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Sag niemals nie

Sag niemals nie

Titel: Sag niemals nie
Autoren: India Grey
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Anna.
    Er versuchte, sie in die Enge zu treiben. Und er genoss es.
    Um ihren Stolz und Fliss’ berufliches Ansehen zu retten, musste sie sich wohl etwas mehr anstrengen.
    „Was möchten Sie wissen?“ Sie straffte die Schultern und ging langsam auf ihn zu. Jetzt würde ihr nach Oberschicht klingender Tonfall zum Einsatz kommen. „Wie Sie sicher sehen, wurde das Château Belle-Eden im anglo-normannischen Stil des neunzehnten Jahrhunderts erbaut. Es befindet sich auf einem Grundstück mit einer Fläche von fünf Hektar in Bestlage.“
    „Sehr eindrucksvoll.“
    „Das sollte es auch sein.“ Anna stand jetzt am Fenster neben Emiliani, sah ihn jedoch nicht an. „Es wurde 1897 im Auftrag des Eigentümers eines der exklusivsten Pariser Kaufhäuser errichtet. Dieser hat weder am Bau noch an der Ausstattung gespart. Die Seidentapeten stammen aus …“
    „Ich meinte eigentlich nicht das Anwesen.“
    „Wie bitte?“
    Er blickte sie durchdringend an. „Mich hat beeindruckt, wie gut Sie über die Einzelheiten des Schlosses Bescheid wissen.“
    „Ich sagte Ihnen doch schon, ich bin zuständig für den Verkauf des Schlosses.“ Starr blickte sie weiter zwischen den Pinien hindurch zur Straße und den dahinter liegenden Klippen. „Mit seiner einmaligen Lage gehört das Château Belle-Eden zu den begehrtesten Immobilien der Welt. Cannes ist nur drei Kilometer von hier entfernt, und das Schloss besitzt einen eigenen Strand, den man durch den Pinienwald dort drüben erreicht.“
    „Ach ja.“ Zu Annas Erleichterung wandte Angelo Emiliani sich ab und blickte grimmig, fast drohend zu den Zelten und Wäscheleinen von GreenPlanet hinüber, die zwischen den Bäumen sichtbar waren.
    „Wollen Sie das Château als Privatwohnsitz nutzen, Signor Emiliani?“, fragte sie in beiläufigem Ton.
    Langsam wandte er sich ihr wieder zu und lächelte spöttisch. „Nein. Ich dachte, ich mache eine Jugendherberge daraus. Und in dem Wäldchen dort errichte ich vielleicht einen Dauercampingplatz für Hippies und Aussteiger. Auf diese Weise könnte ich meine anderen Bauvorhaben möglicherweise ungestört durchführen, ohne dass diese Leute ständig gegen mich zu Felde ziehen.“
    Sie zuckte nicht mit der Wimper, fiel ihm auf. Ihre wachsamen Augen zeigten nicht die geringste Regung. „Ich meinte die Frage ernst, Signore.“ „Sicher. Halten Sie mich für dumm genug, Ihnen zu verra
    ten, was ich mit dem Schloss tatsächlich vorhabe? Sie unterschätzen mich.“
    Anna sah ihn an. „Sind Sie hier fertig?“
    Da war es wieder. Angelo runzelte verärgert die Stirn. Sie gab sich höflich und völlig korrekt. Dennoch spürte er die unterschwellige Herausforderung. Ein anderer hätte sie wohl kaum wahrgenommen. Aber er hatte sich nicht vom Waisenjungen in die internationalen Kreise der Reichen emporgearbeitet, um zu sein wie andere Männer. Sein Instinkt war seine Spezialität.
    „Fürs Erste bin ich hier fertig, ja“, beantwortete er ihre Frage ruhig.
    „Gut. Dann folgen Sie mir bitte.“
    „Mit Vergnügen.“
    Es ist wirklich ein Vergnügen, dachte Angelo, als er ihr folgte. Ihr kurzes Leinenkleid warf wechselnde Schatten auf ihre schlanken gebräunten Schenkel. Sie führte ihn über Korridore, öffnete Türen zu einer endlosen Folge großer, leerer Räume. Doch obwohl das Kleid durchaus adrett war, trug sie es auf eine seltsam rebellische Weise. Vielleicht waren es aber auch die silbernen Armreifen, die bei jeder ihrer Bewegungen melodisch klirrten. Oder der Kontrast ihrer aufregend langen Beine zu dem sachlichen Schwarz.
    Etwas an diesem Mädchen flüsterte ihm zu: Vorsicht ! Alles an ihr wirkte verlockend und gefährlich zugleich.
    Dass sie log, machte ihm nichts aus. Der Umstand, dass sie es so überzeugend tat, beunruhigte ihn schon eher. Lästige Umweltschützer störten seine Geschäfte ständig und machten ihm das Leben schwer. Als ernsthafte Bedrohung hatte er sie bisher aber nie empfunden. Doch dieses Mädchen wusste mehr über dieses Anwesen, als eine besessene Umweltkämpferin ausfindig gemacht haben konnte.
    Es kam ihm nicht in den Sinn, dass er sich täuschen könnte. Sie sprach wie eine Angehörige des Königshauses und bewegte sich geschmeidig wie eine Tänzerin – na und? Sie war keine Büroangestellte, darauf hätte er sein Imperium verwettet. Es waren nicht nur die pinkfarbenen Strähnen, die sie verrieten. Auch die kaum verhüllte Feindseligkeit, die von ihr ausging, sprach Bände. Ebenso gut hätte sie die Tätowierung
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