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Ruf der Vergangenheit

Ruf der Vergangenheit

Titel: Ruf der Vergangenheit
Autoren: Nalini Singh
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brechen.“
    Dev schaute auf das von blauen Flecken und Kratzern gezeichnete Gesicht Ekaterina Haas’ und fragte sich, was sie wohl aufgegeben hatte, um die Folter zu überleben … wozu sie sich zur Verfügung gestellt hatte. Er ballte die Fäuste in den Hosentaschen – ganz egal, welchen Handel sie abgeschlossen hatte, es hatte sie nicht gerettet. „Um auf die Frage zurückzukommen, die Sie bei Ihrer Ankunft gestellt haben“, sagte er leise zu Dorian, solange Glen und Ashaya mit etwas anderem beschäftigt waren. „Das wird nicht möglich sein.“
    „Shaya will sie in ihrer Nähe haben.“ Dorian verschränkte die Arme vor der Brust und sah zu seiner Gefährtin hinüber. „Es hat sie fast umgebracht, glauben zu müssen, Ekaterina sei tot.“
    „Was immer mit ihr geschehen ist“, sagte Dev und konnte die Augen nicht von dem schmalen Körper auf dem Bett abwenden, „was immer man ihr angetan hat, sie ist nicht mehr die Frau, die Ihre Gefährtin gekannt hat. Hier können wir sie besser beobachten.“
    „Und falls sich herausstellt, dass sie eine Gefahr ist?“
    Dev sah ihn an. „Sie kennen die Antwort.“ Dorian war Wächter der DarkRiver-Leoparden. Das Rudel war nicht durch Schwäche zu einem dominanten Gestaltwandlerrudel in diesem Teil des Landes aufgestiegen … auch nicht dadurch, dass es schnell vergaß und vergab.
    Dorian holte tief Luft und warf Ashaya einen besorgten Blick zu. „Falls Sie diese Entscheidung fällen, möchte ich hinzugezogen werden. Damit ich sie darauf vorbereiten kann.“ Es klang wie ein Befehl.
    Gewöhnlich erteilte Dev Befehle und nahm keine entgegen, aber Ashaya hatte ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um zwei Kinder der Vergessenen zu retten. Sie verdiente, dass er ihr Respekt entgegenbrachte. „Geht in Ordnung.“ Doch als er nun die bedrohlich flache Atmung Ekaterinas beobachtete, fragte er sich, ob er sein Vorhaben überhaupt in die Tat würde umsetzen können, wenn es je dazu kommen sollte. Konnte er einen Körper zerstören, der schon so furchtbar gelitten hatte?
    Die Antwort gab ein Teil von ihm, den Blut und Schmerz geschaffen hatten: Ja.
    Denn wenn man gegen Bestien kämpfte, musste man gelegentlich selbst zu einer werden.
    Archiv Familie Petrokov
    Brief vom 24. Mai 1969
    Mein lieber Matthew,
    dein Vater meint, dass du eines Tages über diese Briefe lachen wirst, die ich einem Sohn schreibe, der gerade versucht, an beiden Daumen zugleich zu lutschen. „Zarina“, sagte er zu mir heute Nachmittag, „welche Mutter schreibt schon politische Abhandlungen an ihren sieben Monate alten Säugling?“
    Weißt du, was ich ihm geantwortet habe?
    „Eine Mutter, die überzeugt davon ist, dass ihr Sohn ein Genie werden wird.“
    Wie glücklich du mich machst. Noch während ich schreibe, frage ich mich, ob ich dir jemals diese Briefe zeigen werde. Sie sind wohl so etwas wie ein Tagebuch für mich, aber da ich es nicht über mich bringe, „Liebes Tagebuch“ zu schreiben, richte ich sie an den Mann, der du einst sein wirst.
    Ich hoffe, du wirst weniger turbulente Zeiten erleben. Trotz aller psychologischen Theorien scheint sich zu erweisen, dass es nahezu unmöglich ist, den Kindern ihren Zorn abzutrainieren.
    Aber das ist es nicht, was mir Sorgen bereitet – es gibt Gerüchte, der Rat würde sich mehr und mehr an Mercury orientieren, der geheimen Gruppierung um Catherine und Arif Adelaja. Wenn das stimmt, steht es schlimmer um uns, als ich befürchtet habe.
    Ich habe nichts gegen Catherine und Arif. Früher habe ich sie sogar zu meinen Freunden gezählt und sie bewundert für den Mut, mit dem sie das Schlimmste überstanden haben, was Eltern widerfahren kann. Es ist bestimmt nicht übertrieben, sie zu den außergewöhnlichsten Denkern unserer Generation zu zählen. Und da ich genügend Zeit mit ihnen verbracht habe, kann ich eines mit Sicherheit sagen: Beide wollen nur das Beste für die unseren.
    Aber manchmal kann das tiefe Bedürfnis zu retten und zu schützen so blind machen, dass man gerade das zerstört, was man retten will.
    Ich kann nur hoffen, dass auch der Rat zu dieser Erkenntnis gelangen wird.
    In Liebe
    Mamotschka

 
    5
    Zwei Tage nach ihrem Zusammenbruch betrachtete die Frau, die alle Ekaterina nannten, die Fremde im Spiegel und bemühte sich zu sehen, was die anderen sahen. „Das bin ich nicht.“
    „Noch immer keine Erinnerung?“
    Sie fuhr herum; der Mann, der sich ihr mit dem Namen Devraj Santos vorgestellt hatte, stand in der Badezimmertür. Dunkles Haar,
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