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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden
Autoren: Robin Gates
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von jedem die persönlichsten Geheimnisse zu erfahren. Serephin waren neben den Maugrim diejenigen unter den Alten Rassen, die am besten dazu in der Lage waren, ihre Gedanken und Gefühle miteinander zu teilen – so, wie sich die jüngeren Rassen mit Worten austauschten. Aber diese Verbindung, das Sellarat , erforderte immer die Zustimmung aller Beteiligten und war nichts Selbstverständliches, wie manche annahmen.
    »Ich habe keine Veranlassung, meine Erinnerungen an Mehanúr mit dir zu teilen«, sagte er scharf. »Es wäre mir lieb, wenn du mich das nicht noch einmal fragst!«
    Jahanilas fröhliche Miene verschwand. »Schon gut, schon gut!« Ihre Stimme klang ein wenig beleidigt. »Ich habe so viel über diese legendäre Schlacht gehört, dass ich gerne mehr davon erfahren würde. Der Zweig meiner Familie, der dort kämpfte, ließ auf Galamar sein Leben. Es gibt daher niemanden in meinem Haus, den ich um ein Sellarat bitten könnte. Also dachte ich mir, ich frage dich. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass ich sehe, wie du vor dem Bild der Schlacht stehen bleibst und es dir ansiehst. Außerdem hat mir der Älteste gesagt, dass du damals mit dabei warst.«
    »Hast du bereits andere, die Mehanúr überlebt haben, danach gefragt?«
    Sie nickte. »Ay, ein paar, aber sie haben alle abgelehnt.«
    »Nun, dann weißt du doch alles, was es über diese Schlacht zu wissen gibt«, sagte Alcarasán hart. »Sie kostete viel zu viele von uns das Leben, und sie war so brutal und dreckig, dass kaum jemand von uns, die wir dort waren, Lust verspürt, sich auf ein Sellarat einzulassen und das alles noch einmal zu durchleben, nur damit du es dir ebenfalls vorstellen kannst.«
    Für den Moment musste er den richtigen Ton getroffen haben. Jahanila blickte schweigend an ihm vorbei. Doch auch er war so geschickt im Erspüren oberflächlicher Gedanken, dass er erkannte, wie sie sich überlegte, irgendwann erneut darauf zurück zu kommen.
    »Schon gut, vergiss es!«, sagte sie schließlich und sah ihn wieder direkt an. »Terovirin hat deine Anwesenheit im Tempel wahrgenommen.«
    »Dann sollten wir ihn nicht länger warten lassen.«
    Alcarasán setzte sich in Bewegung, hielt aber nach wenigen Schritten inne, als er bemerkte, dass Jahanila ihm folgte. »Willst du auch zu ihm?«
    »Er hat mich gebeten, bei eurer Unterredung dabei zu sein«, erwiderte sie. »Er meint, dass ich dadurch mehr lernen könne, als durch das Studieren der Feuerkristalle und der Bücher im Lycarion.«
    Alcarasán bemühte sich, nicht sein Gesicht zu verziehen. Der Alte konnte so anstrengend sein! Gleichzeitig fragte er sich, ob Terovirin wohl gerade spürte, was er eben gedacht hatte. Gegenüber Jahanila konnte er sich abschotten, wenn sie ihn nicht von hinten überraschte. Aber dem Ältesten von Gotharnar konnte man so leicht nichts vormachen, nicht in seinem eigenen Tempel und in kaum nennenswerter Entfernung von ihm.
    Mit einem Seufzen ging er weiter, seine Begleiterin neben sich. Wahrscheinlich wusste der Alte längst, dass Alcarasán ihn nicht zum ersten Mal für seine schwierige Art verwünschte und hatte ihm genau deswegen Jahanila ans Bein gebunden. Nun, wenn es Terovirin Freude bereitete, ihn zu ärgern, würde er diese forsche Frau während ihrer Unterredung eben mit eiserner Gelassenheit ertragen.
    Gemeinsam schritten sie weiter durch die Säulenhalle des Tempels, vorbei an den Mosaiken der Geschichte ihrer Stadt, vorbei am Standbild von Irasin, dem Gründer des Feuertempels, auf den mannshohen steinernen Altar in der Mitte des langgezogenen Tempelinneren zu. Dieser stellte die Pforte zum Allerheiligsten jenes Ortes dar, den nur auserwählte Mitglieder des Ordens betreten durften. Die Statue auf dem Altar besaß die Gestalt eines Drachen. Jede der vier Städte in Vovinadhár widmete sich in ihrem Tempel einem unterschiedlichen Element, doch sie alle einte die Form, in der dies geschah. In ihren Ritualen verehrten sie die Luft, das Feuer, das Wasser und die Erde in Drachengestalt – in Erinnerung an die beiden Urkräfte, den Roten Drachen des Chaos und den Weißen Drachen der Ordnung, deren Ringen miteinander sowohl die Schicksalsherrin als auch ihr Netz erst entstehen ließ.
    Eine Gruppe von Feuerpriestern war damit beschäftigt, den Altar zu schmücken, der gleichzeitig auch das Podest des Standbilds von Esras bildete. Diese Serephin waren ebenso wie Jahanila in dunkelrote Roben gekleidet, die mit schwarzen Kordeln zusammengehalten wurden. Die
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