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Saeuglingsschwimmen

Saeuglingsschwimmen

Titel: Saeuglingsschwimmen
Autoren: Lilli Ahrendt
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blickt günstigstenfalls versonnen (introvertiert). Bei „zwei” wird der Wasserstrahl über den Scheitel (Scheitelbein) und bei „drei” über das Gesicht (Stirnbein) des Säuglings gegossen.
    Im Idealfall schließt der Säugling daraufhin kurzzeitig seine Augenlider und den Mund, öffnet dann seine Augen weit und blockiert für 2-4 Sekunden die Atmung, während der Wasserschleier über seinem Gesicht liegt. Reißt der Wasserschleier ab, orientiert sich der Säugling zum Elternteil oder zur Schüssel, greift danach und löst seinen Mundschluss durch Kaubewegungen wieder auf ( vgl. Abb. 25 ).
    Die Beobachtungskriterien für das Verhalten des Säuglings nach dem Wassergusstest beziehen sich auf die Gesichtsmimik, die Körpersprache, das Lautieren und die Orientierung. Ein negatives Verhalten drückt sich durch Orientierungslosigkeit, vermehrte Muskelanspannung, unruhiges Lautieren und abweisende Gesichtsmimik aus ( vgl. Abb. 24 rechts).
    Die Reaktion des Säuglings wird positiv bewertet, wenn der Säugling sich sofort orientiert, zum Spiel übergeht, keine körperliche Anspannung zeigt und nach Ansprache und Lob freudig reagiert. Eine neutrale Beurteilung wird vorgenommen, wenn weder eine ängstliche noch eine freudige Stimmung über die Gesichtsmimik ausgedrückt wird, keine vermehrte Muskelanspannung beobachtet wird und die Orientierung nach kurzer Zeit wieder eintritt.
    Die Tauchbereitschaft des Säuglings kann angenommen werden, wenn der Säugling den Wasserreiz bewusst und angstfrei erlebt. Das setzt voraus, dass er den Reiz visuell, taktil und kognitiv wahrnimmt und anschließend gefühlsmäßig, mimisch und in seinem Körperverhalten neutral bzw. positiv beantwortet.
    Reagiert der Säugling auf den Wassergusstest positiv oder neutral, erfolgt unmittelbar nach dem erneuten Wasserguss ein Tauchversuch ( vgl. Abb. 26 ).
    Die Tauchbereitschaft wird in den folgenden Schwimmstunden für jedes Kind erneut überprüft, weil sie von unterschiedlichen Faktoren, vorrangig jedoch von emotionalen Befindlichkeiten, abhängt.

    Abb. 26: Erneuter Wasserguss
    Zu den wichtigsten Einflussfaktoren zählen die Tagesform, die Entwicklungsphase, die Erregbarkeit, die Aufnahmebereitschaft, die Wasservertrautheit und das Urvertrauen des Säuglings, das Handling und die Einstellungsfähigkeit der Eltern sowie die Beobachtungsgabe und aufmerksame Betreuungsfähigkeit des Kursleiters.
    Die Vorteile dieser Methode liegen zum einen in der Möglichkeit zur Diagnose (Ermittlung der Tauchbereitschaft), zum anderen in der Möglichkeit zur Intervention (Desensibilisierung der Wasserangst). Es können differenzierte Anwendungsveränderungen (viel oder wenig Wasser) vorgenommen werden.
    Der Wassergusstest wird vom Tauchzwang losgelöst durchgeführt. Die Kriterien zum Beurteilen der Säuglingsreaktionen richten sich nach den Befindlichkeiten und Wahrnehmungsfähigkeiten des Säuglings, um den Mundschluss und die Dauer der Atempause des Säuglings zu überprüfen.
    Mit dieser Methode werden die individuellen Fähigkeiten und Reaktionen des Säuglings an der Wasseroberfläche relativ sicher bestimmt. Mit ihr wird die Tauchbereitschaft des Säuglings ermittelt – im Gegensatz zu bisherigen Tauchtechniken, die völlig auf das Vorhandensein eines Reflexes vertrauen und das Tauchen als Versuchund-Irrtums-Handlung durchführen. Letztere können deshalb auch eine langfristig negative Konditionierung nicht ausschließen.

    Abb. 27: Tauchen mit der Wassergussmethode
    Anmerkung: Es gibt international eine Reihe unterschiedlicher Tauchtechniken. Die im Zusammenhang mit der Wassergussmethode und den anderen erwähnten Tauchmethoden stehende Frage, ob, wie und in welchen Altersphasen sich der Mensch reflexgesteuert, instinktiv oder bewusst vor dem Wasser schützt, ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt. Bei gesunden jungen Säuglingen (jünger als sechs Monate) geht man davon aus, dass der Atemschutzreflex ein Eindringen des Wassers in die Lunge verhindert. Durch ein wiederholt angewandtes Signal (Anpusten, Anspritzen, Körperanheben, verbale Aufforderung) wird der Reflex ausgelöst und konditioniert. Der Säugling wird stets unmittelbar nach dem Signal für wenige Sekunden untergetaucht. Dieses Untertauchen erfolgt aus der waagerechten oder senkrechten Körperposition des Säuglings
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