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Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 5 - Erbin der Nacht (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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einer Anfängerin kaputtmachen.“
    Seine blauen Augen irritierten mich. Sie hatten eine ungewöhnliche Intensität. Vielleicht Kontaktlinsen? Er fuhr unter meine Perücke und zog sie mir vom Kopf, grinste ob der roten Flut, die sich ausbreitete. Vor Erleichterung, das Ding endlich los zu sein, wollte ich am liebsten seufzen, wenn mich seine Worte nicht so verärgert hätten.
    „Anfängerin?“ Ich schnappte nach Luft. Was bildete sich dieser Kerl ein? Doch meine Standpauke wurde von seinen Lippen gebremst. Er hielt mich an den Schultern fest und küsste mich leidenschaftlich. Sein Körper wargestählt und noch muskulöser als ich vom Anblick her erwartet hätte. Er schmeckte rauchig, seine Bartstoppeln kratzten auf meinem Kinn. Ich war so überrumpelt, dass ich nicht reagieren konnte und ihn selbst dann noch sprachlos anstarrte, als er meinen Mund wieder freigab.
    Er rieb seine Nasenspitze an meiner Wange. „Ich hätte eine viel angenehmere Alternative für dich, wenn du es so nötig hast, dass du diesem Kerl hinterherläufst.“
    Das ging zu weit. Ich versuchte, ihn mit den Händen wegzudrücken. „Ich bin ihm gewiss nicht hinterhergelaufen, weil ich scharf auf ein Schäferstündchen bin.“
    Er lachte, stand wie ein Fels in der Brandung. „Sondern?“
    Ich funkelte ihn an. „Das geht dich einen Dreck an.“ Der Kerl machte einen Schmollmund und zuckte die Schultern. Energisch schlug ich seine Hände weg, die mich immer noch festhielten.
    „Ist mir eigentlich auch egal. Lass einfach die Finger von ihm. Wär besser für dich.“
    Ich holte schon wieder Luft für eine Erwiderung, aber die verpuffte im leeren Raum. Er war von einer Sekunde auf die andere verschwunden wie ein Geist. Nur die blonde Perücke lag zu meinen Füßen und wehte sacht im Wind. War er auch ein paranormales Wesen? Seine Zusammenarbeit mit dem Untergrund sprach dafür, ebenso, dass die Türsteher des Leonardo ihn eingelassen hatten. Doch er wirkte nicht im Mindesten wie einer von uns und gehörte überdies zu den Sangui.
    Ich überprüfte die nähere Umgebung mit all meinen Sinnen, ohne auf etwas Ungewöhnliches zu stoßen. Ratlos kehrte ich in die Bar zurück, wo Steven immer noch gemeinsam mit den eingetroffenen Sanitätern die Opfer versorgte. Er warf mir einen wütenden Blick zu. Schuldbewusst half ich ihm, einer weinenden jungen Frau den Arm zu schienen.
    „Geh nach unten. Ich komme gleich nach“, zischte er.
    Sobald die Krankenwagen weg waren, würde er sich um unseresgleichen kümmern. Bis dahin konnte er als Arzt nicht unauffällig verschwinden. Ich hingegen fand wenig Beachtung, da ich beim Eintreffen von Ambulanz und Polizei nicht am Tatort gewesen war. Umso besser, wenn ich mich auch jetzt unsichtbar machte, ehe mich einer bemerkte und unangenehme Fragen stellte.

Spurenlos
     
    D onald Rybing stand mit auf dem Rücken verschränkten Händen in der Waffenkammer. Er zog die Stirn in Falten und hielt sich trotz seiner achtundsechzig Jahre kerzengerade. Im Gegensatz zu seinem Sekretär Bewing, der wie ein begossener Pudel der Standpauke harrte, die er zu erwarten hatte. Donald war sich bewusst, dass Bewing nichts dafür konnte, doch sein Zorn brauchte ein Ventil.
    „Unfassbar!“, presste er schließlich hervor. „Das ist in all den Jahren noch nie geschehen.“
    „Ich kann es mir auch nicht erklären, Sir“, pflichtete Bewing ihm bei. „Die Tür war verschlossen, keinerlei Einbruchsspuren und außer Ihnen …“
    „Ich weiß, dass keiner außer mir einen Schlüssel hat“, donnerte Rybing.
    Das fehlte noch, dass sein Untergebener ihn belehrte. Niemand hatte ohne sein Wissen Zugriff auf die Waffen des Ordens. Das Amt des Waffenmeisters lag seit mehreren Jahrzehnten in seiner Hand. Unter seiner Obhut war niemals auch nur eine Patrone abhandengekommen, geschweige denn gleich mehrere Waffen. Kostbare Artefakte und moderne Technologien gleichermaßen. Jemand hatte genau gewusst, was er hier entwendete.
    „Wenn das herauskommt, bin ich erledigt, Bewing.“
    „Ja, Sir. Ich verstehe, Sir. Ich werde sofort …“
    „Gar nichts werden Sie, Bewing. Das nehme ich selbst in die Hand.“
    Er scheuchte seinen Sekretär vor sich her aus der Tür und verschloss diese so sorgsam wie immer. Zähneknirschend hielt er sich vor Augen, dass auch diese Sorgfalt den Dieb nicht aufgehalten hatte. Wer konnte eine versiegelte Kammer betreten und wieder verlassen? Inklusive Diebesgut?
    Aber noch war nicht alle Hoffnung verloren. Wer diese Waffen
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