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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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stoßen, der uns durch Rameau’s Vetter interessant geworden. Haben Sie doch die Güte mir nur die Pagina zu bemerken, ich kann die wenigen Züge sehr gut für meine Noten benutzen.
    Wenn unsre junge Fürstin an dem was wir mittheilen können, Freude hat, so sind alle unsre Wünsche erfüllt. Unser einer kann ohnehin nur immer mit dem Apostel sagen: Gold und Silber habe ich nicht, aber was ich habe, gebe ich im Namen des Herrn. Denken Sie doch auch darüber, was man ihr allenfalls bei solchen Gelegenheiten vortragen kann. Es müssen kurze Sachen sein, doch von aller Art und Weise und mir fällt gewöhnlich das nächste nicht ein.
    Leben Sie recht wohl und gedenken Sie mein. Sobald ich wieder wagen darf auszugehn, besuche ich Sie einen Abend. Ich habe vor Langerweile allerlei gelesen, z. B. den Amadis von Gallien. Es ist doch eine Schande, daß man so alt wird, ohne ein so vorzügliches Werk anders als aus dem Munde der Parodisten gekannt zu haben.
    G.
    Die letzten Blätter, die ich nachher las, haben mir auch sehr wohl gefallen.
     
 * 
979. An Goethe.
    (Weimar, 17. Januar 1805.)
    Die Mitschuldigen haben gestern ein allgemeines Vergnügen gemacht und werden es immer mehr, wenn die Schauspieler mit diesem Vers besser umgehen lernen. Becker hat sein bestes gethan, Stellenweis hat sich auch die Silie gut gehalten; Unzelmann wollte nicht ganz in seine Rolle passen. Mit Wolf konnte man sehr zufrieden sein.
    Es ist zwar hie und da etwas anstößiges gewesen, aber die gute Laune, in die das Stück versetzt, hat diese Dezenz-Rücksichten nicht aufkommen lassen. Die Großfürstin hat sich sehr ergetzt, besonders hat die sublime Stelle mit dem Stuhl ihre Wirkung nicht verfehlt.
    Bei dem Bürgergeneral ist mir wieder die Bemerkung gekommen, daß es wohlgethan sein würde, die moralischen Stellen, besonders aus der Rolle des Edelmanns wegzulassen, so weit es möglich ist. Denn da das Interesse des Zeitmoments aufgehört hat, so liegt es gleichsam außerhalb des Stücks. Das kleine Stück verdient, daß man es in der Gunst erhalte die ihm widerfährt und gebührt, und es wird sich recht sehr gut thun lassen, ihm einen rascheren Gang zu geben. Ich bin gestern, wie ich Unzelmann wieder gesehen, bei mir selbst zweifelhaft geworden, ob ich ihm den Hippolyt anvertrauen kann, vorzüglich weil ihm doch noch die eigentliche Männlichkeit fehlt und der Junge noch zu sehr in ihm steckt. Sollte Oels noch zu rechter Zeit hier sein, so wäre dieser mir lieber, und zu rechter Zeit käm’ er noch immer, wenn er nur auf den Mittwoch gewiß hier wäre, da er gut lernt und die Rolle gar nicht groß ist.
    Ich hoffe zu hören, daß Sie sich wieder besser befinden.
    Sch.
     
 * 
980. An Schiller.
    (Weimar, 17. Januar 1805.)
    Ob nun nach der alten Lehre die humores peccantes im Körper herumspazieren, oder ob nach der neuen die verhältnißmäßig schwächeren Theile in Désavantage sind, genug bei mir hinkt es bald hier, bald dort und sind die Unbequemlichkeiten aus den Gedärmen ans Diaphragma, von da in die Brust, ferner in den Hals und so weiter ins Auge gezogen, wo sie mir denn am allerunwillkommensten sind.
    Ich danke Ihnen, daß Sie der gestrigen Vorstellung haben beiwohnen wollen. Da das Stück günstig aufgenommen worden, so läßt sich noch manches dafür thun, wie schon jetzt geschehen ist: denn es ist verschiedenes geändert. Mich dünkt die Hauptsache kommt darauf an, daß man das, was allenfalls noch zu direct gegen die Decenz geht, mildere und vertusche, und daß man noch etwas heiteres, angenehmes, herzliches hineinretouchire. Bei den paar Proben die ich im Zimmer hatte, ist mir manches eingefallen. Ich schicke Ihnen gelegentlich das Theaterexemplar, wo Sie die Veränderungen, die ich in diesem Sinne gemacht, schon beurtheilen können und mir Rath geben werden zu ferneren. Auch wird man die Schauspieler mehr bearbeiten können, da es doch der Mühe werth ist: denn ein Stück mehr auf dem Repertorium zu haben, ist von größerer Bedeutung als man glaubt.
    Den Bürgergeneral will ich ehstens vornehmen. Ich dachte schon die dogmatische Figur des Edelmanns ganz herauszuwerfen! allein da müßte man einen glücklichen Einfall haben am Schluß die widerwärtigen Elemente durch eine Schnurre zu vereinigen, damit man den Deus ex machina nicht nöthig hätte. Das müßte man denn gelegentlich bedenken.
    Da Oels bis auf den sechs und zwanzigsten Urlaub hat, so würde man wohl bei der frühern Austheilung bleiben. Ich wünsche zu hören,
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