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Rywig 01 - Bleib bei uns Beate

Titel: Rywig 01 - Bleib bei uns Beate
Autoren: Berte Bratt
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miteinander stehen, und ich bin so froh, wenn ich daran denke, daß Sie mit ihm nach Innsbruck und in die Berge reisen wollen. Die Zwillinge werden immer durchkommen, sie haben Halt aneinander, wie Sie selbst mal sagten. Und Hans Jörgen hat sowohl einen guten Vater als auch einen großen Bruder, und beide werden ihm gute Kameraden werden.
    Die Kinder werden mich entbehren, aber sie sind jetzt so weit, daß sie mich entbehren können. Vielleicht ist es, wenn ich es so richtig durchdenke, für mich selber am schlimmsten? Ich fange allmählich an, es zu glauben - denn meine Tränen wollen nicht aufhören...
    Ich schreibe wieder, wenn ich eine ständige Adresse in Oslo habe, und wenn ich ein bißchen Abstand gewonnen habe.
    Lieber Herr Doktor Rywig - vielen Dank - vielen Dank - und seien Sie nicht böse auf Ihre Beate.
    Die Tränen flossen und flossen, während ich meinen Koffer
    packte.
    Ich legte den Brief mitten auf des Doktors Schreibtisch und bestellte mir eine Taxe.
    Hannemaries sanfte Pensionswirtin bedauerte, Hannemarie sei nicht da, sie mache einen Tagesausflug, aber...?
    Ich erfand irgend ein Märchen, daß ich morgen abreisen müsse und fragen wollte, ob ich heute nacht auf Hannemaries Sofa übernachten dürfe, sie habe es mir angeboten, falls.
    Aber gewiß doch, selbstredend, natürlich, mein Fräulein, ich helfe Ihnen mit Ihrem Koffer - wir haben eben gegessen, aber wenn Sie hungrig sind, dann kann ich.
    Nein danke, ich hätte gegessen, log ich. Ich würde mich lieber etwas auf Hannemaries Sofa legen.
    Aber gewiß doch. Wie sei es nett, daß Hannemarie etwas Gesellschaft habe. Ja, die Wirtin kenne mich, ich sei doch Fräulein Hettring aus Tjeldsund?
    Allerdings, die sei ich.
    Und nun stand mein Koffer in Hannemaries Zimmer, und die Tür schloß sich hinter der Wirtin. Ich setzte mich in einen Sessel und starrte mit brennenden, verweinten Augen in die große, hoffnungslose Leere.
    Es klopfte an die Tür.
    Aha. Die etwas zu liebenswürdige und mütterliche Wirtin kam, um.
    Nein, die kam nicht. Es war Bernt, der auf der Schwelle stand. Ich fuhr hoch - und dann fiel ich Bernt um den Hals. Es war gerade, als hätten wir uns ein Jahr lang nicht gesehen.
    „Liebster Bernt, woher wußtest du denn.“
    „Ich wußte gar nichts, Beate. Ich hoffte nur, daß du hier wärest, du weißt doch, ich hab hier neulich ein Paket für dich abgeholt.“
    „Und dann kommst du einfach angerannt, Bernt.“ Er sah mich an, und die Augen waren die seines Vaters, als er mich bat zu bleiben - „um meinetwillen“.
    „Beate - du darfst nicht - du darfst nicht von uns weggehen. Ach Beate, du weißt ja nicht - die Zwillinge haben laut aufgeheult, als Papa erzählte - und Hans Jörgen schrie und brüllte - und Papa -Papa war aschfahl im Gesicht, Beate.“
    „Ach, Bernt - mach es mir doch nicht so schwer.“
    „Beate, du darfst einfach nicht. Du darfst uns nicht so im Stich lassen. Papa hat sich hingesetzt und sofort an dich geschrieben.“
    „Weiß er denn, wo ich bin?“
    „Ich sagte ihm, wenn du nicht hier wärest, dann würde deine Freundin bestimmt wissen, wo du bist. Er könnte den Brief hierher schicken, sagte ich.“
    „Aber Bernt - du bist doch kein Dummkopf. Du weißt doch, weshalb ich wegwill.“
    „Natürlich weiß ich das, Beate. Ich bin doch nicht von gestern. Und ich weiß noch mehr. Ich hab so meine Ahnungen, weshalb Papa nicht kurzen Prozeß macht und Tante Julie hinaussetzt. Aber, Beate, du machst es uns doch nicht leichter, wenn du weggehst. Du weißt genau, wie es dann wird - Papa fühlt sich zu Hause nicht wohl und bleibt wieder in der Praxis oder in der Klinik. Hans Jörgen wird wieder ein verhätscheltes Baby, und ich...“
    „Du, Bernt“, sagte ich, „du hast deinen Vater. Und er hat dich.“ „Mir schwant ja, wem ich auch das zu verdanken habe, Beate.“ Ein winzig kleiner Schalk blitzte in Bernts Augen. „Aber, Beate -wenn wir dir nun versprechen, daß wir mit dir durch dick und dünn gehen - wenn wir nun all die Behaglichkeit und den Spaß und das Vertrauen ganz einfach beibehalten und - und.“ Bernts Stimme wurde immer leiser und matter, so als merke er selbst, wie undurchführbar das, was er vorschlug, war.
    „Aber, Bernt, vielleicht ein wenig später...“, begann ich, und dann klopfte es abermals.
    Ich kam gar nicht so weit, herein zu rufen. Die Tür ging auf, und da standen die Zwillinge, Sonja und Senta, mit rotverweinten Augen, Hand in Hand wie zwei kleine Kinder aus dem
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