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Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33

Titel: Ruf der Sehnsucht - Historical Special Bd 33
Autoren: Delacroix Claire
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leichtfertige Weise ihr Leben aufs Spiel setzte.
    „Sophie!“, schrie er aus vollem Hals und registrierte erleichtert, dass sie sofort die Zügel anzog und sich zu ihm umdrehte, während sein Schlachtross die verbliebene Distanz rasch überwand. Dann aber ließ er seinem Ingrimm freien Lauf.
    „Ja, hast du denn vollkommen den Verstand verloren, Weib?“, polterte er gereizt, nachdem er zu ihr aufgeschlossen war. „Was dachtest du dir dabei, allein davonzureiten? Weißt du denn nicht, dass hier allerlei Wegelagerer auf der Lauer liegen könnten und auf ahnungslose Opfer warten?“
    „Du bist mir gefolgt.“ Sophie war offensichtlich völlig entgeistert. Ihre Flüsterstimme nahm Hugues vorübergehend den Wind aus den Segeln.
    „Natürlich bin ich dir nachgeritten“, rief er, als er sich wieder gefangen hatte. „Meinst du, dein Wohlergehen wäre mir einerlei? Wieder und wieder habe ich dir meinen Schutz angedeihen lassen – und dennoch erstaunt dich, dass ich hier bin? Deshalb frage ich nochmals: Hast du denn keinen Verstand im Kopf?“
    Offenbar vom ersten Schrecken erholt, straffte sich Sophie im Sattel und blickte Hugues furchtlos an. „Bei deinen neuen Verpflichtungen ist der Gedanke doch nicht von der Hand zu weisen, dass du keine Zeit mehr hast für eine mordlustige, minderwertige Hexe.“
    Hugues starrte sie bestürzt an. „So habe ich dich noch nie genannt“, wandte er kraftlos ein.
    Sophie winkte ab. „Das brauchtest du auch nicht, denn das übernahmen andere für dich“, stellte sie lapidar fest. Jetzt merkte er, wie tief der Stachel von Justines Anschuldigungen saß.
    „Sie ist fort, Sophie“, bekundete er. Sie schüttelte zwar den Kopf, doch Hugues war, als schimmerten Tränen in ihren Augen.
    „Das tut nichts zur Sache“, erklärte sie, „denn sie wäre bestimmt nicht die Letzte.“
    Spontan legte Hugues seine Hand über die ihre. Sie zitterte. „Darauf gebe ich nichts“, flüsterte er eindringlich und merkte, wie ihre Augen hoffnungsvoll aufleuchteten.
    Dann erlosch dieses Leuchten. „Aber andere tun es“, konterte sie ungehalten. „Hugues, du darfst den Ruf deines Hauses nicht gefährden. Das weiß ich sehr gut.“
    „Ist das also der Grund dafür, dass du fortgegangen bist?“ Er musste die Wahrheit erfahren.
    „Ja, wie du dir sicherlich denken kannst“, versetzte sie gereizt. „Diese Last wollte ich dir nicht zumuten.“
    Hugues verstärkte den Druck auf ihre Finger. Wie sollte er es bloß anstellen, ihr die Frage zu stellen, die ihm auf der Seele brannte? „Aber liebst du mich denn, Sophie?“
    Unbeantwortet schwebte die Frage eine geraume Zeit zwischen ihnen, sodass er schon befürchtete, Sophie könne sie verneinen. Da aber schaute sie auf und nahm ihn mit ihrem Blick gefangen.
    „Hugues“, sagte sie, „ich liebe dich von Herzen. So sehr, dass ich dir Besseres wünsche, als ich dir selbst zu geben vermag.“
    Hugues konnte sein Glück kaum fassen und drückte ihr lächelnd die Hand. „Du weißt doch genau, dass es für mich nichts Besseres geben könnte.“
    Erstaunlicherweise schienen seine Worte sie nicht sonderlich zu erfreuen, denn sie entzog ihm abrupt ihre Hand. „Hugues“, erklärte sie mit düsterer Miene, „so einfach kannst du meine Wirkung auf dein Anwesen nicht abtun.“
    „Es sei denn, ich habe gar keins.“
    Sophie bedachte ihn mit einem scharfen Blick. „Was redest du da? Dein Vater ist tot, also wirst du die Führung von Pontesse übernehmen. Hältst du mich für so einfältig, dass ich diese einfache Tatsache nicht begreife?“
    „Ich habe Pontesse verlassen“, gestand Hugues und beobachtete aufmerksam, wie Sophies Schrecken sich in Zorn verwandelte.
    „Verlassen? Soll das heißen, du hast dein Erbe ausgeschlagen?“
    „So ist es.“
    „Bist du von Sinnen?“, zürnte sie.
    Aus einem ihm unerfindlichen Grund fand er ihren Ausbruch amüsant. Er hatte ja selbst so lange geglaubt, sie sei nicht richtig im Kopf, dass ihr jetziger Vorwurf ihm unaussprechlich erheiternd vorkam, sodass er sich vor Lachen nicht halten konnte.
    „Vielleicht ist es ja mein Schicksal“, prustete er, als er wieder einigermaßen sprechen konnte, doch der Satz ließ ihn aufs Neue in haltloses Gelächter ausbrechen.
    Sophie betrachtete ihn, ohne in sein Gelächter einzustimmen, auch wenn es um ihre Lippen zuckte. „Du bist tatsächlich verrückt“, bemerkte sie, während Hugues sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischte.
    Er riss sich einigermaßen zusammen.
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