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Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!

Titel: Ruf! Mich! An! - Buschheuer, E: Ruf! Mich! An!
Autoren: Else Buschheuer
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Zweihundert?«
    »Nasagmal! Warum lässt du mich denn so lange warten? Bis vor zwei Minuten wären es noch zweihundert gewesen. Jetzt sind es dreihundert. Dreihundert Eier für den ganzen Abend. In kleinen Scheinen, nicht nummeriert. Und was Fickbares!«
    »Okay, Schmarotzer, aber bloß nich die braunen Schuhe. Keine braunen Schuhe nach 18 Uhr, hörst du?«
    Klick.
    »Kitty?«
    »Ja, Paprika. Ich würde dich sooo gern mal wiedersehen!«
    »Hm, ich dich auch!«
    Bin ich bescheuert? Ich glaube einfach nicht, dass ich das sage! Ich hab ja nichts gegen Raucher, aber wenn eine aus jeder Pore nach Nikotin … Und dann immer der anklagende Blick, wenn man zum Rauchen auf den Balkon muss. Und wie der Mülleimer stinkt, wenn Kippen drin sind! Und überhaupt: Was soll man mit der reden?
    »Also dann«, ruft Kitty vergnügt. »Tschüssi!«
    Leider kann man bei schnurlosen Telefonen den Hörernicht aufknallen. Auch das noch! Ich hab’s immer geahnt, dass sie eine Tschüssi ist. Ich hasse Tschüssis. Sie sind fast genauso schlimm wie Tschautschaus oder Tschö-mit-ös. Menschen, die sich so verabschieden, provozieren ein Nimmerwiedersehen. Der Gruß ist schon Programm. Mein absoluter Hassgruß ist Hallöchen. Ich werte Hallöchen als einen verbalen Angriff auf mein Wohlbefinden. Das gilt auch für Abwandlungen wie Hallihallo und Hallöle. Ich halte mich instinktiv fern von Leuten, die mich mit Heihei begrüßen. Menschen, die sich mit Tachauch oder Tachschön einführen, werden von mir grundsätzlich mit Ingrimm bestraft. Dietrich nennt solche Sprache schlicht eine »Bankrotterklärung«. Mit solchen Leuten will man wirklich nichts zu tun haben. Mit denen habe ich nichts zu besprechen. Übernachten schon gar nicht.
    Ich bin ein freier Mensch. Schreibe mit einem dicken schwarzen Marker an die Tür: Montag keinesfalls öffnen! So steht es geschrieben – so wird es geschehen!

8. Sogar die Queen trägt ihre Handtasche selber
    Fassbinder und ich, wir wissen genau, warum Herr R. Amok läuft. Er kann das alles nicht mehr ertragen. Sein Chef will ihn nicht befördern, seine Frau meckert rum, der Sohn ist debil – da nimmt er eben den Kerzenleuchter und haut alle platt. In solche und ähnliche Überlegungen bin ich vertieft, als ich aus dem Taxi steige. Dietrich wartet schon. Dabistduja, sagt er. Ich drücke ihm wortlos meine Kellybag in die Hand und ziehe meine Lippen nach. Dietrich, dieser Partypuper, steht steif wie ein Stock und murrt: »So was! Sogar die Queen trägt ihre Handtasche selber!«
    Der Blödmann von Türsteher im Adlon begrüßt mich mit »Guten Abend, Frau Berben!« Ich trage ein sehr kleines sehr Schwarzes und habe meine langen Satinhandschuhe angezogen, der Händeschüttelei wegen. Und einen Hut, der mich vor der küsswütigen Schicki-Bande schützen soll, aber erfahrungsgemäß nicht schützen wird. Seitlich an der Hutkrempe, leicht unterm Tüll versteckt, hängt diese potthässliche trivialrote Aids-Schleife, die so was von überhaupt nicht zu meinem edelroten Lippenstift passt. Ich hätte nicht schlecht Lust, stattdessen einen Button zu tragen, auf dem steht: »Ich lasse mich auch ohne Kondom in den Arsch ficken.«
    In Dietrichs Augen glimmt die vage Hoffnung auf etwas Fickbares. Er zeigt auf seinen Dreiteiler.
    »Ich habe mir extra einen Anzug von Hugo gekauft.«
    »Von Hugo, ja? Kennt ihr euch beim Vornamen?«
    »Quatsch! Hugo ist die junge Linie von Boss, die mit dem roten Label.«
    Er hält die Hand auf. Ich schiebe ihm vier Fünfziger zu und sage: »Soso!« Er hält aber immer noch die Hand auf. Ich reiche murrend einen Hunderter nach. Wie immer produziert mein Erscheinen ein Maximum an Neid und Verdruss.
    Ich muss mal. Gleich an der Tür fängt mich ein grau gelockter Mann mit getönter Designerbrille ab. »Grüß Sie Gott, Frau Kramer!«, ruft er. »Wir sind ja sooo froh, dass Sie in diesem Jahr wieder die Aids-Gala …«
    Wer zum Teufel könnte das sein? Sieht aus wie ein Lufthansa-Pilot! So viele Leute mit Schleifmaschinenschutzbrille gibt es doch gar nicht! Götz George? Negerkalle Schwensen? Dieter Wedel? Ich hau die Biester immer alle durcheinander! Er greift meine Hand und schmatzt kräftig drauf. Wedel also!
    »Willkommen in unserem Hotel, Gnädigste!« Doch nicht Wedel! Der Hotel-Direktor!
    »Das Büfett ist heute wieder super lecker.«
    Super. Lecker. Auch zwei Wörter von meiner Hassliste. Aber wie heißt der denn noch? Bodo Adlon? Jetzt kommt Dietrich näher. Bloß nicht! Ich kann die doch nicht
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