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"Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)

"Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)

Titel: "Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)
Autoren: Elke Schwab , Angelika Lauriel , Christian Bauer , Heinz Draeger , Martin Frohmann
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unbemerkt. »Wo ist das Baby? Wo ist Jesus?«, hörte er den Pfarrer oder Pastor fragen. Dann war er draußen.
    »Ich habe gesündigt«, sagte er leise vor sich hin, immer wieder: »Ich habe gesündigt und keiner wird es mir verzeihen.« Aber es war doch richtig, oder nicht? Diesen Hal sabschneidern hatte er es gezeigt. Sie würden alle auffliegen. Diese Betrüger, diese Steuersünder waren schlimmer als Schmarotzer und Räuber. Sie bestahlen alle. Witwen, Waisen, die Schwachen. Überhaupt alle. Man musste sie vernichten! Man musste ihnen zeigen, dass es so nicht ging. Niemals!
    Albert Sparer schloss die Tür zu seinem Haus auf. Er zog den triefenden Mantel aus und stieg aus den Lede rschuhen. Sorgfältig stellte er sie in Plastikschalen unter den Heizkörper, damit sie trocknen konnten. Er nahm den Lappen und rieb sie ab. Wozu? , fragte er sich. Wozu trockene Schuhe? Weil ich mich nicht ändern kann, deshalb.
    Aus dem Fenster sah er auf das schräg gegenübe rliegende Café. Da gingen doch tatsächlich einige Gestalten hinein. Er glaubte, eine Frau zu erkennen, die sich rasch vor dem Eisregen in Sicherheit bringen wollte.
    Er warf den Umschlag auf den leeren, blanken Tisch. Die Verschlüsse seines schmalen Akte nkoffers klackten. Er war im Recht! Selbst wenn er Unrechtes getan hätte, er war bereit, zu sühnen. Ja, das war er. Niemand würde ihn richten können. Er war der Racheengel der Unschuldigen, der Verzweifelten und der Armen.
    Der Plan war erst heute gewachsen, als er die alten Akten im Firmentresor suchte und dort diese unscheinbare Pappschachtel fand, die jetzt vor ihm auf dem Beistelltisch lag. Er öffnete sie und besah sich den Inhalt. Ehrfurchtsvoll nahm er den Revolver, kontrollierte die Trommel, spannte den Hahn und führte ihn in seinen Mund.
    Schnell, dachte er, ehe ich es mir anders überlege.
    Er schloss die Augen, spürte den widerlichen Geschmack des Metalls in seinem Mund. Der Lauf tief in seinem Rachen ließ ihn würgen. Das Waffenöl ve rursachte einen Brechreiz. Er zog ihn angewidert heraus und betrachtete ihn lange. Hatte er das Recht? Durfte er das wirklich tun? War es erlaubt, von blinder Wut und Hass getrieben, so etwas anrichten?
    Aufrechte Menschen tun so etwas nicht, dachte er. Es polterte, als er die Waffe auf das Sideboard legte. Er ging zu dem Tisch mit dem Umschlag. Langsam nahm er ihn in die Hände und legte ihn dann doch neben die Waffe. Er schaffte es nicht, sein Testament zu zerreißen. Er zündete ein Feuer im schwarzen Böllerofen an. Auf die ersten Flammen warf er ein paar Briketts, als es an der Tür schellte.
    Er reagierte nicht. Es klingelte wieder. Ich bin im Recht! , sagte er zu sich. Mühsam schleppte er sich in den Flur und streifte sich seine Pantoffeln über.
    Er öffnete.
     
    ***
     
    »Selbstmord?« Kommissar Der nbach steckte die Hände in die Taschen seiner Jacke.
    »Sieht so aus. Er hat den Revolver in den Mund g eschoben und abgedrückt. Ist seit mindestens 48 Stunden tot. Ich schätze, am Freitagabend vor Mitternacht.«
    »Revolver!«, murmelte Dernbach. »Wer benutzt heu tzutage noch Revolver?«
    »Scheint antik zu sein. Aber er funktioniert. Offenbar ein Sammle rstück.«
    »Toll, ein Wildwest-Fan. Irgendwas Verdächtiges? Habt ihr einen Brief gefunden? Gibt es Einbruc hspuren?«
    »Nein, Dieter, keine Spuren, weder an der Tür noch an den Fenstern.«
    »Das kann auch bedeuten, dass das Opfer den Täter gekannt hat.« Dernbach beugte sich vor. Der Kopf des Mannes war förmlich explodiert, anhand seines Gesichts vermochte man ihn nur noch schwer zu identifizieren. Angewidert wandte er sich ab. »Kann man den nicht zuhängen?«, fragte er.
    „Gleich“, antwortete der G erichtsmediziner und nahm mit einem Wattestäbchen Schmutzspuren vom Boden auf. »Gehören wahrscheinlich zu seinen Schuhen«, mutmaßte er.
    »Nun ja, Holger. Warten wir es ab.« Dernbach b esah sich das Stäbchen genauer, ehe es in einer Plastikröhre verschwand. Das war ihm lieber, als die Leiche anstarren zu müssen. „Rost“, murmelte Dernbach und wurde in seinen Gedankengängen unterbrochen.
    »Hauptkommissar Dernbach?« Ein junger Mann sprach ihn an.
    »Ach ja, Wenz, nicht wahr?«
    »Lenz, Herr Dernbach. Kevin Lenz. Ist ja nur wegen des Praktikums.«
    »Ich erinnere mich. Doktor Fischer hat Sie zu mir überstellt. Er meinte, Sie seien ein guter Mann.«
    »Danke, Herr Hauptkommissar.«
    »Ja, schon gut. Immerhin haben wir uns ja mal kurz an einem Sonntag kennengelernt.«
    »Vor drei
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