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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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Glauben, daß die alten Zeiten zurückkommen können, woran ich manchmal ganz verzage. Die zwei harten Stöße die ich nun in einem Zeitraum von sieben Monaten auszustehen gehabt, haben mich bis auf die Wurzeln erschüttert und ich werde Mühe haben, mich zu erholen. Zwar mein jetziger Anfall scheint nur die allgemeine epidemische Ursache gehabt zu haben, aber das Fieber war so stark und hat mich in einem schon so geschwächten Zustand überfallen, daß mir eben so zu Muthe ist, als wenn ich aus der schwersten Krankheit erstünde, und besonders habe ich Mühe eine gewisse Muthlosigkeit zu bekämpfen, die das schlimmste Uebel in meinen Umständen ist.
    Ich bin begierig zu erfahren, ob Sie das Manuscript des Rameau nun abgeschickt haben? Goeschen hat mir nichts davon geschrieben, wie ich überhaupt seit vierzehn Tagen nichts aus der Welt vernommen.
    Möge es sich täglich und stündlich mit Ihnen bessern und mit mir auch, daß wir uns bald mit Freuden wieder sehen.
    Sch.
     
 * 
987. An Schiller.
    (Weimar, 24. April 1805.)
    Hier sende Rameaus Neffen mit der Bitte ihn morgen, mit der fahrenden Post nach Leipzig zu senden. Sie sind ja wohl so gut, noch einen derben Umschlag darum machen zu lassen, daß das Manuscript nicht leide. Es mag so hingehen, ob man gleich, wenn es gedruckt zurückkommt, noch manches zu erinnern finden wird. Die letzten Züge in eine solche Arbeit hinein zu retouchiren ist freilich nicht die Sache der Reconvalescenz.
    Wenn ich das Winckelmannische Wesen abgefertigt habe, will ich sehn ob noch Zeit und Muth übrig ist, die alphabetischen, literarischen Anmerkungen zum Rameau hinzuzufügen .
    Ich habe einige Bemerkungen zu dem Manuscript gelegt, die den Drucker einigermaßen leiten können.
    Die Phädra werde ich recht gern in jedem Sinne durchsehen.
    Uebrigens müssen wir uns in Geduld fügen und was sich thun läßt, thun, bis wir etwas besseres thun können. Ich fahre täglich aus und setze mich mit der Welt wieder in einigen Rapport.
    Ich hoffe Sie bald zu besuchen und wünsche Sie bei wachsenden Kräften zu finden.
    G.
    Zugleich die Kupfer zum Tell und einige Nova von verschiedner Art.
     
 * 
988. An Schiller.
    Da Sie in Ihrer jetzigen Lage wahrscheinlich leselustig sind, so schicke ein tüchtiges Bündel Literatur-Zeitungen und unsre Winckelmanniana etc., die Sie so viel ich weiß noch nicht gesehen haben. Ich habe mich wieder in die französische Literatur zum Behuf der bewußten Anmerkungen verlaufen und es wird immer etwas werden.
    Es scheint doch mit mir vorwärts zu gehen. Wie sieht es mit Ihnen aus? Ich wünsche sehnlichst Sie wieder zu sehen.
    Den 26. Februar 1805.
    G.
     
 * 
989. An Goethe.
    (Weimar, 28. Febr. 1805.)
    Mit wahrem Vergnügen habe ich die Reihe der ästhetischen Recensionen gelesen, die ihren Urheber nicht verkennen lassen. Wenn Sie sich auch nur Stoß- und Ruckweise zu einem solchen kritischen Spaziergang entschließen können, so werden Sie dadurch die gute Sache überhaupt und das Beste der Jenaischen Zeitung insbesondere nicht wenig befördern. Gerade dieses schöpferische Construiren der Werke und der Köpfe und dieses treffende Hinweisen auf die Wirkungspunkte fehlt in allen Kritiken und ist doch das einzige was zu etwas führen kann. Die Recensionen sind zugleich in einem behaglichen und heitern Ton geschrieben, der sich auf die angenehmste Art mittheilt. Möchten Sie in eben diesem Sinn und Ton Kotzebues Stücke vornehmen; es würde Ihnen nur die Mühe des Dictirens kosten und gewiß zu nicht weniger glücklichen Saillies Anlaß geben als der Nürnbergische Philister mit Bewußtsein ist.
    Sonntagsfrühe möchte ich wohl in einer reinen und hochdeutschen Dichtersprache lesen, weil die Mundart, wenigstens beim Lesen, immer etwas störendes hat. Das Gedicht ist ganz vortrefflich und von unwiderstehlichem Reiz.
    Ich danke für Winckelmanns Briefe. Die Lectüre kommt mir eben recht, um meine Reconvalescenz zu befördern. Es geht noch immer zum Bessern und ich denke nächstens die Luft zu versuchen.
    Wollten Sie mir wohl Schlözers Nestor verschaffen oder nur wissen lassen, wo ich ihn bekommen kann.
    Fahren Sie fort sich immer mehr zu erheitern und zu stärken. Vielleicht wenn der Wind sich legt, wage ich mich morgen heraus und besuche Sie.
    S.
    Müllers akademische Vorlesung hat etwas kümmerliches und mageres und verräth den Sand auf dem sie gewachsen. Da dieser Historiograph von Preußen doch schwerlich jemals in den Fall kommen wird, eine Geschichte dieser
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