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Ruf der verlorenen Seelen

Ruf der verlorenen Seelen

Titel: Ruf der verlorenen Seelen
Autoren: Derting Kimberly
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Glück hatte Chelsea ihre Reaktion nicht bemerkt. Zu sehr war sie damit beschäftigt, die Augenwinkel mit dem kleinen Finger auszuwischen, um sicherzugehen, dass der Eyeliner nicht verschmiert war.
    Â»Der kommt schon klar«, antwortete Violet. »Er findet bestimmt eine andere, die mit ihm isst.«
    Chelsea blickte auf und sah Violet mit gerunzelter Stirn an. »Ist ja auch egal. Er wartet jedenfalls draußen im Flur. Er hat mich gebeten, hier nach dir zu suchen.«
    Violet verdrehte die Augen. Womöglich war Chelsea die Einzige in der Schule, die nicht mitbekommen hatte, wie Jay sich verändert hatte, vielleicht weil sie zu sehr mit ihrer eigenen Verwandlung beschäftigt war.
    Als Violet sich nicht rührte, packte Chelsea sie am Arm und zog sie zur Tür. »Los, bevor er den Hungertod stirbt.«
    Violet lachte. »Na gut, na gut.«
    Als sie aus der Mädchentoilette kamen, stand Jay im Flur und schaute sie erleichtert an.
    Sofort hob sich Violets Stimmung. Vielleicht hatte Chelsea recht. Vielleicht konnte Jay ohne sie nicht leben. Wenigstens dieses Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit.

BEUTE
    Im Regen war es leichter, unbemerkt zu bleiben. Diejenigen, die selbst im Auto saßen, hatten schlechte Sicht, und die Leute auf den Straßen waren zu sehr damit beschäftigt, nicht nass zu werden, als dass sie ihm Beachtung geschenkt hätten. Außerdem half ihm die hereinbrechende Dunkelheit, unsichtbar zu bleiben
.
    Das war er sonst nicht. Der Wagen, den er normalerweise fuhr, fiel auf, zog überall die Blicke auf sich, selbst in einer dunklen, regnerischen Nacht wie dieser. Aber heute war es anders. Heute war er einer von ihnen. Leider bedeutete der Regen auch, dass nicht allzu viele Menschen unterwegs waren. Er fuhr vom belebten Parkplatz des Supermarkts herunter. Während sein Blick aufmerksam von rechts nach links wanderte, lauschte er dem mechanischen Geräusch der Scheibenwischer, die sich hin und her bewegten ... hin und her ... hin und her
.
    Zwei Mädchen huschten Arm in Arm über den Zebrastreifen. Sie hatten kichernd die Köpfe zusammengesteckt. Er konnte nicht erkennen, ob sie hübsch waren, auf jeden Fall waren sie jung. Aber es waren zwei. Genau eine zu viel
.
    Im Stillen gratulierte er ihnen dazu, dass sie es auf die andere Seite geschafft hatten. Glückspilze. Er bog vom Highway ab und fuhr in eine Straße mit älteren, einstöckigen Häusern. Viele davon beherbergten mittlerweile Geschäfte. Die Stadt war gewachsen, die Bebauungspläne waren geändert worden und der zunehmende Verkehr hatte die Hausbesitzer vertrieben. Um diese Zeit war es hier dunkel und verlassen, die Läden, Friseure, Chiropraktiker hatten längst geschlossen. Je weiter er sich vom Highway entfernte, desto näher kam er den kleineren Wohnvierteln
.
    Da sah er das Auto. Die Warnblinklichter durchschnitten die feuchte, dunkle Nacht. Er drosselte das Tempo, als er an dem liegen gebliebenen Wagen vorbeifuhr, und spähte hinein
.
    Volltreffer. Sie war allein. Jung, hübsch und allein
.
    Er riss das Steuer herum und brachte seinen Wagen genau vor ihrem zum Stehen. Dann setzte er sein freundlichstes Lächeln auf und stieg aus, um ihr zu »helfen«. Sofort bemerkte er das Zögern in ihrem Gesicht
.
    Sie dachte darüber nach, ob sie ihm trauen konnte. Kluges Mädchen. Aber er wusste, dass er harmlos aussah, wie einer, auf den man sich verlassen konnte, und es dauerte nur wenige Sekunden, bis sie ihre Bedenken über Bord warf
.
    Sie öffnete das Fenster, nicht ganz, aber so weit, dass er mit ihr sprechen konnte
.
    Â»Alles in Ordnung?«, fragte er mit warmer, einnehmender Stimme
.
    Sie biss sich auf die Lippe. »Keine Ahnung. Ich hab einen Platten.«
    Sehr hübsch, die Kleine, dachte er. Doch er tat so, als interessiere er sich für die Reifen
.
    Die beiden, die er sehen konnte, waren in Ordnung
.
    Â»
Andere Seite«, sagte sie, als sie seinen Blick bemerkte. Mit einem Mal wirkte sie verlegen, eine unschuldige Röte war ihr ins Gesicht gestiegen. Sie zog die Nase kraus. »Ich weiß nicht, wie man einen Reifen wechselt
.«
    Er schaute sich um. Niemand war in der Nähe. Dass der Regen in kleinen Bächen seinen Nacken herunterrann und sein Hemd durchnässte, spürte er kaum. »Haben Sie jemanden angerufen?« Das war die entscheidende Frage.Jetzt würde sich zeigen, ob sie die Richtige war oder nicht. »Sind Ihre Eltern
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