Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33
Autoren: Delacroix Claire
Vom Netzwerk:
ersten Schrecken abgrundtief erleichtert, wirbelte Sophie um die eigene Achse, bis Mantel und Rock in weitem Bogen flogen. Der Traum, das wusste sie nun, würde sie nicht mehr verfolgen, und lauthals lachend drehte sie sich im Kreis, schneller und immer schneller.
    „Hugues!“, jauchzte sie jubelnd. „Komm her, spute dich.“ Schon hörte sie seine Schritte und das Klirren des Zaumzeugs.
    „Was ist denn?“, fragte er mit besorgter Stimme.
    Sophie hielt mitten in ihrem Tanz inne und strahlte ihn an. „Nichts!“, rief sie fröhlich, worauf er die Zügel fallen ließ und rasch auf Sophie zugeeilt kam. Und als sie auf seiner Miene las, dass er sie wohl doch für verrückt hielt, lachte Sophie erneut und kam ihm zuvor, noch ehe er seiner Befürchtung Ausdruck verleihen konnte.
    „Hier ist gar nichts“, bekundete sie begeistert. „Zwar führt mein Traum mich stets hierher, doch gibt es hier nichts, wovor ich mich fürchten müsste.“ Die Besorgnis auf Hugues’ Zügen wandelte sich zu Erleichterung, und lächelnd nahm er Sophie in die Arme. „Der Traum wird mich nie wieder heimsuchen“, schloss sie jubelnd. „Da bin ich mir sicher.“
    „Das ist wirklich ein Grund zum Feiern“, pflichtete er ihr bei, und als sich seine Lippen fordernd über die ihren legten, war Sophie, als hebe ihr Herz sich in die Lüfte. Auf Zehenspitzen gereckt, küsste sie ihn innig, fest davon überzeugt, dass ihr nun, da der beklemmende Traum hinter ihr lag, keine Hürde zu hoch sein würde. Von nun an, so sagte sie sich, galt nur noch Hugues. Nie wieder sollte der Traum ihr Leben bestimmen.
    Beide waren außer Atem, als Hugues sich schließlich von ihren Lippen löste. Sophie lächelte ihn ohne jegliche Scheu an, war doch die Leidenschaft, die sie sich so lange hatte versagen müssen, voll entflammt. „Mir scheint, du hast doch nicht die Absicht, bis zur Vermählung zu warten“, sagte Hugues, womit er ihre Zuversicht auf einen Schlag zunichtemachte.
    „Hugues …“, begann sie, denn sie wollte jetzt unbedingt erfahren, ob ihr Verdacht stimmte und er seine Einstellung zu Pontesse tatsächlich überdacht hatte.
    Doch er unterbrach sie. „Was ist denn das dort drüben? Hattest du nicht gesagt, hier sei nichts?“
    Sophie drehte sich um. Dort, wo im Traum die glühenden Reste des Feuers glommen, bemerkte sie nun einen matten Schimmer. Eigentlich war sie sich sicher, dass vorher nichts dort gelegen hatte. Doch als sie Hugues folgte und sich gemeinsam mit ihm zu dem Gegenstand niederbeugte, hielten sie beide erstickt den Atem an, denn etwas Silbernes blitzte dort auf.
    „Wie eine Ansteckbrosche sieht es aus“, murmelte Hugues, kniete sich nieder und kratzte mit dem Messer den Schmutz von dem gefundenen Objekt, während Sophie ihm über die Schulter sah. Als er es schließlich ausreichend gereinigt hatte, hielt er es Sophie zur Betrachtung hin.
    Es war ein Figürchen, in Silber gegossen und vom Äußeren her einem Kleinod ähnlich, welches sie unlängst erst gesehen hatte. Dieses jedoch stellte einen Rittersmann dar mit jeder kleinsten Einzelheit seiner Brünne. Auch die Kokarde auf der Brust seines Waffenrockes war zu erkennen, selbst jetzt noch im Dämmerlicht: ein sich aufbäumendes Einhorn. Als Sophie die Fibel umdrehte, wurde ihr klar, dass es sich allem Anschein nach um die Hälfte einer Mantelspange handelte, trug es doch nur eine stabile Öse.
    Da zuckte ihr ein Gedanke durch den Kopf, und als sie Hugues’ Blick suchte, bemerkte sie, dass er offenbar zu demselben Schluss gelangt war.
    „Hast du die Fibel der Melusine dabei?“, fragte er, während Sophie bereits ihre Taschen durchsuchte. Sie kramte das Kleinod schließlich hervor und merkte auf Anhieb, dass die zwei Stücke zusammengehörten. Unter Hugues wachsamem Blick hielt Sophie mit zitternden Fingern die beiden Hälften so zusammen, dass der Haken in die Öse passte und die zwei Teile mit hörbarem Klicken einrasteten.
    Der Ritter nahm die linke Seite ein, und seine Umrisse verschmolzen dermaßen genau mit dem Schwung von Melusines Haar und Schwanz, dass kein Zweifel mehr möglich war: Die beiden Teile gehörten zusammen. Ehrfürchtig berührte Sophie das blass schimmernde Stück und schluckte aufgeregt. Dann hob sie den Blick.
    „Sie war hier“, sagte sie leise.
    Hugues nickte. „Und offensichtlich wusste sie, dass du herkommst.“ Obwohl sie lächeln musste, kam Sophie gar nicht dazu, ihn darauf hinzuweisen, dass dies wohl reine Spekulation sei, denn inzwischen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher