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Rywig 01 - Bleib bei uns Beate

Titel: Rywig 01 - Bleib bei uns Beate
Autoren: Berte Bratt
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saßest und Dein ewiges ,Wir beide zwei beim Lampenschimmer... ’ sangst.
    Übrigens - kannst Du mir nicht mal verraten, was das für ein Lied ist? Es summt mir so oft in den Ohren, und ich hätte eigentlich Lust, mir eine Platte davon anzuschaffen. Aber ich kann ja nicht gut in einen Laden gehen und sagen, ich möchte was haben ,mit Lampenschimmer und wir beide zwei’, und singen kann ich nicht, wie Du weißt. Kannst Du mir nicht gelegentlich Titel und Komponisten verraten?
    Ich fühle mich übrigens hier in Oslo riesig wohl, die Arbeit ist interessant. Habe auch nette Leute kennengelernt. Die Tage rasen mit Siebenmeilenstiefeln dahin. Laß es Dir gut gehen, Beatchen, grüß die kleine Locke, Du weißt, die sich immer in Dein Ohr hineinringelte. Du darfst dem Friseur nie erlauben, sie abzuschneiden. Du, und dann vergiß nicht, mir gelegentlich zu schreiben, wie dieser Titel mit dem Lampenschimmer lautet! Tausend Grüße
    Dein Axel.“
    Ich schwebte wie auf rosa Wolken.
    Axel hatte also Sehnsucht nach mir, so sehr, daß er sich die Platte kaufen wollte! Er war hier in der Stadt allein und erinnerte sich an die dumme kleine Melodie, die ich immer ganz in Gedanken vor mich hingesummt hatte!
    Oh, Axel.
    Aber nun stand eins fest, ich mußte die Frage mit meiner Freizeit so bald wie möglich zur Sprache bringen. Und ich wollte sonntags frei haben, ich wollte schöne, ganze lange Tage mit Axel verleben! Und ich wollte wissen, ob ich abends ausgehen dürfte.
    „Du bist sicher nicht ganz beieinander, Beate“, sagte Senta (ich glaube, es war Senta) späterhin am Nachmittag. „Du hast jetzt eine Stunde lang diese Melodie vor dich hingesungen und gesummt und gebrummt. Was ist das denn für ein Kohl mit ,wir beide zwei’ und ,beim Lampenschimmer’ ?“
    „Ach...“, sagte ich, „es ist ein Lied aus einer alten Operette. Aus der ,Gräfin Maritza’, Kalman heißt der Komponist.“
    Senta zeigte kein nennenswertes Interesse für die „Gräfin Maritza“. Aber als ich kurz darauf allein in der Küche war, sang ich wieder:
    „Ich möchte träumen von dir, mein Putschikam,
    Ich möchte träumen von dir, mein Mutschikam,
    Wir beide zwei beim Lampenschimmer Ganz allein im Zimmer,
    Ich und du beim ersten Rendezvous!
    Ich möchte träumen, daß du im Arm mir liegst,
    Ich möchte träumen, daß du dich an mich schmiegst,
    Das war das höchste Glück auf Erden.“
    Die sonderbarsten Lieder können einen manchmal in den siebenten Himmel versetzen.
    Ich war heute jedenfalls im sechsten.
    Abends nahm ich all meinen Mut zusammen und fragte den Doktor.
    Er sah mich geradezu erstaunt an. „Bestimmte freie Tage? Ja, natürlich, wenn Sie es am liebsten so haben wollen - sonntags - ja, selbstredend, wechseln Sie am besten mit Maren ab.“ Jetzt lächelte der Arzt plötzlich und richtete den Blick voll auf mich, und ich bekam beinahe einen Schock. Du lieber Himmel, was für wunderschöne Augen hatte der Mann. Groß und dunkelgrau, genau wie Bernt. „Ich vergesse ganz, daß Sie noch so jung sind, sehen Sie. Natürlich müssen Sie auch die Möglichkeit haben, Ihr eigenes Leben zu führen. Das ist dann also abgemacht.“
    Wieder mußte ich ihm in die Augen sehen. Jetzt hatte er so lustige kleine Fältchen in den Augenwinkeln, und seine Mundwinkel bogen sich ein ganz klein wenig aufwärts. Es war ein wahrer Jammer, daß dieser Mann sich so kaputt machte in seinem Beruf und immer abgehetzt und überanstrengt war.
    Ich lächelte und sagte zu ihm: „Für Sie und die Kinder müßte es doch eigentlich eine Wohltat sein, mich jeden zweiten Sonntag los zu sein. Der Sonntag ist doch der einzige Tag, wo Sie Gelegenheit haben, mit Ihren reizenden Kindern zusammen zu sein.“
    Der Doktor sah mich aufmerksam an. Dann sagte er nachdenklich: „So, meinen Sie? Daß meine Kinder reizend sind? Aber liebes Fräulein Hettring, nehmen Sie doch bitte Platz.“
    Ich setzte mich hin.
    „Prächtige Kinder sind es. Doch, und bildhübsch. Die Zwillinge können sehr lieb sein. Und Hansemann.“
    „Ja, der ist bildhübsch, das sehe ich selber.“
    „Ja, der Ärmste, das ist er.“
    „Der Ärmste? Weshalb sagen Sie ,der Ärmste’?“
    „Weil der liebe Gott in seiner Unerforschlichkeit ihm etwas in die Wiege mitgegeben hat, was meiner Meinung nach für einen Jungen geradezu ein Verderb ist. Blonde Locken, blaue Augen und nach oben gebogene Augenwimpern. Armer Hansemann, er sieht so entzückend aus, daß man ihn am liebsten nie anders haben möchte; man versucht
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