Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Titel: Saftschubse - Lies, A: Saftschubse
Autoren: Annette Lies
Vom Netzwerk:
Produkt entscheidend prägen und so Tag für Tag die Zufriedenheit unser Gäste gewährleisten.
    Nichtsdestotrotz müssen wir Sie bitten davon abzusehen, das Servicekonzept aktiv mitzugestalten, indem Sie unseren First-Class-Gästen selbst gebackenen Kuchen und Plätzchen reichen.
    Auch das Streuen privater Blüten und Aufstellen von Dekorationsartikeln wie Porzellanenten müssen wir sowohl aus hygienischer wie auch sicherheitsrelevanter Sicht untersagen.
    Wir hoffen, dass Sie dies in der individuellen Gestaltung Ihrer Arbeit nicht allzu sehr einschränkt.
    Unsere Abteilung hat sich auch in diesem Jahr wieder sehr um die Entwicklung abwechslungsreicher, bordgerechter Aktionen für unsere Premium-Klasse bemüht, wie zum Beispiel eine mobile Driving-Range im Rahmen der »Sky Surprises US Open«.
    Falls Sie Ihr Engagement davon unabhängig vertiefen möchten, empfehlen wir das Seminar »Die Magie der Economyclass-Zaubertricks für zwischendurch«.
    Lassen Sie sich überraschen!
    Vanessa Wildberger, Skyline/Produktentwicklung STR

17.
    »Hast du am Flughafen
keinen Spind, wo du dich
umziehen kannst?«
    »Wann verteilen Sie die Schweinemasken?«
    »Entschuldigung?«
    »Na wegen der Grippe. Ich will jetzt meine Vogelmaske – den Mundschutz, Frollein!«
    (MUC – LAX)
    Als Stewardess lernt man schnell, dass der Weg zur Arbeit der wohl gefährlichste Streckenabschnitt eines Fluges ist.
    In der Ausbildung bei Skyline wurden mittels Beamer beklemmende Statistiken an die Wand geworfen, die über die Anzahl der Flugbegleiter und Piloten rund um die Einzugsgebiete großer Flughäfen weltweit Auskunft geben, die auf dem Weg zum oder vom Dienst verunglückt sind. Hin, weil sie es eilig hatten, und zurück, weil sie übermüdet waren.
    Um Tragödien dieser Art zu vermeiden, hat Skyline eine Slumber-Lounge eingerichtet. Einen kleinen Raum mit ein paar ausrangierten Sitzen aus der Businessclass, in dem man nappen kann, bevor man in seinen Ford Fiesta oder (als Pilot) in den Porsche 911er steigt und nach Hause in die Kurpfalz düst.
    Da lobe ich mir mein Isar-Card-Abo. Wenn man ein, zwei S-Bahnen als Puffer einbaut, funktioniert es ganz gut, pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. Außer an Tagen, an denen die Fahrer streiken und man sich in München am Rosenheimer Platz spontan mit vier Fremden anfreunden und in ein Taxi quetschen muss.
    Ein weiteres Hindernis stellen Frühtouren dar. Sie beginnen zu Zeiten, zu denen zwar bereits S-Bahnen fahren, aber noch keine einzige U-Bahn. Und so fällt es tendenziell schwer, in die Innenstadt zu den S-Bahn-Gleisen Richtung Flughafen zu gelangen.
    Nach einigen sündhaft teuren Taxifahrten, die mich an Orte brachten, ab denen endlich meine ebenfalls sündhaft teure Monatsfahrkarte zum Einsatz kam, stieg ich auf mein Fahrrad um – was natürlich nur bei Einsätzen ohne Koffer funktioniert.
    Für einfache Tagestouren also reise ich gegen 3:10 Uhr würdevoll in Uniform, mit Handtasche und Flight-Kit auf dem Gepäckträger am Marienplatz an und parke stilvoll mit Zahlenschloss neben einer Laterne.
    Nicht selten werde ich auf den letzten Metern von der Polizei angehalten, was mir jedes Mal ein Rätsel ist, denn ich verfüge dank Olivier über neue Bremsklötze, Rücktritt sowie intaktes Vorder- und Rücklicht. Und ich glaube nicht, dass meine neue gepflegte, gut reflektierende Chanel-Haarspange den Rückschluss auf eine Drogenkarriere so ohne weiteres zulässt.
    Dort steige ich dann in die S-Bahn, meist nicht ohne von Jugendlichen, die gerade aus der Disco kommen, angepöbelt zu werden. Des letzten Heranwachsenden mit Migrationshintergrund, der sich auf der Rolltreppe vor mir aufbaute und meinte: »Ey, guck mal, geil, ’ne Stewardess! Die will ich f…«, musste ich mich entledigen, indem ich mein debil-laszives Angelina-Jolie-Schmollmund-Grinsen mit Serien-Killer-Touch aufsetzte und sagte, dafür sei er noch ein bisschen zu klein.
    Nun ja, ich bin Kummer gewohnt, und im Zuge ausgleichender Gerechtigkeit wendet sich das Blatt, wenn Jugendliche, Studenten und Fußball-Fans bei meinem Anblick erstarren, in letzter Sekunde wieder aus der U-Bahn springen und halblaut murmeln:
    »Scheiße – ich brauch noch eine Fahrkarte …«
    Ich würde sagen, ich bin die wohl effizienteste Waffe der Münchner Verkehrsgesellschaft gegen Schwarzfahrer.
    Ziemlich genauso hat mein Tag auch heute begonnen. Die Polizistin hat diesmal sogar über Funk, anhand des Geburtsdatums auf meinem Skyline-Ausweis, mein Strafregister
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher