    Unten war alles still.
    Dann erklangen Schritte in der Eingangshalle. Panik stieg in Anna auf. Instinktiv wusste sie, dass unten ein Mann war. Sie musste an den Axtmörder aus einem Horrorfilm im Fernsehen denken.
    Die Schritte verstummten.
    Vorsichtig beugte Anna sich vor und spähte über die Geländer, dann fuhr sie zurück und wagte kaum noch zu atmen.
    Sie hatte recht.
    Da war ein Mann. Ein sehr männlicher Mann! Und sehr blond. Vielleicht lag es daran, dass sie auf ihn herabschaute. Auf jeden Fall schien dieser Mann die breitesten Schultern zu haben, die sie je gesehen hatte.
    „Hallo?“
    Er hatte eine tolle, dunkle Stimme. Wie ein Mörder hörte er sich nicht an. Anna kämpfte mit sich. Die Stimme versagte ihr. Doch ihr Herz schlug so laut, dass sie Angst hatte, es könnte sie verraten.
    „Wer ist da?“
    Sie öffnete den Mund, brachte jedoch nur einen heiseren Laut hervor.
    Unten folgte eine leise Verwünschung. „Na gut, dann komme ich rauf.“
    Liebe Güte! Sie verhielt sich kindisch! Wer immer er war – jetzt würde der Mann heraufkommen. Er würde sie wie ein verschrecktes Tier auf dem Treppenabsatz kauernd vorfinden.
    Entschlossen richtete Anna sich zu ihrer vollen Größe von einem Meter dreiundsechzig auf und strich sich das Leinenkleid glatt. „Sparen Sie sich die Mühe!“, rief sie und ballte die Hände zu Fäusten. Betont sorglos betrat sie die Treppe und begann hinunterzusteigen.
    Auf halbem Weg riskierte sie einen Blick nach unten. Sie musste sich am Geländer festhalten, um nicht zu stolpern. In ihren Ohren rauschte es, und alles in ihr begann zu pulsieren.
    Am Fuß der Treppe stand der Mann ihrer Mädchenträume! Die Zeit schien stillzustehen. Die Jahre schmolzen dahin, und Anna sah sich wieder als Zehnjährige. Sie trug einen Rosenstrauß in der Hand und schwebte über die Treppe ihrem Helden entgegen. Jetzt war er da … wie sie ihn sich so oft ausgemalt hatte.
    Nur fehlte in seinen Augen der anbetende Ausdruck.
    Eiskalt waren sie auf sie gerichtet.
    „Wer, zum Teufel, sind Sie?“
    Angelo Emiliani machte sich nicht die Mühe zu verbergen, dass er gereizt war.
    Die Firma, mit der er wegen des Schlosses verhandelte, gehörte zu den ältesten Immobilienfirmen des Landes. Sie besaß Büros in den meisten Großstädten Europas. In den letzten beiden Wochen hatte die Firma Arundel-Ducasse ihn jedoch an ihrer Geschäftstüchtigkeit zweifeln lassen. Jetzt hatte man ihm einen falschen Besichtigungstermin genannt. Er konnte sich nicht wie geplant als Erster im Château umsehen. Und obendrein hatte man ihm offenbar auch noch eine junge, verschreckte Angestellte geschickt.
    Wie sie gleich feststellen würde, gehörte Geduld nicht zu seinen Stärken …
    Auf der vorletzten Stufe blieb sie stehen. Sie war jetzt auf Augenhöhe mit ihm und wirkte irgendwie beunruhigt, fast abweisend. Obwohl er verärgert war, berührte Angelo der Anblick der jungen Frau seltsam. „Also, wer sind Sie“, wiederholte er ungeduldig.
    „Das Gleiche könnte ich Sie auch fragen“, erwiderte sie scharf.
    „Ach du meine Güte!“ Betont gelangweilt wandte er sich ab und ging zur Mitte der Eingangshalle. Dabei blickte er sich
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