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Saeuglingsschwimmen

Saeuglingsschwimmen

Titel: Saeuglingsschwimmen
Autoren: Lilli Ahrendt
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vielgestaltige, formlose Element beeindruckt durch seine Reinheit und Klarheit mit seinem Strömen und Rauschen. Das flüssige Element wurde von jeher auf Grund seiner thermischen und physikalischchemischen Eigenschaften nicht nur zur Reinigung und seelischen Erquickung (deshalb auch seine Bedeutung in den Weltreligionen!), sondern auch gezielt als Heilmittel und Regulans eingesetzt.
    Dem Säugling ist das Medium in besonderer Weise vertraut. In seiner pränatalen Phase lullte er im Fruchtwasser. Dieses Umgebensein vom Wasser, verbunden mit einer großen Bewegungsfreiheit und muskulären Erleichterung, unter hautintensiven Reizen und körperintensiver Zuwendung der Bezugsperson, sind begründet möglicherweise die zumeist positiven Reaktionen des Säuglings beim Aufenthalt im Wasser.
    Das Medium Wasser bietet dem Säugling ein großes Reiz-Reaktions-Repertoire; es beantwortet die menschliche Bewegung durch die Veränderung seiner Form: in Spritzern, Wirbeln, Strömungen oder Aufschäumungen. Der Säugling erlebt deshalb sich, seinen Körper und seine Bewegungen in weitaus intensiverem Maße als an Land.
    Wenn er dies zudem freudvoll als eigentätige und verursachende Aktivität erlebt, ist er bestrebt, Bewegungen zu wiederholen, zu erproben und zu lernen. Da man bei Säuglingen im Allgemeinen eine positive Resonanz im Wasser beobachtet, wird das Schwimmen als Anreiz für die Bewegungsentwicklung, d. h. als Bewegungsförderung, im Wasser eingestuft.

    Während sich der Säugling unter Landbedingungen in den ersten sechs Lebensmonaten noch nicht fortbewegen und nur mühsam den Kopf beim Armstütz aus der Horizontalen anheben kann, ermöglicht ihm die dreidimensionale Freiheit im Wasser, sich mit elterlicher Unterstützung auszuleben und zahlreiche Bewegungsmöglichkeiten wiederholend und variierend zu erproben. Zudem lässt die elterliche ziehende Hand – am Körperschwerpunkt des Säuglings unter dem Brustkorb – den Säugling dynamischer mit seinen Gliedmaßen agieren.
    Durch das elterliche Halten am Brustkorb und die damit verbundene Druckwirkung in der Brustzone wird das Aufrichten des Säuglings begünstigt. Der Körper nimmt eine symmetrische [1] Körperlage ein, Hals- und Brustwirbelsäule strecken sich, die Schulterblätter werden abduziert [2] und die Arme nach außen gerichtet. Die Beine beugen sich im Hüftgelenk und führen wechselseitige Tretbewegungen aus. Die Reflexlokomotion wird besonders durch Wasserspritzer und Berührungsreize an den Fußsohlen angeregt.
    Ausgehend von der Vojta-Methode der globalen Bewegungsmuster wirkt sich die Reflexlokomotion als formender Wachstumsreiz auf den Stütz- und Bewegungsapparat, das zentrale Nervensystem (ZNS) und die Psyche aus (vgl. Potacs, 1995). Wird das Reflexkriechen in der Bauchlage stimuliert, aktiviert sich die quer gestreifte Muskulatur, und die im ZNS angelegte Koordination kann angebahnt [3] werden.
    Die Elemente dieser Muskelspiele, die Schwerpunktverlagerung, das Aufrichten, das Austarieren des Körpers und die koordinierte Körperverhaltensänderung sind ansatzweise auch in den später auftretenden willentlichen und bewussten Fortbewegungsmustern enthalten. Man aktiviert demnach die Koordination und die Muskulatur für Bewegungsmuster (z. B. Vorgang des Kriechens), die ohne Säuglingsschwimmen im natürlichen Entwicklungsverlauf wegen der zwingenden Auseinandersetzung mit der Schwerkraft und der Reifung des ZNS erst später auftreten würden.

1.2 WIRKUNGEN DES ELEMENTS AUF DEN MENSCHEN
    Im Wasser verändern sich die Körper- und Sinneseindrücke.
    Taucht der Körper des Säuglings ins Wasser ein, so löst dies – je nach Entwicklungsalter – reflexgesteuerte und instinktive Schwimmbewegungen aus, welche die Hirntätigkeit des ZNS stimulieren. Die Nacktheit intensiviert das Körper- und Bewegungsempfinden und unterstützt den Aufbau des Körperschemas.
    Die großflächigen Berührungsreize durch den Wasserwiderstand stimulieren die unter der Haut liegenden Nervenfasern, wodurch eine entspannende, den Muskeltonus regulierende Wirkung erzeugt wird. Nach dem Schwimmen schlafen die Säuglinge daher tiefer und länger.

    Der Säugling erfährt im Wasser seine ersten dreidimensionalen Bewegungsaktivitäten im Gegensatz zum Aufenthalt an Land. Die Beine können ungehindert unter den Körper
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