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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin
Autoren: Berte Bratt
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den Teller und band ihm das Lätzchen vor. Ob sie aber selber überhaupt etwas gegessen hatte und was - das wußte sie nicht. Sie wußte nur, daß ihr gegenüber am Tisch der Mensch saß, der alles für sie bedeutete. Und sie zwickte sich selbst in den Arm, um sich davon zu überzeugen, daß sie diese letzte halbe Stunde nicht geträumt hatte.
    Stephan schwatzte und Bernt antwortete. Doch weder sie noch Bernt waren sonderlich betrübt, als Stephan laut und vernehmlich gähnte und verlangte, zu Mittag zu schlafen.
    Und keines von beiden war ärgerlich, weil Senta bis zum späten Abend ausblieb.
    Als sie Kaffee getrunken hatten, setzte sich Katrin aufs Sofa, den Kopf gegen Bernts Arm gelegt. Und diesmal redeten sie nicht von Aufgaben, von Prüfung oder von Studien.
    Wovon sie redeten - ja, das ging nur sie selber etwas an.

Familienverschwörung
    Spät am Nachmittag des zweiten Osterfeiertages rollte der Wagen vor das Gartentor, die vier Daheimgebliebenen stürzten hinaus, um zu öffnen.
    „Wo seid ihr gewesen?“ fragte Senta.
    „Dort, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen“, lachte Beate. „Laßt uns doch nun erst einmal aussteigen, bevor wir anfangen zu erzählen.“
    Katrin fuhr den Wagen in die Garage, Bernt hielt ihr die Tür auf. „Hüte dich, vielleicht sperre ich dich ein“, lächelte er.
    „Macht nichts, falls du mit ‘reinkommst“, flüsterte Katrin. Kurz darauf saßen sie am Kaffeetisch. Beate blickte lächelnd auf die „großen“ Kinder.
    „Ihr seht alle drei so strahlend aus! Habt ihr es schön gehabt?“ „Ja!“ ertönte es im Chor.
    „Na, vermißt habt ihr uns anscheinend nicht“, sagte der Vater trocken.
    „Erfahren wir nun endlich, was ihr unternommen habt?“ fragte Senta.
    „Na schön. Kurz und gut, wir haben ein Sommerquartier gemietet.“
    „Oh, prima! An der See hoffentlich?“
    „Ganz dicht an der See. Ihr könnt jeden Tag schwimmen.“
    „Ist es eine Pension, oder - “
    „Nein. Ein Zeltplatz! Wir haben doch öfters davon gesprochen, mit Zelt und Wagen Urlaub zu machen - “
    „Ja, aber Papa, du hast immer gesagt, es sei zu anstrengend, das ewige Zeltaufschlagen und -abmontieren - und du magst keine Campingplätze!“
    „Stimmt. Doch das Zelten an sich mag ich schon. Und jetzt haben wir einen herrlichen, sonnigen, ruhigen Platz, weit weg von der Autostraße, nur mit einem kleinen Häuschen in der Nähe, und die Leute, die dort wohnen, sind einfach entzückend! So entzückend, daß sie von vornherein gesagt haben, wir dürfen an Regentagen zu ihnen ins Haus.“
    „Und wie heißen diese engelsguten Menschen?“
    „Rössler.“
    „Waaasss?“ rief Katrin.
    „Eben, Katrin. Du hast ganz richtig gehört. Wir haben ganz was Furchtbares gemacht. Wir haben ein Grundstück gemietet, ohne daß die Besitzerin es wußte. Allerdings ist die besagte Besitzerin minderjährig und ihr    Vormund mußte den Mietvertrag
    unterschreiben...“
    „Onkel Doktor! Werdet ihr den Sommer auf meinem Grundstück verbringen?“
    „Vorausgesetzt, daß du nichts dagegen hast, ja!“
    „Oh, Onkel Doktor, das ist einfach eine Wolke! Nein, wie freue ich mich - wie freue ich mich!“
    „Siehst du“, erklärte Beate, „als du erzähltest, daß dein Vormund nach Eschenheim fahren würde, kam uns die Idee, uns mit ihm und deinen Brüdern zu treffen. Wir wußten ja, daß du dieses Grundstück hast, aber du weißt vielleicht nicht, daß ein guter Zeltplatz in Südnorwegen kaum für Gold aufzutreiben ist. Nebenbei gesagt, möchten wir ihn nächstes Jahr auch haben, wenn es geht.“
    „Und ob es geht!“
    „Tausend liebe Grüße von deiner Familie übrigens. Und dazu diese Pralinenschachtel, bitte schön. Viele Wiedergrüße an dich, Bernt, von Anja, die du kennst, und von Andreas, der sich darauf freut, euch kennenzulernen.“
    „Oh, Bernt, du Biest, du hast davon gewußt?“
    „Klar. Denkst du, Papa und Beate reisen weg und ins Blaue hinein, und keiner von uns weiß, wo sie stecken, falls irgend etwas passiert?“
    „Das ist ja die reinste Familienverschwörung“, seufzte Katrin. „Eine doppelte Verschwörung - dieser Familie nebst meiner eigenen. Ihr seid gut und könnt so bleiben, alle miteinander.“
    „Senta, würdest du bitte Stephan ins Bett bringen“, sagte Beate kurz darauf. „Was? Ins Bett - ach so, ja, ja natürlich.“
    „Du bist zerstreut wie ein alter Professor“, lachte Beate. „Ich möchte mal wissen, worüber du nachgrübelst.“
    „Das wirst du bald erfahren“,
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