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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden
Autoren: Robin Gates
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den Mauern der Stadt emporbrandeten wie Wellen eines Ozeans aus Blut.
    An diesem Ort war vor langer Zeit das Schicksal der Maugrim besiegelt worden. Sie hatten alle Menschen auf Galamar, die sich in die Stadt ihrer Götter geflüchtet hatten, umbringen wollen. Doch die Serephin hatten ihre Geschöpfe mit ihrem eigenen Blut beschützt, und mit dem der Reshari, die ihnen zu Hilfe geeilt waren. Die Maugrim waren im Kampf um Mehanúr fast völlig ausgelöscht worden. Aber was für einen entsetzlich hohen Preis hatten die Serephin und ihre Verbündeten bezahlt, um diesen Sieg zu erringen!
    »Wenigstens beendete es ein für alle Mal die Bedrohung durch die Maugrim«, ließ sich eine Stimme hinter ihm vernehmen.
    Alcarasán fuhr überrascht herum.
    Das Gesicht der Gestalt, die hinter ihm stand, lag tief in den Schatten einer Kapuze verborgen, die sie über den Kopf gezogen hatte. Die Farbe ihrer Robe war von dem tiefen Dunkelrot der Feuerpriester. Doch Alcarasán hatte Jahanila sofort erkannt. Obwohl sie wie er eine der jüngeren Serephin war, bevorzugte sie meistens ihre echsenartige Gestalt und griff nur manchmal auf ihre Fähigkeit zurück, ihr Aussehen zu verändern.
    Ihre mit winzigen roten Schuppen versehene rechte Hand erhob sich zum Gruß. »Es tut mir leid, wenn ich dich erschreckt haben sollte.«
    »Ich mag es nicht, wenn du dich an mich heranschleichst«, sagte Alcarasán leise. Für einen Moment zögerte er, dann drückte er seine hellhäutige menschliche Rechte kurz gegen Jahanilas Handfläche, die sie ihm entgegen streckte. »Außerdem habe ich nicht das Gefühl, dass dir jemals irgendetwas leid tut.«
    Sie lächelte und warf ihre Kapuze zurück. Sie war ein gutes Stück kleiner als der hochgewachsene Alcarasán. Wie alle Serephin besaß ihr Hinterkopf ebenso wie der Rest ihres Körpers keine Behaarung, sondern ein Muster aufrecht stehender Zacken aus Horn, die bei jedem Vertreter ihres Volkes ein wenig anders ausfielen. Jahanilas Zacken waren breit, dafür aber klein und abgestumpft. Ihre goldgelben Augen funkelten ihn belustigt an.
    »Das liegt nur daran, dass ich das, was mir durch den Kopf geht, besser für mich behalten kann als andere. Ist sehr nützlich, wenn man sich zum Beispiel an jemanden heranschleichen will.«
    Alcarasáns Mund verzog sich zu einem knappen, humorlosen Lächeln. Unter den Feuerpriestern war bekannt, dass Jahanila eine Begabung dafür besaß, die oberflächlichen Gedanken anderer Serephin zu erspüren und ihre eigenen verborgen zu halten. Auch hatte sie niemals Hemmungen gehabt, andere dies wissen zu lassen. Kaum jemand hätte sie deswegen getadelt. Dass der Älteste des Ordens seine schützende Hand über sie hielt, war ebenso bekannt wie ihre Talente.
    »Mir wäre lieber, wenn du deine Fähigkeiten an etwas anderem erproben würdest als ausgerechnet an mir.«
    Nun war es an Jahanila, zu lachen – ein Geräusch, so klar wie über Gestein springendes Quellwasser. Es ließ die weißen, langen Zähne in ihrem Mund aufblitzen, der bei den Serephin ein wenig wie eine stumpfe Schnauze aus ihrem Gesicht hervorstand. Alcarasán musste zugeben, dass dieses Lachen zu ihrem ganzen Wesen passte, doch an einem so feierlichen und stillen Ort wie dem Tempel des Feuers erschien es viel lauter, als es angebracht war. Etwas in ihm ärgerte sich über die selbstverständliche Unverfrorenheit der jungen Frau vor ihm.
    »Aber gerade deine Gedanken und Gefühle sind es, die mich interessieren«, sagte sie fröhlich. »Ich habe schließlich die Schlacht um Mehanúr niemals erlebt.«
    Sie trat einen Schritt näher an das Mosaik. Ihr Blick wanderte über die winzigen farbigen Steine, eine schier endlose Zahl, die alle gemeinsam das Bild eines längst vergangenen Tages erschufen. »Dabei wüsste ich so gerne, wie es damals wirklich war. Das hier ist nichts. Ein buntes Bild, wie für die kleinen Kinder in der Samjerna, die ihre Erinnerungen an ihre früheren Leben erst mühsam lernen müssen. Aber mit dir ist es etwas anderes.« Sie wandte sich ihm zu. »Du warst dort. Du hast an diesem Tag gekämpft. Wenn du es zulassen würdest, dass ich deine Gedanken teile, könnte ich verstehen, wie es war, dort gewesen zu sein.«
    Alcarasán schüttelte verärgert den Kopf. Jahanila war vielleicht sehr talentiert, aber auch jung, und ein Merkmal der Jugend war ihre Unverschämtheit. Seine Ordensschwester besaß nicht nur eine unglaubliche Neugier, sondern benahm sich auch ständig so, als wäre es ihr gegebenes Recht,
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