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Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
Autoren: Tanya Carpenter
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meine Organe würden zerplatzen wie überreife Früchte. Allmählich schwanden mir die Sinne.
    Das Kabel, ich musste es loslassen!
    Aber meine Hand hielt es krampfhaft fest und presste es gegen den Kiefer der Serpenia. Kurz bevor ich das Bewusstsein verlor, hörte ich ein dunkles Grollen, dann ging ein Ruck durch mich, der mir fast die Glieder zerriss. Ich fiel zu Boden. Kaltes, stinkendes Wasser umspülte mich und weckte meine Lebensgeister gerade soweit, dass ich den Kopf der Schlange auf mich zurasen sah, aber eine Flucht war nicht möglich, weil mein Körper vom Strom noch immer gelähmt war. Im letzten Moment, ehe die messerscharfen Giftzähne in mein Fleisch drangen, schaffte ich es, mich zur Seite zu rollen. Die Zähne schlugen links und rechts von meinem Kopf in den Boden ein, dann war alles still.
    „Meine Güte, Mel, du machst es aber theatralisch“, hörte ich Osira von weit her.
    Ich blinzelte, sah alles nur verschwommen. Auch mein Gehör war eingeschränkt. Nach und nach wurde das Bild meiner Wölfin klarer und ihre Stimme klang weniger dumpf.
    „Die – Serpenias?“, brachte ich mühsam hervor.
    „Liegen beide im Abwasser. Du übrigens auch.“
    Beim Versuch mich aufzurichten knickten mir sofort die Arme weg. Murrend packte mich Osira am Mantelkragen und zog mich zwischen den Giftzähnen hervor, wobei sie mich nicht im Unklaren darüber ließ, wie diese Brühe schmeckte, mit der sich meine Kleidung vollgesogen hatte.
    „Du hast die eine mit dem Stromkabel erledigt“, meinte sie durchaus anerkennend. „Aber es war dumm, ihr die Ladung zu verpassen, während du Körperkontakt mit ihr hattest.“
    „Danke“, keuchte ich mühsam. „Aber die Alternative war leider inakzeptabel. Was ist mit der zweiten?“
    „Sie hat sich wohl mit ihrer Freundin um den Leckerbissen streiten wollen.“ Ich verzog das Gesicht darüber, als Leckerbissen bezeichnet zu werden, aber Osira fuhr ungerührt fort. „Sie hat dabei aber das Kabel erwischt und sich selbst den Todesstoß versetzt.“
    Das Aufatmen riss mich fast entzwei, aber erleichtert war ich trotzdem, auch wenn ich mich fühlte, als hätte mich ein LKW-Konvoi überrollt.
    „Jedenfalls ist die Gefahr gebannt.“
    Unangenehm pulsierte das vampirische Blut durch die Quetschungen, um das verletzte Gewebe zu regenerieren. Ich dachte kurz daran, dass eine Mahlzeit den Vorgang beschleunigte, aber ich wollte weiteres Aufsehen vermeiden. Als ich mich wieder halbwegs fit fühlte, holte ich das Handy aus der Manteltasche und rief Franklin an.
    „Problem gelöst, Dad, keine Gefahr mehr.“
    „Das heißt, du hast sie getötet.“
    Er war offenbar nicht sonderlich erfreut über diese Maßnahme. Aber ihn hatten die beiden Biester ja auch nicht attackiert. „Kannst du jemanden vom Shanghaier Mutterhaus schicken, der hier aufräumt? Ich glaube, es wäre keine gute Idee, das den Behörden zu überlassen.“
    „Wird erledigt, Mel. Aber sag, konntest du die Ursache für das abnormale Verhalten ermitteln?“
    „Leider nicht. Aber ich bringe Proben der beiden Reptilien mit. Vielleicht ist es eine Krankheit.“
    „Der beiden? Willst du sagen, es waren zwei?“
    „Allerdings. Unterschiedlich in der Färbung. Ich …“
    „Komm bitte so schnell wie möglich zurück. Das ist sehr merkwürdig. Regelrecht beunruhigend.“
    Er hatte aufgelegt, ehe ich noch etwas erwidern konnte. Irritiert starrte ich auf das Mobiltelefon. Er hätte ja wenigstens nach meinem Befinden fragen können, wenn ich mich schon mit solchen Biestern herumschlug. Dann machte ich mich daran, die besagten Proben der toten Körper zu nehmen, damit die Aufräumtruppe bei ihrem Eintreffen sofort loslegen konnte.

Geheimnisse tragen zuweilen ein seltsames Gewand
     
    Ein Meer von Sternen ließ den Nachthimmel über der chinesischen Mauer so hell erstrahlen, dass der Sougvenier die Gestalt sofort erkannte, die ihn erwartete. In dem eisblauen Kleid und dem pelzbesetzten Umhang sah sie wahrlich wie eine Königin aus – auch ohne Königreich. Ihr schwarzes Haar wehte im sanften Wind, während sie ihm unerschrocken entgegenblickte. Er grinste und entblößte seine scharfen Zähne, was sie augenscheinlich wenig beeindruckte, denn ihre Miene blieb kühl und gelassen, fast ein bisschen arrogant. Aber natürlich fühlte sie sich ihm und seiner Art weit überlegen. Erst recht, solange Yrioneth in der Darkworld gefangen war. Er würde sie sicher lehren, die Sougven mit dem gebührenden Respekt zu behandeln. Aber das
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