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Ruhig Blut!

Ruhig Blut!

Titel: Ruhig Blut!
Autoren: Terry Pratchett
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»Lehrt eure Kinder! Vertraut nicht dem Kannibalen, nur weil er mit Messer und Gabel ißt! Und denkt daran, daß Vampire nur dann einen bestimmten Ort aufsuchen, wenn man sie einlädt!«
    Die Leute wichen zurück. Oma entspannte sich ein wenig.
    »Diesmal steht sie mir zu. Die… Wahl.« Sie beugte sich näher zur schrecklichen Grimasse des Grafen vor. »Du hast versucht, mir mein Selbst zu nehmen«, sagte sie leiser. »Und das ist alles, was ich habe. Denk darüber nach. Versuch zu lernen .« Sie trat zurück. »Bringt ihn fort.«
    Sie drehte sich um und sah zu dem hochgewachsenen Mann. »Nun… du bist also der alte Herr, wie?«
    »Alison Wetterwachs?« fragte der alte Herr. »Ich habe ein gutes Gedächtnis für Hälse.«
Oma erstarrte kurz.
    »Was? Nein! Äh… woher kennst du den Namen?«
    »Sie kam hier durch, vor rund fünfzig Jahren. Wir begegneten uns kurz. Dann schlug sie mir den Kopf ab und durchbohrte mein Herz mit einem Pflock.« Der Graf seufzte verträumt. »Eine sehr temperamentvolle Dame. Du bist mit ihr verwandt, nehme ich an? Ich fürchte, ich habe den Überblick über die Generationen verloren.«
    »Ich bin die Enkelin«, erwiderte Oma kleinlaut.
»Igor hat mir von einem Phönix außerhalb des Schlosses erzählt…« »Vermutlich fliegt er bald weiter.«
Der Graf nickte. »Sie haben mir immer gefallen«, sagte er wehmütig.
    »Als ich jung war, gab es viele von ihnen. Sie machten die Nächte schön. So schön. Damals war alles einfacher…« Seine Stimme verklang – und erhob sich dann erneut, fester und lauter. »Aber dies sind offenbar moderne Zeiten .«
    »So heißt es jedenfalls«, sagte Oma.
»Nun, Verehrteste, ich schenke ihnen kaum Beachtung. Nach fünfzig
    Jahren stellt sich immer heraus, daß sie eigentlich gar nicht so modern waren.« Der Graf schüttelte die jüngeren Vampire wie Puppen. »Ich entschuldige mich für das Verhalten meines Neffen. Ziemlich schlechte Manieren für einen Vampir. Möchten die Bürger aus Eskrau, daß diese beiden hier sterben? Zumindest zu diesem Angebot fühle ich mich verpflichtet.«
    »Sind es nicht deine Verwandten?« fragte Nanny, als die Menge nach vorn drängte.
»Doch. Aber wir sind nicht gerade eine familiäre Spezies.«
    Vlad richtete einen beschwörenden Blick auf Agnes und streckte die Hand nach ihr aus.
    »Du würdest doch nicht zulassen, daß man mich umbringt. Du würdest doch nicht ruhig dabei zusehen. Wir könnten… Wir hätten vielleicht… Es wäre möglich, daß wir… Es wäre doch möglich, nicht wahr?«
    Die Menge zögerte. Es klang nach einer wichtigen Bitte. Hundert Blicke richteten sich auf Agnes.
    Sie schüttelte den Kopf. Vielleicht könnten wir ihn zu einer besseren Person machen, sagte Perdita. Aber Agnes dachte an Eskrau, an Menschen, die in Reihen Aufstellung bezogen, an Kinder, die spielten, während sie warteten. Das Böse kam mit scharfen Krallen in der Nacht, oder grau am Tag, auf einer Liste…
    »Vlad…«, sagte sie langsam und sah ihm dabei tief in die Augen. »Ich würde die Mäntel für sie halten.«
»Ein durchaus verständliches Empfinden, aber so etwas wird nicht geschehen«, erklang Omas Stimme hinter ihr. »Bring sie fort, Graf. Erklär ihnen, was es mit der Tradition auf sich hat. Lehre sie Dummheit.« Der Graf nickte und lächelte, wobei er seine Zähne ganz entblößte. »Selbstverständlich. Ich werde ihnen beibringen, daß man zurückkehren muß, um zu leben…«
»Ha! Du lebst nicht, Graf. Der Phönix lebt. Du verstehst es einfach nur nicht, tot zu sein. Verschwindet jetzt!«
    Der folgende Augenblick wirkte wie aus der Zeit geschnitten, und dann stiegen drei Elstern dort auf, wo eben noch die Vampire gestanden hatten. Sie kreischten und schnatterten, verschwanden dann in der Dunkelheit des Daches.
    »Es gibt Hunderte von ihnen!« wandte sich Agnes an Nanny.
    »Nun, Vampire können sich in Dinge verwandeln«, erwiderte Nanny. »Das wissen alle, die sich mit Vampiren auskennen.«
»Und was bedeuten dreihundert Elstern?«
    »Sie bedeuten, daß es Zeit wird, die Möbel abzudecken«, sagte Nanny. »Außerdem wird es Zeit für einen ordentlichen Drink.«
Die Leute gingen auseinander. Sie wußten, daß die große Vorstellung beendet war.
»Warum hat sie uns nicht erlaubt, die Existenz der Vampire auszulöschen?« zischte Piotr an Agnes’ Ohr. »Der Tod ist viel zu gut für sie!« »Ja«, bestätigte Agnes. »Ich schätze, deshalb wollte sie nicht, daß sie getötet werden.«
    Himmelwärts hatte sich noch nicht
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