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Ruf Der Tiefe

Ruf Der Tiefe

Titel: Ruf Der Tiefe
Autoren: Katja Brandis , Hans-Peter Ziemek
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mal langsam«, mischte sich Carima irritiert ein. »Wovon redest du? Ich kapiere gar nichts.«
    »Ich auch nicht!« Wütend stemmte Billie die Hände gegen die Hüften.
    Julian wandte sich ihnen zu. In seinen Augen stand wilde Verzweiflung und in diesem Moment war in seinem Gesicht nichts Kindliches mehr. »Unten auf der Station, da habe ich Leon Mist erzählt, ich habe gesagt, ich hätte dich geküsst, Carima. Ja, es war gelogen! Es war eine verdammte Lüge! Aber in diesem Moment wollte ich ihm wehtun.« Fahrig wischte er sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. »Ich kann nicht mal sagen, wieso, vielleicht weil er in allem, was er macht, so viel besser ist als ich und sich nicht mal anstrengen muss dafür, weil das mit meinem Rochen Carag ein Fehlschlag war und er mit seinem achtarmigen Vieh ein Herz und eine Seele …«
    »Du hast behauptet, du hättest mich geküsst?«, wiederholte Carima ungläubig.
    »Ja, hab ich! Und Leon ist vollkommen durchgedreht, noch nie habe ich ihn so gesehen, er ist rausgestürmt und mit der OxySkin ins Meer gegangen, hat sich einfach nicht um das Tauchverbot gekümmert. Kovaleinen hat ihn wegen dieser Sache aus der Station verbannt und nach oben geschickt.« Julian sackte auf einer Bank an der Reling zusammen und stützte den Kopf in die Hände. »Es ist alles meine Schuld. Und deswegen bin ich derjenige, der jetzt da runtergehen wird.«
    Eine Minute lang herrschte Schweigen auf dem Deck der OceanScout . Erschrocken blickten Jonah Simmonds, Hope und Chili von der Lovely Lucy herüber.
    Carima atmete tief. Ja, klar, das Ganze war eine miese Aktion von Julian gewesen, und noch vor ein paar Tagen wäre sie ausgerastet, wenn sie davon erfahren hätte. Doch jetzt zählte nur noch, Leon lebend aus der Tiefe hochzubringen.
    Schließlich war es Jonah Simmonds, der die Stille brach. »Äh, Leute, wo habt ihr eigentlich den Kanister mit diesem blauen Zeug hingetan? Und die Tasche mit dieser … äh, Skin?«
    »Wieso, wir haben doch –«, begann Carima und blickte sich um. Einige der alten OxySkins lagen noch an Deck, aber Simmonds hatte recht, der Kanister war verschwunden und auch die Tasche mit Leons eigenem Anzug. Eine feuchte Spur führte von dem Platz, an dem sie sich befunden hatten, bis ins Wasser.
    »Lucy!«, schrie Billie auf und sie stürzten alle zur Reling. Doch dort war schon längst nichts mehr zu sehen, nur das durchscheinende Blau des Pazifiks und die kleinen Wellen, die sich an der Bordwand der OceanScout brachen.
    »Sie wird das nicht überleben«, sagte Julian dumpf. »Das Wasser um den Lo’ihi herum ist voller Kohlenwasserstoffe und Schwermetalle, reines Gift für Kraken. Aber wenn sie tatsächlich bis nach unten kommt …«
    Und dann schwiegen sie. Saßen nebeneinander, so dicht, dass sich ihre Arme berührten. Warteten. Hofften.
    Als dann schließlich etwas geschah, war es nicht das, was Carima erwartet hatte. Ein Schiff tauchte am Horizont auf und hielt auf sie zu. »Gott sei Dank, endlich, das ist die Thetys , oder?«, jubelte Carima und sprang auf, doch Billie schüttelte den Kopf. »Quatsch, die Thetys ist dreimal so groß wie das da. Sieht eher nach der Kiska aus, einem Kutter der Küstenwache, der in Hilo stationiert ist. Wie haben denn die mitgekriegt, was hier los ist?«
    »Ich habe einen Journalisten gebeten, die Behörden zu alarmieren«, gestand Carima und Billie verzog das Gesicht. »Na, hoffentlich erzählt denen niemand etwas von deiner Pseudo-Bombe.«
    Mit schäumender Bugwelle näherte sich das andere Schiff und stoppte schließlich einen Steinwurf von ihnen entfernt. Tatsächlich, auf dem weißen Rumpf standen U.S. Coast Guard und Kiska . Carima spähte hinüber … und ihr wurde abwechselnd heiß und kalt. Auf dem Schiff liefen nicht nur eine Menge Besatzungsmitglieder herum, mit denen Billie gerade per Funk Kontakt aufnahm – dort an der Reling standen auch zwei Menschen, die sie sofort erkannte.
    Ihre Mutter … und ihr Vater!
    »Ach du Schande«, sagte Carima schwach. »Das sind meine Eltern.«
    Sie hätte es sich eigentlich denken können. Ihre Mutter hatte sicher die Polizei benachrichtigt und ihr Verschwinden gemeldet … und als dieser Journalist dann die Behörden alarmiert hatte, hatte er wahrscheinlich nicht nur etwas über Leon, sondern auch etwas von einem blonden deutschen Mädchen erzählt. Die Beamten hatten nur noch zwei und zwei zusammenzählen müssen.
    In einem Schlauchboot mit Außenbordmotor wurden ihre Eltern
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