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Rushdie Salman

Rushdie Salman

Titel: Rushdie Salman
Autoren: Die bezaubernde Florentinerin
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magische
Mädchen. Der Name der Dienerin wird gleichfalls zu
Angelica. Der Mann sieht, wie das Kind heranwächst,
wie es zu einem zweiten Spiegelbild wird, dem Spiegel
ihrer Mutter, ihr genaues Ebenbild.
    Die nun schon ältere Dienerin erkennt die verblüffende
Ähnlichkeit des heranwachsenden Mädchens mit ihrer
Mutter, die Wiedergeburt der Vergangenheit; und spürt
das wachsende Verlangen des Vaters. Wie einsam sie
sind, die drei, einsam in dieser Welt; die noch nicht gänzlich Gestalt geworden ist; in der Worte wie Taten noch
bedeuten können, was sie bedeuten sollen, in der man
sein Leben leben muss, so gut es eben geht. Mann und
Dienerin sind wie Komplizen, denn auf ihre alten Tage
liegen sie beieinander, sie alle drei, und sie vermissen die
dahingeschiedene Dritte. Das neue Leben, das wiedergeborene Leben wächst heran und füllt die Leere, die einst
das alte Leben einnahm.
Angelica, Angelica, es kommt der Moment; da wandelt
sich die gemeinsame Sprache, ein Moment, nach dem
gewisse Worte ihre Bedeutung verlieren, so wird zum
Beispiel das Wort Vater vergessen, auch die Worte für
Kind. Sie leben im Naturzustand, einem Stand der Unschuld, in einem Paradies, in dem die Frucht vom Baum
noch nicht gegessen wurde, weshalb sie Gut und Böse
nicht kennen. Die junge Frau wächst zwischen Mann und
Dienerin heran, und was zwischen ihnen dreien geschieh;
geschieht ganz natürlich und fühlt sich rein an sie ist
glücklich. Sie ist eine Prinzessin aus dem königlichen
Haus Timur und Temüdschin, und sie heißt Angelica,
Angelica. Eines Tages wird die Mittelpassage gefunden
werden, und mit ihrem geliebten Mann wird sie dann ihr
Königreich betreten. Bis dahin wohnen sie in ihrem unsichtbaren Heim, führen ihr anonymes Leben und rekeln
sich auf diesem Bet; so liebevoll, so oft, so lange, sie alle
drei, der Mann, die Dienerin und das Mädchen. Dann
wird ein Kind geboren, ihr Kind, Abkömmling dreier
Eltern, ein Junge mit Haar so gelb wie das seines Vaters.
Der Mann nennt den Sohn nach seinen engsten Vertrauten. Am Anfang waren drei Freunde. Indem er ihre Namen über das Ozeanische Meer hol; ist ihm, als hätte er
sie selbst herübergeholt. Sein Sohn - in ihm leben seine
wiedergeborenen Freunde. Die Jahre verstreichen. Aus
unbekanntem Grund erkrankt das Mädchen. Etwas
stimmt nicht in ihrem Leben. Wer bin ich, fragt sie. In
ihrem letzten Gespräch mit ihrem Sohn sagt sie ihm, er
solle seine Familie finden, sich mit ihr vereinen, solle auf
immer mit dem verbunden bleiben, was er ist, und es nie
mehr verlassen, er solle nie wieder aus Liebe, aus Abenteuerlust oder auf der Suche nach sich selbst aufbrechen
in die weite Welt. Er ist ein Prinz aus dem königlichen
Hause der Moguln. Er muss ausziehen und seine Geschichte erzählen. Ein Falke fliegt durch das Fenster und
fliegt mit ihrer Seele wieder hinaus. Auf der Suche nach
einem Schiff geht der junge Mann mit gelbem Haar zum
Hafen. Der alte Mann und die Dienerin bleiben zurück.
Sie sind nicht länger von Bedeutung. Ihre Tat ist getan.
«So ist es nicht geschehen», sagte Mogor dell’ Amore.
«Meine Mutter war Qara Köz, die Schwester Eures
Großvaters, eine mächtige Zauberin; und sie hatte gelernt, wie man die Zeit anhält.»
«Nein», erwiderte der Herrscher Akbar, «hat sie nicht.»
    Im Palast ihrer Familie in Ajmer und in Anwesenheit von
padi-shah Akbar, ihrem huldvollen Herrscher, dem
Schirmherrn der Welt, heiratete Dame Man Bai, Nichte
von Mariam-uz-Zamani und Schwester von Raja Man
Singh, ihre Jugendliebe Kronprinz Salim an ebendem
Tag, den die Hofastrologen dafür festgelegt hatten, dem
fünfzehnten Isfandarmudh des Jahres entsprechend dem
neuen, vom Herrscher eingeführten Sonnenkalender, also
am dreizehnten Februar. Als sie nach dem üblichen Balsamieren und Massieren des prinzlichen Gliedes mit ihrem Gatten in der Hochzeitsnacht endlich allein war,
stellte sie zwei Bedingungen, ehe sie ihn in sich eindringen ließ. «Zuallererst einmal», sagte sie, «solltest du deinen Penis nachts besser in eine Rüstung stecken, wenn du
noch ein einziges Mal zu dieser Hure gehst, diesem Skelett, denn du weißt nie, wann die Nacht meiner Rache
anbrechen wird. Und zum Zweiten musst du dich um den
gelbhaarigen Fremden kümmern, Skeletts siffigen Liebhaber, denn solange er in Sikri weilt, könnte dein Vater
verrückt genug sein, ihm zu geben, was von Rechts wegen dir zukommt.»
Nach dem, was er am Anup Talao erfahren hatte, gab
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