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Rywig 01 - Bleib bei uns Beate

Titel: Rywig 01 - Bleib bei uns Beate
Autoren: Berte Bratt
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junges Mädchen. Und weil ich dachte, dieser Marlon Brando habe irgendwie ein Anrecht auf dich. Aber Beate -jetzt darf ich es sagen - du hast es selbst herausgefordert durch deine Flucht heute: Ich möchte dich zurückhaben. Ich möchte dich für immer haben, Beate, ich will dich als Frau des Hauses. Verstehst du denn nicht, du kleines Mädel, daß ich dich liebe? Ich weiß, ich bin viel zu alt für dich.“
    „Gar nicht - nur vierzehn Jahre und fünf Monate älter“, sagte ich schnell.
    Da faßte er mich fest um meine Schultern, hielt mich ein wenig von sich ab.
    „Warum hast du dir das so genau ausgerechnet, Beate?“ Jetzt stieg mir die Röte in mein Gesicht, und ich schmiegte meinen Kopf an Gerhards Schulter.
    „Weil - weil - ich dasselbe wünschte wie du - aber du bist so ein bekannter und kluger Doktor der Medizin - und ich bin nur ein ganz alltägliches Mädchen.“
    „Beate - abgesehen von dem fürchterlichen Kohl, den du da eben verzapft hast von klug und ganz alltäglich - hast du den Mut, mir ins Auge zu sehen und mir zu sagen, daß du mich lieb hast? Mich nervösen, jähzornigen, unausstehlichen, übellaunigen alten Mummelgreis?“
    Ich richtete meine Augen auf Gerhard, ich hielt seinen Blick fest, und ich sage langsam und deutlich: „Ich liebe dich, Gerhard.“
    Als Gerhard die Tür öffnete und die Kinder hereinkommen ließ, begegneten uns vier gespannte Gesichter und vier fragende Augenpaare:
    „Papa - kommt Beate zurück?“
    „Ja, Kinder. Sie kommt zurück.“
    „Jetzt gleich?“
    „Unbedingt. Jetzt gleich.“
    „Aber - Papa -Tante Julie? Was machen wir mit der?“
    „Oh, das werd ich dir sagen. Tante Julie ist doch kein Unmensch. Sie wird nicht im geringsten gekränkt sein, wenn ich ihr erkläre, sie sollte lieber nach Dänemark fahren, weil...“
    Er blickte seine Kinder an, eins nach dem anderen, Bernts kluge Augen verrieten, daß er verstanden hatte, der schelmische Blick der Zwillinge verriet, daß ihnen der Zusammenhang dämmerte.
    „Weil wir in drei Wochen die allerbeste Hausfrau bekommen, nämlich Frau Beate Rywig.“
    Wir waren nicht imstande, sofort zu Tante Julie nach Hause zu fahren. Wir gingen in Gerhards Praxis hinauf, er läutete zu Hause an und sagte, wir seien alle miteinander in der Stadt und kämen später. Da saß ich dann auf seiner Untersuchungsbank, Hans Jörgen war auf meinen Schoß gekrabbelt, und die drei Großen mußten immer abwechselnd den Vater und mich einmal fest umfassen.
    „Ist es euch klar, daß ihr eine Stiefmutter bekommt?“ fragte ich. „Der Name tut nichts zur Sache“, meinte Bernt. „Nenne es Stiefmutter oder was du sonst willst. Die Hauptsache ist, daß wir dich wiederkriegen.“
    „Aach - jetzt kapiere ich!“ rief Senta.
    „Was kapierst du?“ Senta drehte sich zu ihrem Vater um.
    „Jetzt kapiere ich, warum du so maßlos wütend wurdest, wenn ich Beate mit dem Marlon Brando aufzog. Eigentlich hättest du dem am liebsten eine geknallt, und darum mußte ich dann herhalten. Aber Papa, für diese Ohrfeige müßtest du eigentlich Sühne leisten!“
    Gerhard stand feierlich auf und streckte Senta die Hand hin: „Ich will es nie wieder tun, Senta, sei wieder lieb!“
    „Ist schon gut, Papachen.“
    „Du, Beate“, sagte Hans Jörgen. „Muß ich dich jetzt Mutti nennen?“
    „Du mußt nicht, Hans Jörgen, aber du kannst es ruhig tun, wenn du Lust hast.“
    „Au fein“, sagte Hans Jörgen befriedigt. „Weißt du, wenn Lieselottchen ,Mutti, Mutti, komm und guck mal’ ruft, dann ist es gar nicht fein, wenn ich nicht auch Mutti rufen kann. Ich rufe bloß immer ,Beate, Beate, komm mal her und guck’.“
    „Daß wir daran nicht ein bißchen früher gedacht haben!“ sagte Gerhard.

Nachschrift
    Wenn ich Gerhards Fernglas an die Augen nehme, kann ich von dem Balkon aus, auf dem ich sitze, einen Gebirgskamm sehen, auf dem weißes Edelweiß blüht. Richte ich das Glas ein wenig nach rechts, dann sehe ich einen Felshang mit Zwergholz, das von wilder Klematis überwuchert wird, und gleich darunter eine Halde, die mit roten Alpenrosen bedeckt ist. Irgendwo dort oben wandern Gerhard und Bernt umher und sammeln Alpenblumen. In ein paar Stunden kommen sie nach Hause. Sie haben versprochen, ganz bestimmt zum Abendbrot da zu sein. Unsere Wirtin hat uns Zillertaler Krapfen versprochen, und die müssen gleich aus der Pfanne gegessen werden.
    Ich habe gefleht und gebettelt, daß ich die Wanderung mitmachen dürfe, aber Gerhard hat es rundweg
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