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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin
Autoren: Berte Bratt
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mich und paßt auf euch drei auf!“
    So waren sie denn wieder ein paar Tage allein, aber diesmal hatten sie ein sicheres und gutes Gefühl, weil Bernt da war. Senta besorgte den Haushalt. Bernt und Katrin arbeiteten, und die zehnjährige Lieselotte von nebenan hatte es sich zur allgemeinen Wonne freundlichst angewöhnt, täglich anzukommen und zu fragen, ob sie Stephan verwarten dürfe. So hatten die drei Großen wunderbare Ruhe zum Arbeiten.
    Allerdings kamen auch Störungen vor. So wie eines Morgens, als die Tür aufging und Stephan hereinschritt, dampfend, mit verschmutzten Schuhen und zerzausten Haaren und einem Schmutzstreifen quer über dem Gesicht.
    „Bernt, mein Kran ist kaputt. Du mußt ihn heilmachen.“ Das Wrack von Stephans Weihnachtsgeschenk, einem naturgetreuen Hebekran, wurde Bernt aufs Knie gelegt.
    „Ja, Stephan, du denkst, das kann ich so einfach?“
    „Kati kann aber.“ Katrin besah sich mit zusammengezogenen Brauen eingehend den Schaden. Dann hellte sich ihre Miene auf.
    „Warte mal, ich glaube, ich hab’s - wer holt mir mal den Werkzeugkasten?“
    Das tat Bernt. Und dann stellte er sich daneben und betrachtete Katrins Hände, die schnell und sicher arbeiteten, mit den winzigkleinen Schrauben hantierten, eine Feder anzogen, mit sicheren, leichten Schlägen ein paar kleine Stifte einschlugen.
    „So, Stephan, ich denke, der geht jetzt wieder.“ Stephan ergriff glücklich seinen Kran, besann sich im letzten Augenblick auf seine gute Erziehung, rief von der Tür her „Vielen Dank, Kati“ und verschwand alsbald wieder mit Lieselotte.
    „Eigentlich ist es ein Jammer“, sagte Bernt sinnend.
    „Was ist ein Jammer?“
    „Daß diese Hände sich mit verdreckten Automotoren befassen
    sollen. Sie sind wie dazu gemacht, mit feineren Dingen umzugehen.“ „So? Sollte ich lieber Feinmechaniker werden?“
    „Vielleicht. Oder - “
    „Oder was?“
    „Nein, das ist nicht meine Sache, und wenn du Lust hast, Mechaniker zu werden, dann - “
    „Heraus mit der Sprache, du Feigling.“
    „Mir fiel nur plötzlich ein, ob du nie auf den Gedanken gekommen bist, medizinisch-technische Assistentin zu werden.“ „Keinen Schimmer, was das ist.“
    „Das weißt du nicht? Bist du in der Klinik nie im Labor
    gewesen?“
    „Doch, ich habe mal so hineingeschaut - da waren eine Menge feine Apparate. Es juckte mir in den Fingern, die mal näher anzusehen.“
    „Dann hat es dir wohl eher in den Augen gejuckt“, lachte Bernt. „Papa hat ganz recht, wenn er behauptet, du leidest an Apparatitis.“ „Es ist aber wirklich wahr. Ich liebe alles, was sich dreht. Und alles, was genau funktioniert, was Zahnräder und Schrauben und Einstellungen und automatische Funktionen hat.“
    „Ich will dich auf keinen Fall zu etwas überreden, das ist nicht meine Sache“, sagte Bernt. „Aber ich finde, du solltest dich mal über diesen Beruf erkundigen, bevor du dich endgültig entscheidest.“ „Katrin, komm doch bitte mal einen Augenblick mit.“ Senta steckte den Kopf durch die Tür, ihr Haar stand in wildem Wirrwarr vom Kopf ab, und ihre Augen glänzten. Katrin ging hinaus und schloß die Tür hinter sich.
    „Du, Katrin, ich weiß, daß ich meine Pflichten schmählich versäume, aber du - könnt ihr euch heute nicht ohne mich behelfen? Die Küche kannst du ruhig liegenlassen, aber - weißt du.“
    „... daß Rolf auf Ferien zu Hause ist und dich angeläutet hat und dich auf einen Tagesausflug mitnehmen möchte“, vollendete Katrin den Satz.
    „Wieso weißt du denn das?“
    „So dumm, wie ich aussehe, bin ich ja nun doch nicht“, lachte Katrin. „Liebe süße Senta, lauf nur los, bleib, so lange du willst, und macht es euch schön. Es ist die allerhöchste Zeit, daß ich mal für dich einspringe, du tust nichts anderes, als ständig für mich einzuspringen.“
    Senta schoß wie ein geölter Blitz die Treppe hinauf, und fünf
    Minuten später erschien sie in ihrer neuen Lastexhose, Beates hübschestem Sportpullover und Sonjas Sportschuhen.
    „Nun fehlt dir nur noch was von mir“, sagte Katrin trocken.
    „Neei - in“, sagte Senta etwas gedehnt. „Ich habe deinen blauen Schal geliehen - “
    Damit empfahl sich Senta zu unbekanntem Ziel und auf unbestimmte Zeit.
    Katrin summte glücklich vor sich hin. Noch nie hatte es so viel Spaß gemacht, in der Küche zu wirken wie an diesem Vormittag. Noch nie hatte sie sich so viele Mühe mit dem Kochen gegeben. Sie flog vom Küchentisch zum Kühlschrank, vom Herd zur
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