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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen
Autoren: Derting Kimberly
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Purzelbäume.
    Violet schluckte. »Haha.«
    Â»Ach, das hätte ich fast vergessen. Guck mal!« Jay zog einen Zettel aus seiner Gesäßtasche und reichte ihn ihr.
    Vorsichtig faltete Violet ihn auseinander und strich ihn auf der Tischplatte glatt. Als sie erkannte, was dort stand, verspürte sie einen Stich.
    Es war eine Telefonnummer. Für Jay. Von Elisabeth Adams, dem beliebtesten Mädchen der Schule und aller Wahrscheinlichkeit nach der künftigen Abschlussballkönigin. Sie war hübsch und blond und ging schon in die Zwölfte. Und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, hatte sie auch noch glänzende glatte Haare, von denen Violet nur träumen konnte.
    Violet versuchte, nicht zu geschockt auszusehen, als sie Jays Blick erwiderte. »Wahnsinn«, war alles, was sie über die Lippen brachte.
    Â»Ich weiß.« Jay schien genauso überrascht zu sein wie sie. »Sie muss ihn mir in der ersten Stunde ins Fach gesteckt haben.«
    Â»Rufst du sie an?«, fragte Violet so beiläufig wie möglich. Konnte nicht alles wieder so sein wie früher? Dann wäre es ihr egal, ob er dieses Mädchen anrief oder nicht. Dann würde sie ihn jetzt ausquetschen, um alles bis ins kleinste Detail zu erfahren, bis sie plötzlich vom Thema abkommen und über etwas lachen würden, was nur sie beide verstanden.
    Aber so einfach war das jetzt nicht mehr. Als sie ihm den Zettel zurückgab, fühlte sie sich schrecklich niedergeschlagen.
    Ehe Jay ihr antworten konnte, klingelte es und die Lehrerin kam herein. Jay nahm den Zettel und steckte ihn in seinen Ordner.
    In den nächsten fünfundvierzig Minuten standen Sinus und Kosinus auf dem Stundenplan, aber Violets Gedanken schweiften immer wieder ab. Sie musste einen Weg finden, ihre Gefühle für Jay zurück in geordnete Bahnen zu lenken. Und zwar bald. Denn wenn nicht, wenn sie diesen Virus nicht besiegte, würde er womöglich ihre Freundschaft infizieren. Das durfte sie einfach nicht zulassen.
    Es ging hier um Jay. Er war der großartigste Mensch, den sie kannte, und die Vorstellung, ihn womöglich zu verlieren, war unerträglich.
    Sie tat so, als ob sie zur Uhr an der Wand über der Tür schaute. Stattdessen warf sie verstohlen einen Blick in seine Richtung. Er war voll auf den Unterricht konzentriert und machte sich eifrig Notizen in sein Heft.
    Gut, dass wenigstens einer von ihnen aufpasste. Und gut, dass Jay keine Ahnung hatte, dass sie nur seinetwegen kein einziges Wort von der Mathestunde mitbekam.
    Nach dem Läuten zur Mittagspause blieb Violet länger im Klassenraum sitzen, angeblich um Hausaufgaben zu machen, die in Wahrheit erst zur nächsten Woche fällig waren. Sie musste zwischen Jay und sich etwas Abstand bringen. Fast zwanzig Minuten länger harrte sie dort aus. Dann ging sie zur Toilette, wo sie sich in aller Ruhe die Hände wusch, ihren Pferdeschwanz neu band, was jedoch keine Verbesserung brachte, und sich anschließend wieder die Hände wusch.
    Während sie überlegte, was sie noch tun könnte, um die Zeit totzuschlagen, kam ihre Freundin Chelsea herein. Erleichtert atmete Violet auf. Endlich jemand, mit dem sie sprechen konnte.
    Â»Wo hast du denn gesteckt?«, fragte Chelsea. »Jay hat dich überall gesucht.« Sie stellte sich vor den Spiegel, kämmte ihre Haare und frischte ihr Make-up auf.
    Genau wie Jay hatte sich auch Chelsea in diesem Sommer verändert. Es schien, als hätte sie über Nacht ihre Weiblichkeit entdeckt. Chelsea war immer wild und sportlich gewesen. Aber nun hatte sie gemerkt, dass es noch mehr im Leben gab, als einen Volleyball in das gegnerische Feld zu schmettern oder beim Softball einen perfekten Wurf zu machen.
    Chelsea hatte eine glatte dunkle Mähne, die nur so schimmerte, wenn das Sonnenlicht darauf schien, ganz besonders jetzt mit den feinen blonden Strähnchen, die sie sich in das kastanienbraune Haar hatte färben lassen. Sie sah aus, als hätte sie den Sommer an einem kalifornischen Strand verbracht und nicht auf dem Softballfeld.
    Violet mochte Chelseas direkte Art, war bisweilen sogar ein bisschen neidisch darauf, auch wenn sie in manchen Situation gut darauf verzichten konnte.
    Wie jetzt gerade.
    Â»Und?«, fragte Chelsea, als Violet keine Antwort gab. »Der Junge funktioniert ohne dich einfach nicht, nicht mal beim Essen.«
    Violet zuckte zusammen und schaute schnell in den Spiegel. Zum
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