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Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)

Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)

Titel: Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
Autoren: Jeff Abbott
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fahren. »Emily. Wach auf. Bitte …«

1
     
     
     
     
    Nicky Lynch lag auf dem Dach des Gebäudes, ein Scharfschützengewehr in den Händen, und beobachtete die beiden Zielpersonen, die die letzten Momente ihres Lebens damit zubrachten, sich miteinander zu streiten. Er starrte durch das Fadenkreuz und wartete auf die Gelegenheit für zwei Schüsse, mit denen er sowohl den Computerfreak als auch den Großen ausschalten konnte. Eilaufträge machten ihn nervös; er hatte nicht genug Zeit gehabt, um sich vorzubereiten. Sein Körper funktionierte noch nach Ortszeit Belfast, wo es jetzt sechs Stunden früher war als in Austin, Texas. Er blinzelte. Konzentrier dich, ermahnte er sich lautlos selbst.
    »Wird das heute noch was mit dem Schuss?«, flüsterte Jackies Stimme in seinem Ohrknopf. Sein Bruder stand in der Lobby des Bürogebäudes auf der anderen Straßenseite, sieben Stockwerke unter den Zielpersonen. Er wartete darauf, dass Nicky seinen Doppelschuss ausführte, damit er in Adam Reynolds’ Büro gehen und den Auftrag zu Ende bringen konnte.
    »Funkstille«, sagte Nicky ins Mikrofon.
    »Jetzt mach schon.« Jackies ungeduldiger Seufzer verursachte ein elektronisches Knistern in Nickys Ohr.
    »Funkstille«, wiederholte Nicky, während er seinen aufkommenden Ärger unterdrückte. Für einen Mord brauchte man nur eine Sekunde, doch die Vorbereitungen dafür, dass der Auftrag sauber über die Bühne ging, dauerten eben. Jackie war viel zu nervös; er hatte die Ungeduld eines Kindes.
    Nicky konzentrierte sich wieder auf seine Zielpersonen. Der Winkel in das Büro, in dem die beiden Männer miteinander stritten, war nicht ideal, doch der Kunde hatte ganz genau angegeben, wie der Auftrag ausgeführt werden sollte. Der Große, der beim Fenster stand, war noch nicht nah genug … und Nicky musste ihn mit dem ersten Schuss erwischen. Weniger als eine Minute nach dem Tod der beiden Männer würde sein Bruder in das Büro gehen, und keiner der beiden durfte mehr atmen, wenn Jackie den Raum betrat und die Ware platzierte. Vor allem nicht der Große. Nicky wollte seinen Bruder keine zehn Meter an den Mann heranlassen.
    Wenn die beiden doch nur endlich einmal stehen bleiben würden. Acht Stockwerke unter ihm dröhnte der dichte Verkehr der Innenstadt von Austin. In der Ferne grollte es; ein drohendes Frühlingsgewitter hatte sich noch nicht ganz entschieden, ob es einen kühlenden Regen niedergehen lassen sollte. Er ignorierte das Geräusch, denn jetzt würde er jeden Moment die Chance für seinen Schuss haben. Die schmalen Fenster des großen Büros wurden durch weißen Kalkstein unterbrochen. Er war zwar auf gleicher Höhe mit seinen Zielpersonen, doch er musste sich neben der Lüftung einer Klimaanlage auf dem Dach eines Bürogebäudes verstecken, und der Winkel war alles andere als ideal.
    Er runzelte die Stirn. Es wäre am besten, wenn die beiden im gleichen schmalen Fensterausschnitt ständen, dicht nebeneinander, doch sie hielten voneinander Abstand wie zwei misstrauische Löwen. Auf dem Gesicht des Computerfreaks lag ein ängstlicher Ausdruck, als würde er die Zahlen und Fakten in seinem überdimensionierten Gehirn verdrängen und seinen ganzen Mut zusammennehmen. Der Mann hat allen Grund, Angst zu haben, dachte Nicky. Er hatte die Informationen über den Großen mit einer Mischung aus Bewunderung und Schock gelesen. Man bekam nicht jeden Tag Gelegenheit, einen so interessanten Mann auszuschalten. Nicky hatte sechsunddreißig Menschen getötet, doch niemand von ihnen war so … versiert gewesen. Fast wünschte er, er hätte dem Großen ein Bier ausgeben und sich mit ihm unterhalten können, damit er von ihm lernen und seine Leistung bewundern konnte. Doch die Besten, dachte Nicky, behielten ihre Geheimnisse immer für sich.
    Jetzt lachte der Große – Nicky fragte sich, was zum Teufel so lustig war – und bewegte sich halb in einen der Fensterrahmen. Aber es reichte nicht für einen sicheren Schuss.
    Dann zog der Computerfreak eine Pistole aus seinem Schreibtisch und richtete sie auf den Großen. Nicky hielt den Atem an. Vielleicht würden ihm die beiden ja die Arbeit abnehmen und sich gegenseitig umbringen. Und er brauchte nur zuzusehen.
     
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, sagte Adam Reynolds. Das Gewicht der Waffe in seiner Hand fühlte sich ungewohnt an – er hatte sie erst vor drei Tagen gekauft, als Vorsichtsmaßnahme. Fünf Stunden lang hatte er im Internet gesucht, bis er die richtige Waffe gefunden hatte.
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