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Sag einfah: Ja, ich will

Sag einfah: Ja, ich will

Titel: Sag einfah: Ja, ich will
Autoren: MAUREEN CHILD
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unmöglich.
    Immer wieder warf sie ihrem Vater wütende Blicke zu. Am liebsten hätte sie ihm ins Gesicht geschrien. Schließlich hatte sie sich jedoch so weit im Griff, dass sie ihn mit halbwegs ruhiger Stimme fragte: „Du wolltest mich ver kaufen?“
    „Gina, ich glaube, du übertreibst ein bisschen.“ Äußerlich ruhig saß Sal auf dem Sofa, nur sein Blick spiegelte ein leichtes Schuldbewusstsein.
    „Ich übertreibe?“ Theatralisch hob sie die Arme. „Was bin ich denn, eine Prinzessin in einem Schloss? Und du, Papà? Bist du ein alter Feudalherr? So etwas kenne ich höchstens aus irgendwelchen Romanen, die im Mittelalter spielen.“ Wütend zeigte sie mit dem Zeigefinger auf ihn. „Nur, mein lieber Vater, dass wir im einundzwanzigsten Jahrhundert leben!“
    „Ihr Frauen seht immer alles so gefühlsbetont“, murmelte Sal. „Deshalb herrschen auch immer die Männer.“
    „So siehst du das also?“ Teresa Torino schlug ihrem Mann sanft auf den Oberarm. „Wenn überhaupt, herrschen Männer, weil die Frauen es ihnen erlauben.“
    Normalerweise hätte Gina angesichts dieser Szene gelächelt. Doch im Augenblick war ihr wirklich nicht dazu zumute. Am liebsten wäre sie vor Scham im Erdboden versunken. Was Adam wohl gedacht hatte, als ihr Vater ihn mit seinem „Plan“ konfrontiert hatte? Sie wollte es sich lieber gar nicht vorstellen. Wie peinlich!
    „Du hast doch selbst gesagt, Gina müsste heiraten und Kinder kriegen“, entgegnete Sal an seine Frau gewandt.
    „Aber doch nicht so! Und schon gar nicht mit dem!“
    „Wieso, was ist denn nicht in Ordnung mit Adam?“, fragte Sal.
    Mit Adam ist alles in Ordnung, dachte Gina. Das hätte sie jetzt natürlich um keinen Preis laut ausgesprochen.
    „Er … er hat so etwas an sich“, sagte Teresa ausweichend.
    Gina stöhnte genervt auf.
    „Du kannst das doch gar nicht beurteilen“, entgegnete Sal. „Du kennst ihn doch gar nicht richtig.“
    „Ach ja, aber du! Du kennst ihn gut genug, um deine Tochter an ihn zu verschachern!“
    So ging es hin und her. Gina hörte nur mit halbem Ohr zu. In ihrer Familie gehörte es zum normalen Umgang, sich anzuschreien, genau wie die ständigen Umarmungen und das Lachen. Italiener, sagte ihre Mutter oft, leben intensiv und kosten die Momente voll aus. Ginas Vater konterte dann stets, seine Frau lebe Momente vor allem laut aus. Aber im Grunde lief es auf dasselbe hinaus.
    Gina und ihre Brüder waren mit Lachen aufgewachsen, mit Schimpfen und Schreien, mit Umarmungen und Liebkosungen und mit noch mehr Schimpfen und Schreien. Und vor allem mit der Gewissheit, dass sie von ihren Eltern bedingungslos geliebt wurden.
    Heute aber … heute hätte Gina ihren Vater, den sie so liebte, am liebsten gewürgt. Sie sah sich im Wohnzimmer um, schaute auf die gerahmten Fotos, die auf Schränken und Tischen herumstanden und an jeder freien Stelle an den Wänden hingen. Es waren Dutzende Aufnahmen, die ihre Brüder und deren Familien zeigten. Und auch jede Menge alte, teils schon ausgeblichene Schwarz-Weiß-Fotos von Großeltern und Urgroßeltern waren darunter. Dazu Bilder von Kindern in Italien – irgendwelche Cousins, die Gina noch nie gesehen hatte. Natürlich prangten auch Fotos von Gina selbst an den Wänden. Gina, mit ihrem ersten eigenen Pferd. Gina in Baseballkleidung. Gina, fein herausgeputzt für den Abschlussball der Highschool.
    Auf all diesen Bildern war Gina allein. Kein Ehemann. Keine Kinder.
    Nur die nette Tante Gina. Die alte Jungfer!
    Im Torino-Clan galt die Familie als das Höchste. Und eigentlich teilte Gina diese Einstellung.
    Sie hatte sich immer eine eigene Familie gewünscht. Gina war immer davon ausgegangen, dass auch sie Kinder bekommen würde, wenn es denn so weit war. Doch der Zeitpunkt war nie gekommen. Die Familien ihrer Brüder wuchsen und wuchsen, während Gina allein blieb. Irgendwann hatte sie sich damit abgefunden, dass ihre Lebensträume wohl nicht mehr in Erfüllung gehen würden.
    Die ganze Zeit über war sie unruhig auf und ab gegangen. Jetzt zwang Gina sich zur Ruhe und versuchte, nicht weiter zu grübeln. Nachdenklich sah sie zum Fenster, durch das die Sonne schien, und beobachtete die winzigen Staubpartikelchen, die im Licht tanzten. Von der Küche aus drang der vertraute Duft von Teresas Spaghettisoße ins Zimmer und umhüllte Gina.
    Sal warf seiner Frau einen mürrischen Blick zu, sah dann seine Tochter an und murmelte: „Übrigens ist die ganze Diskussion sowieso sinnlos. Du regst dich völlig
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