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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut!
Autoren: Terry Pratchett
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auf al e Vögel Festgrei-
    faahs verlassen, besonders darauf, daß sie ihn sofort angriffen. Wil iam
    al erdings hielt sich für ein Huhn, und deshalb durfte man sich in ihrer
    Präsenz einigermaßen sicher fühlen.
    Aber selbst William brachte der Welt große Aufmerksamkeit entgegen,
    was eigentlich nur dann geschah, wenn sie Körner bemerkt hatte.
    Seltsam, dachte Festgreifaah. Und dabei beließ er es.
    Die Vögel starrten nach oben, als wäre das Dach durchsichtig.

    Oma Wetterwachs senkte den Blick und sah in ein rotes, rundes und
    besorgtes Gesicht.
    »He, du bist nicht…« Sie riß sich zusammen. »Du bist der Wattlich-
    Junge von Schnitte, nicht wahr?«
    »D’m’s…« Der Junge lehnte sich an den Türpfosten und schnappte
    nach Luft. »Du m’s…«
    »Atme einige Male tief durch. Möchtest du einen Schluck Wasser?«
    »Du m’s ‘t…«
    »Ja, ja, schon gut. Komm erst wieder zu Atem .«
    Der Junge keuchte einige Male.
    »Du mußt sofort zu Frau Efeu und ihrem Baby kommen!«
    Die Worte stürzten in einem Schwal hervor.
    Oma nahm ihren Hut vom Haken neben der Tür und zog den Besen
    aus dem Stroh des Daches.
    »Ich dachte, die alte Frau Pattenbusch kümmert sich um sie«, sagte sie
    und stieß ihre Haarnadeln an die richtigen Stellen, entschlossen wie ein
    Krieger, der sich auf die Schlacht vorbereitet.
    »Sie meint, es sei al es ganz verkehrt!« brachte der Junge hervor.
    Oma Wetterwachs lief bereits über den Gartenpfad. Auf der anderen
    Seite der Lichtung neigte sich das Gelände steil nach unten, bis zu einer
    sechs Meter tiefer gelegenen Kurve des Pfads. Der Besen war noch nicht
    einsatzbereit, als Oma diese Stelle erreichte, aber sie schwang trotzdem
    ein Bein über die Borsten.
    Auf halbem Weg nach unten sprang die Magie an, und Omas Stiefel
    strichen kurz über alten Adlerfarn, bevor der Besen sie durch die Nacht
    trug.

    Wie ein Band, das jemand achtlos fal en gelassen hatte, wand sich die
    Straße durch die Berge. Hier oben verstummte das Geräusch des Windes
    nie.
    Der Straßenräuber ritt einen großen schwarzen Hengst. Vermutlich e-
    xistierte kein anderes Pferd, an dessen Sattel eine Leiter befestigt war.
    Dafür gab es einen guten Grund: Der Räuber hieß Casanunda und
    stammte aus dem Volk der Zwerge. Viele Leute hielten Zwerge für vor-
    sichtig, gesetzestreu und sehr zurückhaltend in Angelegenheiten des
    Herzens und damit in Verbindung stehender Organe. Auf die meisten
    Zwerge traf diese Beschreibung durchaus zu. Aber die Genetik rol te
    seltsame Würfel auf dem grünen Rasen des Lebens, und irgendwie hatten
    die Zwerge Casanunda hervorgebracht, dem Spaß mehr bedeutete als
    Geld und der Frauen die gleiche Leidenschaft widmete, die andere
    Zwerge für Gold reservierten.
    Er hielt Gesetze für nützliche Dinge und beachtete sie, wenn es ihm
    paßte. Casanunda verabscheute den Straßenraub, aber wenigstens konnte
    er dabei frische Landluft genießen, was insbesondere dann der Gesund-
    heit förderlich war, wenn in nahen Städten zornige Ehemänner mit
    Knüppeln warteten.
    Das Problem war nur: Niemand nahm ihn ernst. Wenn er Kutschen
    anhielt, hörte er immer wieder Bemerkungen wie: »Was? Du Knirps
    willst ein Straßenräuber sein? Bist du nicht ein wenig zu klein geraten,
    um Straßen zu rauben, har, har har?« Und dann blieb ihm nichts anderes
    übrig, als den Leuten ins Knie zu schießen.
    Casanunda hauchte auf seine Finger, um sie zu wärmen.
    Kurz darauf hob er den Kopf, als er das Geräusch einer sich nähern-
    den Kutsche hörte.
    Er wollte gerade sein Versteck im Gebüsch verlassen, als auf der gege-
    nüberliegenden Straßenseite ein anderer Räuber aus dem Wald trat.
    Die Kutsche hielt an. Casanunda hörte nichts, sah nur, wie der Stra-
    ßenräuber zu einer Tür ritt, sich hinabbeugte, um mit den Insassen zu
    reden…
    Eine Hand packte den Mann, zog ihn vom Pferd und in die Kutsche
    hinein.
    Sie wackelte eine Zeitlang. Schließlich schwang die Tür auf, und der
    Räuber rutschte nach draußen, blieb reglos auf der Straße liegen.
    Die Kutsche rol te weiter…
    Casanunda wartete eine Zeitlang und ritt dann zu dem Mann. Sein
    Pferd wartete geduldig, während er die Strickleiter löste und hinabkletter-
    te.
    Es fiel ihm nicht weiter schwer, festzustel en, daß der Straßenräuber tot
    war. Von lebenden Personen erwartete man, daß sie Blut in sich hatten.

    Nach einigen Meilen hielt die Kutsche auf einem Hügel an. Jenseits da-
    von führte die Straße in weiten Schleifen nach
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