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SÄURE

SÄURE

Titel: SÄURE
Autoren: Jonathan Kellerman
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es wahrscheinlich von den Drogen, er hat viel zuviel Speed gedrückt. Aber zum Teil kam es auch einfach von der Art, wie er gemacht war. Er war ein Schwein! Also verstehe ich, daß Sie denken, ich sei dumm. Aber er hat mir etwas gegeben, und keiner sonst hat mir jemals irgendwas gegeben - jedenfalls damals nicht. Seit damals kenne ich Don, und ich würde heulen, wenn ihm irgendwas passieren würde, viel, viel mehr als ich um den… anderen geheult habe. Aber damals, da war der andere der erste, der mir irgendwas gegeben hat. Selbst wenn er es gar nicht wollte; selbst wenn er es getan hat, weil er das nicht kriegen konnte, was er eigentlich haben wollte, und sich dafür an mir gerächt hat. Das spielte keine Rolle, verstehen Sie? Es ist trotzdem gut geworden, das haben Sie gerade selbst gesagt. Das einzig verdammt Gute in meinem Leben! Also ja, ich habe ein bißchen seinetwegen geheult. Hab’ mir’n nettes Plätzchen ausgesucht und hab’ mächtig geschluchzt. Dann hab’ ich mich daran erinnert, was für ein Drecksack er war, und hab’ aufgehört zu flennen. Und jetzt sehen Sie mich nicht mehr heulen. Reicht das als Antwort auf Ihre Frage?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe mir kein Urteil über Sie erlauben wollen, Bethel. Ich glaube nicht, daß es falsch war, daß Sie sich aufgeregt haben.«
    »Ja, sind Sie denn nicht der, der alles weiß? Was wollen Sie mich denn fragen?«
    »Ob Noel weiß, wer sein Vater ist?«
    Langes Schweigen.
    »Wenn nicht, werden Sie’s ihm dann sagen?« fragte sie.
    »Nein.«
    »Nicht mal, um die Kleine Missy zu beschützen?«
    »Wovor?«
    »Daß sie sich nicht mit dem schlechten Samen einläßt.«
    »Es ist nichts Schlechtes an Noel.«
    Sie fing an zu weinen, sagte: »So ist das mit den guten Vorsätzen zum Neuen Jahr.«
    Ich gab ihr ein Taschentuch, sie schnaubte sich die Nase und sagte: »Danke, Sir.« Einen Augenblick darauf: »Ich würde um nichts auf der Welt mit dem kleinen Mädchen tauschen wollen - mit keinem von ihnen.«
    »Ich auch nicht, Bethel. Und ich habe die Frage wegen Noel nicht gestellt, um sie zu beschützen.«
    »Warum denn?«
    »Nennen wir es Neugier. Da ist noch was, das ich herauskriegen muß.«
    »Sie sind ein richtig neugieriger Mensch, wie? Stochern im Leben anderer Leute herum.«
    »Vergessen Sie’s«, sagte ich, »entschuldigen Sie das Stochern.«
    »Vielleicht muß man ihn vor ihr schützen, hm?«
    »Weshalb sagen Sie das?«
    »All das«, sie betrachtete durch die Windschutzscheibe das große pfirsichfarbene Haus, »so was kann einen auffressen. Noel hat’n richtig klugen Kopf, aber man weiß nie -Glauben Sie wirklich, daß die beiden…«
    »Wer weiß?« sagte ich. »Sie sind jung, haben noch eine Menge Wechselfälle vor sich.«
    »Weil ich kein wirklich gutes Gefühl dabei habe. Sie glauben vielleicht, daß ich es möchte, aber ich möchte es nicht. Das ist nicht echt; um so zu leben, sind die Menschen nicht gemacht. Er’s mein Baby, ich hab’ ihn mit viel Schmerzen rausgedrückt, und ich will nicht mit ansehen, wie ihn das alles auffrißt.«
    »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte ich. »Ich hoffe, daß Melissa sich auch davon befreien kann.«
    »Ja, ich glaube, es ist kein Honigschlecken für sie gewesen.«
    »Nein.«
    »Ja«, sagte sie und wollte ihre Brust berühren, ließ aber die Hand sinken.
    Ich stieß die Beifahrertür auf. »Viel Glück, und danke für Ihre Zeit!«
    »Nein«, sagte sie. »Er weiß es nicht. Er denkt, daß ich es auch nicht weiß. Ich habe ihm gesagt, es wäre eine einmalige Begegnung gewesen, es wäre unmöglich, je herauszufinden, wer es war. Er glaubt das wirklich. Ich habe früher… so gelebt. Ich habe ihm eine Geschichte erzählt, in der ich nicht so gut aussehe, ich mußte das tun. Ich mußte das tun, was ich für richtig hielt.«
    »Natürlich«, sagte ich und nahm ihre Hand, »und es war richtig, das hat sich erwiesen.«
    »Stimmt.«
    »Bethel, ich habe wirklich gemeint, was ich über Noel gesagt habe. Und daß Sie das geschafft haben.«
    Sie drückte meine Hand und ließ sie los. »Das klingt echt. Ich will versuchen, daran zu glauben.«

37
    Milo kam um vier Uhr bei mir zu Hause vorbei. Ich arbeitete gerade an meiner Monographie und führte ihn ins Arbeitszimmer.
    »Douse hat eine Menge Dreck am Stecken«, begann er, schüttelte seine Aktentasche und legte sie auf meinen Schreibtisch. »Nicht, daß das eine große Rolle spielt.«
    »Könnte es aber«, sagte ich, »um eventuell zurückzubekommen, was er von dem
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