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Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Titel: Saftschubse - Lies, A: Saftschubse
Autoren: Annette Lies
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und andere Abenteuer auf mich warteten.
    Wenn ich jetzt im November kündige …
    Während ich über einen Kresse-Igel hinweg aus dem Küchenfenster starre, versucht meine Schwester mich wieder zu beruhigen: »Erstens ist es ja gar nicht sicher, dass es vom Fliegen kommt …«
    »Na hör mal, die Zeitverschiebungen, die extraterrestrische Strahlung …«, protestiere ich energisch.
    »Aber das hat dir doch nie was ausgemacht, oder? Wenn du dich beklagst, dann doch immer nur über furchtbare Fluggäste, die unfreundlich zu dir sind, obwohl du dich abmühst.«
    Sie hat Recht. Wehmütig blicke ich in den Himmel, an dem prompt in dem Moment ein Flieger seinen weißen Kondensstreifen hinterlässt.
    »Ich denke, du musst einfach dein Engagement ein wenig runterfahren. Natürlich musst du freundlich und professionell bleiben, aber kein Mensch verlangt von dir, dass du im Layover in Brooklyn versuchst, Haribo-Gummibärchen mit verbesserter Honig-Rezeptur aufzutreiben, nur weil der Gast vom Hinflug, der auch wieder mit euch zurückfliegt, die so gerne isst. Dann hat er eben Pech, dass es die an Bord eures Flugzeugs nicht gibt.«
    »Das war nur ein einziges Mal! Und außerdem war es ein First-Class-Gast!«
    »Na und?«
    Man muss meiner Schwester leider lassen, dass sie diese unschlagbare Waffe besitzt: Lebenserfahrung.
    »Arbeite mal weniger an deiner Einrichtung und mehr an dir.« Also, das geht jetzt aber wirklich zu weit! Nur dummerweise fällt mir rein gar nichts ein, womit ich kontern könnte.
    Sie hat einfach wieder mal Recht! Trotzdem: Am liebsten möchte ich gehen beziehungsweise wegfliegen.
    »Wir trinken jetzt erst mal einen schönen »Tu dir gut»– Eukalyptus-Anis-Fenchel-Tee und, wenn du willst, mache ich uns ein paar Omega-drei-Fischstäbchen«, dringt ihre Stimme zu mir durch.
    Gott, wie ich diese bayerische Idylle hasse! Ich will zum Times Square mit seinem hektischen Treiben, ich will auf die Ramblas mit ihren Taschendieben! Von mir aus würde ich auch noch einmal mit Edgar und Sebastian quer durch die Latex-Hölle Lambada tanzen oder mir von Mai-Ling einen Landing-Strip verpassen lassen. Ich will nach Hause – zum Flughafen !
    Meine Schwester lässt nicht locker mit ihrer Predigt: »Du musst niemandem etwas mitbringen, Charlotte! Du musst aufhören, dich dafür zu rechtfertigen, dass du tagsüber schläfst, wenn du um vier Uhr früh aus Hongkong kommst, und dich schlecht zu fühlen, wenn du bei deinem Sechzehn-Stunden-Aufenthalt in Peking dein Hotelzimmer nicht verlässt und keinen Ausflug auf die Chinesische Mauer machst! Bloß weil Leute, die noch nie aus ihrem Kaff rausgekommen sind, dir erzählen, dein Job sei eine kulturelle Tankstelle, an der du bei jeder Gelegenheit haltmachen musst.«
    »Musst du nicht langsam die Fischstäbchen auftauen?«, lenke ich genervt ein, in dem Bemühen, ihren Redefluss endlich zu stoppen.
    »Du musst auch keine Reisetipps zusammenstellen für Leute, die in sechs Wochen in den Urlaub nach Zypern fahren und dich nach Sehenswürdigkeiten fragen. Du hast doch selbst noch nie einen Fuß auf die Insel gesetzt, weil du den Flieger gar nicht verlässt im Transit!«
    »Aber ich kann doch nicht so abweisend sein, wenn mich jemand fragt, wo man in Larnaca am besten Geld tauscht …«
    »Doch, das kannst du! Denk bitte einmal an dich selbst, Charlotte! Du sitzt dann wieder nachts genauso ahnungslos vorm Computer wie die und recherchierst, nur weil alle denken, du als Stewardess weißt automatisch, wie viel Lachs man aus Norwegen ausführen darf!« Schroff stellt sie die Pfanne auf den Herd. »Krankheit kommt durch Stress und damit basta. Egal, in welchem Job. Soweit meine Theorie.«
    Ich stopfe mir trotzig einen Schokoriegel in den Mund, den ich in einem Weideneinkaufskorb auf der Eckbank entdeckt habe.
    »Du musst es nicht immer allen recht machen! Sag auch mal Nein zu Millionären auf Fischkuttern …«
    »Die Charlotte of the Seas ist eine Yacht der Luxusklasse mit imprägnierten Wildlederschwimmwesten …«, versuche ich schwach eine Richtigstellung.
    »Sag Nein zu Piloten, die dich in Lebensgefahr bringen, bloß weil sie eine Gletscherspalte ausmessen wollen!«
    »Ich sollte mich am Kilimandscharo doch bloß mit dem Maßband abseilen …«
    Auf Malte ist sie wirklich schlecht zu sprechen, besonders seit ich mich bei ihr einquartiert habe, um einen unüberlegten Suizid zu vermeiden, nachdem ich erfahren hatte, dass er und Pessimismus-Barbie heiraten wollen.
    Offenbar hatte Malte
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