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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden
Autoren: Robin Gates
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war er wieder zu Hause. Es war nicht der blutrote Himmel über Vovinadhár, der ihm nach seinen langen Reisen das Gefühl gab, tatsächlich in seiner Heimat angekommen zu sein, auch nicht das Leuchten der unzähligen weißen Türme der Stadt Gotharnar, in der seine Familie ihr Haus besaß, nicht einmal die lange vermissten Gesichter seiner Verwandten und Freunde, die ihn bei seiner gestrigen Ankunft begrüßt und umarmt hatten. Es war der Duft des schmelzenden Sazabirinharzes, das nur in diesem Tempel verräuchert werden durfte, der den lange erwarteten Frieden in ihm auslöste. Dieser Duft, schwer und bitter, aber dennoch dazu geeignet, den Geist zu reinigen und ihm die Klarheit eines makellosen Kristalls zu schenken, war der Atem seines Zuhauses.
    Der Tempel lag in völliger Stille, so, wie der Älteste es wollte. Alcarasán hatte von einem Freund aus der Stadt der Luft gehört, dass der Älteste von Ascerridhon nur zu bestimmten Zeiten im dortigen Tempel anzutreffen war, wenn es galt, die überlieferten Rituale zu vollziehen. Die übrige Zeit verbrachte er angeblich mit seiner Familie und anderen aus dem Hohen Rat in deren Stammhäusern. Doch den Ältesten von Gotharnar, der Stadt des Feuers, hatte Alcarasán niemals an einem anderen Ort angetroffen als hier. Terovirin schien ihn zu keiner Zeit zu verlassen.
    Mit langsamen Schritten ging Alcarasán die lange Säulenhalle entlang, die ins Innerste des Tempels führte, dem niemals verlöschenden Feuerbecken. Die Schöße seiner tiefroten Robe berührten fast den Boden, sodass einem Beobachter das Gefühl hätte beschleichen können, dass dieser Serephin nicht ausschritt, sondern wie eine Schlange dahinglitt. Zu beiden Seiten von ihm erleuchteten Flammen in Schalen auf schlanken, hohen Ständern die Reliefs an den Wänden des Tempels, die sich mit den herabhängenden Räuchergefäßen abwechselten. Es waren in strahlenden Farben gesetzte Mosaike, die sich weit hinauf bis in die Schatten unter der Decke erstreckten.
    Obwohl Alcarasán die dargestellten Szenen lange nicht mehr erblickt hatte, so hätte er sie dennoch selbst mit geschlossenen Augen beschreiben können. Es war die Geschichte Vovinadhárs, die hier zu sehen war, und im Besonderen die Geschichte der Stadt des Feuers. Die Bilder erstreckten sich von ihrer Gründung durch die ersten Elternlosen, die Lamazhabin, die noch von den Göttern der Ordnung erschaffen worden waren, bis zum Aufstieg von Belgadis aus der Stadt der Luft. Dieser führte unter den Ältesten von Vovinadhár schon so lange den Vorsitz, dass sich Alcarasán kaum noch an dessen Vorgänger erinnern konnte.
    Sein Blick schweifte im Vorbeigehen über die Darstellung der Erbauung der vier fliegenden Städte. Es folgten Bilder von dem Großen Krieg zwischen den Göttern, die seinem Volk das Leben geschenkt hatten, und ihren Gegnern, den Göttern des Chaos. An dieser Tempelwand fand der legendäre Kampf zwischen Melar und Carnaron noch immer statt, als wäre die Zukunft nicht bereits von der Hohen Cyrandith geträumt worden. Die beiden standen sich gegenüber. Melar richtete seinen gespannten Bogen auf den Schmetterer, und dieser türmte sich vor ihm wie ein lebendig gewordener schwarzer Felsen auf – die Dornenkeulen in seinen sechs Armen hoch erhoben und zum Schlag bereit. Das matte Licht im Umfeld der Flammen glänzte auf den Farben des Mosaiks und erfüllte sie mit einem seltsamen Anschein von Leben, seltsam, da dieser der Unbeweglichkeit der dargestellten Szene trotzte. Das gewaltige Feuerwerk aus leuchtenden kleinen Steinen öffnete ein Fenster in eine Vergangenheit, die Alcarasán selbst nie erlebt hatte. Seine Geschichte hatte erst lange danach begonnen. Wenn er auch in seiner menschlichen Gestalt das Aussehen eines Mannes in mittlerem Alter mit kurz geschnittenen, grauen Haaren bevorzugte, so war er gemessen am Lebensalter der Lamazhabin noch jung.
    Sein Blick fiel auf einen Teil der Wand, der die Belagerung einer hell schimmernden Stadt inmitten einer wuchernden Dschungellandschaft zeigte. Wie immer, wenn er Mehanúr sah, hielt er im Vorbeigehen inne.
    Mehanúr. Die Weiße Stadt in Galamar, erbaut von Serephin, die ihre Heimatwelt verlassen hatten, den fliegenden Weißen Städten auf Vovinadhár nachempfunden. Große Teile des Bildes bestanden aus breiten Flecken von tiefrot leuchtenden Mosaiksteinen. Sie waren so zusammengesetzt, dass sie mannshohe insektenähnliche Gestalten darstellten, die mit langen Stangenwaffen in ihren Klauen an
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