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Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Saftschubse - Lies, A: Saftschubse

Titel: Saftschubse - Lies, A: Saftschubse
Autoren: Annette Lies
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Strauß seltener Orchideen – ich bin mir übrigens sicher, dass auch ein echter Kolibri vorbeiflog.
    Den Rest des Tages stand ich dann bei meiner Hospitanz am Sperrgepäckschalter rum und habe versucht, eine preisgekrönte Deutsche Dogge in eine Cargo-Box nach Caracas zu kriegen.
    Aber bitte, wenn man meint, ich, Charlotte Madeleine Loos, würde die vornehme Atmosphäre dort stören und womöglich ein Petit Four einstecken, ein Bad mit basischen Kristallen nehmen und eine kubanische Zigarre rauchen, dann ist das eben so. (Alles das soll es dort geben!) Ich finde zwar, das läuft unter Skyline-Produktkenntnis, aber dann muss ich den vielen potenziellen Kunden, die mich ständig danach fragen, eben sagen, dass sie sich an Joopie Heesters wenden möchten.
    Immerhin haben wir Flugbegleiter auch so unsere Lounges. Die etwas muffigen, aber dafür sehr geheimen Crewlounges in den Crewhotels. Das sind als normale Zimmer getarnte Räume irgendwo im neunzehnten Stock renommierter Hotelketten, die extra für uns eingerichtet wurden. Mit alten Sofas, Internetzugang und kaputten Moccachino-Automaten, in denen man sich im Anschluss an Beinahe-Abstürze besprechen oder einfach nur landestypisches Fernsehen gucken kann. Mit viel Glück trifft man sogar eine scheue Stewardess der Singapore Airlines oder der Thai Airways, was jedes Mal ergreifend ist, da die Zeiten, in denen man sich zu internationalen Gelagen in Karachi am Pool traf und spontan mit Commandante Giovanni von der Alitalia durchbrannte, bedauerlicherweise vorbei sind.
    Doch irgendwann war sie endlich gekommen, meine Zeit für die First Class. Gerade, als Skyline mit dem Slogan warb: Closer to heaven? Only when you die. Try our First Class!
    Na, wenn das keine Einladung war!
    Zu der Zeit konnte ich ohne Übertreibung sagen, dass ich inzwischen äußerst vertraut war mit dem Produkt der Economy- und Businessclass auf Kurz- und Langstrecke und fühlte mich erfahren genug, die Zusatzausbildung zum offiziellen First Skies Skyline Angel anzustreben.
    So saß ich eines Tages einer äußerst angesehenen Skyline-Purserette gegenüber, tipptopp in Uniform, und bewarb mich für das Programm. Übrigens kann man keineswegs schlussfolgern, dass die First Class generell der beliebteste Arbeitsplatz ist. Es ist dort einfach anders. Anders anstrengend. Den zehn Prozent Luftfeuchtigkeit und der Zeitverschiebung kann man nirgendwo an Bord entfliehen. Wo man arbeiten möchte, ist eine Entscheidung, bei der viele Faktoren berücksichtigt werden wollen – abgesehen davon, dass es ohnehin keine strikte Trennung der Arbeitsbereiche gibt, denn wenn man in der First Class fertig ist, geht man in die anderen Klassen und hilft dort mit und umgekehrt.
    Die Frage ist, ob man lieber die lustige Charter-Stewardess gibt, die Kinder mit Kerosinchen in der Eco bespaßt und saloppe Sprüche bei der regelmäßigen Kontrolle der Toiletten mit Latex-Handschuhen und Taschenlampe macht, oder ob man leicht friert und daher gerne im immer warmen Bereich in der Businessclass Wache schiebt. Ausschlaggebend für die Wahl des primären Arbeitsbereichs kann auch sein, ob man »Shuttler« ist, also woanders wohnt als an seiner Homebase, und eventuell noch eine längere Heimreise nach Toulouse vor sich hat und daher die zweite Pause statt der ersten will. Oder ob man sich einen Kopiloten angeln möchte.
    Auch dann sollte man tunlichst in die First, denn dort zu arbeiten beinhaltet, dass man die hilflos in ihren Sitzen auf sich zurückgeworfenen Piloten versorgen muss. Weil die ja a) nicht weg können vorne und b) ihnen das Bedienen einer Kaffeemaschine trotz mehreren Abschlüssen in technischen Fächern und des versierten Umgangs mit einem Geodreieck tendenziell schwerfällt.
    Cockpit-Service ist so etwas wie das Kleingedruckte in einem Skyline-Arbeitsvertrag.
    Während die Purserette also meine Personalakte durchsah, mit Feedbacks, die ich in den vergangenen Jahren von Vorgesetzten und Gästen erhalten hatte, fragte sie mich Fachspezifisches: nach einigen Rebsorten, den Servicebesonderheiten auf Japan-Strecken, wie ich damit umgehe, wenn First-Class-Gäste sich über ein tobendes Kind beschweren, und was ich unter dem Begriff Sky Superior verstünde.
    Ich nannte ihr als Beispiel eine Situation, in der mich ein Gast mit Rückenschmerzen um eine Wärmflasche gebeten hatte. Solche Utensilien existieren an Bord tatsächlich nicht, und so hatte ich kurzerhand eine ziemlich dickwandige Sprite-Flasche mit heißem Wasser
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